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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Page - 619 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

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619 Kidrič, France Institution Znanstveno društvo za humanistične vede [Wissenschaftlicher Verein für humanistische For- schungsdisziplinen] war K. Mitglied, genauso wie er 1938 zu den Gründungsmitgliedern der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Slovenska akademija znanosti in umetnosti, SAZU) zählte. Wäh- rend der Okkupation →  Jugoslawiens durch das natio- nalsozialistische Deutschland und weiterer drei Staaten war er Mitglied des Gründungsausschusses der Befrei- ungsfront (Osvobodilna fronta, OF) an der Universität. In der Zeit von Februar 1942 bis zum Kriegsende 1945 überlebte K. in italienischen und deutschen Gefängnis- sen und war konfiniert. 1945 wurde er zum Präsidenten der SAZU gewählt. Aus gesundheitlichen Gründen gab er 1948 die Lehrtätigkeit an der Universität auf und wurde an der SAZU der erste Leiter des Instituts für Literaturen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte K. bibliogra- fische Beiträge, biografische Artikel und Problemana- lysen zu literatur- und kulturhistorischen Fragen pub- liziert, sein Schwerpunkt war damals die Reformation (→  Protestantismus) und die Wiedergeburtsbewegung (→  preporod). Dem Fachdilettantismus und der Verhaf- tung in ideologischer Tendenzhaftigkeit der damaligen literaturhistorischen Publizistik bot er in polemischen Schriften Paroli. K. verfocht eine klare slowenische Kulturautonomie und lehnte daher alle Bestrebungen des →  Neoillyrismus ab. Das bis dahin erfasste litera- tur- und kulturhistorische Material hat K. nach seiner Berufung an die Universität in Ljubljana um viele neue →  Quellen bereichert. Sein Verdienst war es, das bi- bliografische und chronologische Gerüst für die Zeit der Reformation und →  Gegenreformation solide aus- gebaut zu haben. Dazu erstellte er zahlreiche akribisch aufgebaute →  Biografien, die heute Quellenwert haben, wie jene von Primož →  Trubar, Adam →  Bohorič und Jurij →  Dalmatin, aber auch jene von Janez Žiga Popovič (Johannes Sigismund →  Popowitsch). Systematisch beschrieb er die Epoche des preporod ; vier seiner fünfbändigen Zgodovina slovenskega slovstva (1929–1938) [Geschichte der slowenischen Literatur] sind ihr gewidmet ; er konnte sie nicht, wie ursprüng- lich geplant, bis zum Jahr 1848, sondern nur bis zum Jahr 1819 führen. Seine Bearbeitung des preporod wird teilweise durch K.s Prešeren-Forschungen ergänzt. Studien, vor allem biografische, bereiteten seine kriti- sche Prešeren-Ausgabe (1936) vor, sie dienten auch als Grundlage für seine Prešeren-Monografie (1938), die ebenso unvollendet blieb ; von der angedachten Fortsetzung erschienen nach dem Krieg nur einige Ausschnitte. Eine besondere Variante des literaturhistorischen Positivismus geht auf eine Entwicklung von K. zurück. Dabei verband er die kausal-genetische Bearbeitung der Literatur mit kulturellen, politischen und sozialen Pro- zessen und Einflüssen aus dem Ausland, um dann ihre Entwicklung als Funktion der gesamten Vergangenheit der Nation aufzufassen. Nach K. behinderten histo- rische Verhältnisse in den älteren Epochen eine nor- male politische und soziale Entwicklung im sloweni- schen Raum, was ein Aufblühen der Kultur unmöglich machte. Das sei der Grund dafür, dass die slowenische Literatur im Vergleich zu den Literaturen entwickelter europäischer Nationen rückständig sei ; seit der Mitte des 18. Jh.s überwinde sie im Verlauf des preporod die- sen Zustand schrittweise, weshalb dieser den zentralen Gegenstand der literaturhistorischen Forschung bildet. K.s Vision der Geschichte als Resultat von objektiver, unparteiischer wissenschaftlicher Forschung war für ihn untrennbar mit Elementen einer national-affir- mativen Ideologie durchflochten. Damit stieß K.s Va- riante der Literaturgeschichte auf großes öffentliches Echo und erfuhr breite gesellschaftliche Akzeptanz. Der slowenische Teil von Kärnten/Koroška war für K. selbstverständlicher Bestandteil des slowenischen Sprach- und Kulturraums (→  Kulturgeschichte). Aus Gründen der Verflechtung von Literatur mit kausa- len Zusammenhängen aus außerliterarischen Ein- flusssphären behandelte K. ihre Entwicklung getrennt nach Ländern bzw. Regionen und engeren Gebieten im Hinblick auf die verschiedenen lokalen Verhält- nisse. Seine Forschungen zur kärntnerslowenischen Literatur sind in seine Zgodovina slovenskega slovstva eingeflossen, zumeist im Band 5 (1938), der u. a. Ur- ban →  Jarnik, Matija →  Schneider, das anonyme →  Eisenkappler Passionspiel (Kapelški pasjon), Andrej →  Schuster-Drabosnjak und Miha →  Andreaš behandelt (S.  668–684). Werke : Primož Trubar. K njegovi štiristoletnici. In : Domovina 1908 [in Fortsetzungen] ; Die protestantische Kirchenordnung der Slove- nen im XVI. Jahrhundert. Heidelberg 1919 ; Ogrodje za biografijo Primoža Trubarja. In : RDHV 1 (1923) 179–272 ; Bibliografski uvod v zgodovino reformacijske književnosti pri južnih Slovanih v XVI. veku. Ljubljana 1927 ; Razvojna linija slovenskega preporoda v prvih razdob- jih. In : RDHV 5–6 (1929) 42–119 ; Dobrovský in slovenski preporod njegove dobe. Ljubljana 1930 ; Zgodovina slovenskega slovstva. 5 Bd. Ljubljana 1929–38 ; Korespondenca Janeza Nep. Primca 1808–1813. (Hg.) Ljubljana 1934 ; Prešeren I. Pesnitve – pisma. (Hg.) Ljubljana
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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