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Kernjak, Pavle
Kernjakova kapela, Sǝm se
rajtuŭ žǝnitǝ sowie für die Anerkennung des Rechtes auf Selbstbe-
stimmung der Kärntner Slowenen ohne Rücksicht auf
bestehende Grenzen. Als er den slowenischen Text las,
verließen alle Delegierten, außer jenen der KPÖ, den
Sitzungssaal. Er wurde arretiert, auf Verlangen der Ar-
beiterschaft jedoch freigelassen. Die Resolution hatte er
gemeinsam mit Gregor Kersche und Lovro Kuhar
(→ Prežihov Voranc) verfasst. Am 2. August 1932
wurde er beim illegalen Grenzübertritt in der Nähe des
Loiblpasses/Ljubelj von den jugoslawischen Grenz-
organen verhaftet. Bei ihm fand man 4.800 kommu-
nistische Flugschriften. Er wurde in das berüchtigte
Gefängnis Glavnjača in Beograd gebracht. Am 1. April
1932 wurde er zu vier Jahren Gefängnis, zum Verlust
der bürgerlichen Rechte und nach Haftverbüßung zur
Landesverweisung verurteilt. Gegen die Inhaftierung
protestierte nicht nur die Ferlacher Arbeiterschaft, ihr
schloss sich die Arbeiterschaft einer Reihe europäischer
Staaten an (der Niederlande, Schwedens, Deutschlands,
der Schweiz und der Tschechoslowakei). Kärntner
Kommunisten erledigten in der Zeit der königlichen
Diktatur in → Jugoslawien wichtige Kurierdienste. Sie
ermöglichten den Grenzübertritt von jugoslawischen
KP-Funktionären nach Österreich und ihre Weiterreise
zu verschiedenen Kongressen und an die Kaderschulen
in Moskau. Nach Jugoslawien brachten sie Agitations-
material und Post für ihre jugoslawischen Genossen. K.
kehrte 1935 nach Ferlach/Borovlje zurück. Er wurde
zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und 1942 in
Frankreich wegen Kontakten zur französischen Résis-
tance festgenommen. In Klagenfurt/Celovec verhaftete
die Gestapo vorübergehend seine Familie. K. kam in
das Konzentrationslager Buchenwald, von dort nach
Sachsenhausen und schließlich mit einem Transport
am 26. Februar 1945 nach Mauthausen. Hier rettete
den körperlich vollkommen Erschöpften sein sloweni-
scher Genosse, der Schriftsteller Prežihov Voranc.
Mit einem jugoslawischen Transport kehrte Kazianka
am 18. Mai 1945 nach Kärnten/Koroška (Villach/Bel-
jak) zurück. Im November 1945 wurde er auf der Liste
der KPÖ in den Kärntner Landtag gewählt, den er dann
bis zu seinem Tode 1963 angehörte. In diesen Jahren
war K. auch Vizepräsident des ÖGB Kärnten/Koroška
und Mitglied des ZK der KPÖ. Von 1950 bis zu sei-
nem Tod war er zudem Vorsitzender der Landesleitung
der KPÖ Kärnten/Koroška. Als Landtagsabgeord-
neter trat er scharf gegen nationalistische Auswüchse
in den bürgerlichen Partein auf, kritisierte wiederholt
Art und Weise der Feiern zum 10. Oktober und sprach sich gegen den Bund österreichischer Slowenen aus.
Er plädierte für die Gleichberechtigung der Kärntner
Slowenen auf allen gesellschaftlichen Gebieten, wobei
er insbesondere für eine Fachausbildung junger Slowe-
nen im Rahmen einer eigenen slowenischen landwirt-
schaftlichen Fachschule eintrat. Er verteidigte auch die
obligate zweisprachige Volksschule (→ Schulwesen).
Seine slowenischen publizistischen Beiträge signierte
er mit Johan Kacianka.
Lit.: ES ; OVSBL. – ; S. Karner, V. Sima, J. Stergar : Wer ist wer ? Slo-
wenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. In : S. Karner, A.
Moritsch (Hg.) : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf.
Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 222 ff., 306.
Avguštin Malle
Keber, Anton, Organist u. a. in Tainach/Tinje, → Lie-
dersammlung, handschriftliche.
Keber, Josef (Grablach/Grablje), Kirchenliedsammler,
→ Liedersammlung, handschriftliche.
Kefer, Valentin, Mitglied des Gesangsvereins, Kul-
turaktivist, → Zvezda, Izobraževalno in pevsko društvo
[Bildungs- und Gesangsverein Zvezda (Stern)].
Kerbic, Franc, Regisseur bei Laienaufführungen, Kul-
turaktivist, → Vogrče, Slovensko katoliško izobraževalno
društvo [Slowenischer katholischer Bildungsverein
Rinkenberg].
Kernjak, Pavle (* 9. Februar 1899 St. Egyden/Šentilj
ob Dravi [Velden am Wörther See/Vrba], † 1. De-
zember 1979 Treffen/Trebinja), Musiker (Autodidakt),
Musikorganisator, Bauer.
K. wurde dem Mesner, Organisten und Gesangs-
leiter Valentin Kernjak und seiner Frau Magda-
lena, geb. Scheriau (Žerjav), geboren. Er besuchte
die utraquistische Volksschule in seinem Geburtsort
(1905–1913) und absolvierte danach eine Schneider-
lehre. Als Schneider arbeitete er nur einige Monate
1920–1921, flüchtete dann wegen der Unruhen und
Übergriffe nach der (→ Volksabstimmung) nach Za-
gorje ob Savi (→ Vertreibung 1920). Nach der Rück-
kehr setzte er in St. Egyden/Šentilj seine Tätigkeit als
Organist und Chorleiter fort, die er bereits im Herbst
1912, nachdem ihn der Vater und der heimische Pfarrer
etwas unterwiesen hatten, als Autodidakt übernommen
hatte. 1926 heiratete K. in den Bauernhof der Ama-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur