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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Page - 634 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

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634 Klagenfurter Feld/Celovško polje [S. 62] allmählich erst um 1600) : Um 1500 wurde der Ruš-Bauer (Besitzer der Ruschhube in St.  Loren- zen/Šentlovrenc) »als wehrhafter Edlinger zu Mann- schaftsdiensten verpflichtet« (Wadl, 156, →  Edlin- gerdienste). Im Gebiet der heutigen Gemeinde Magdalensberg/ Štalenska gora bestanden zu jener Zeit 10 kleine Burg- friede, das sind Dorfgerichte von Edlingerbauern (etwa in St.  Lorenzen/Šentlovrenc noch 1570), d. h., dass neben der feudalen und kirchlichen noch eine tradi- tionelle eigenständige und prestigereiche Organisati- onsform existierte (→  Edlingergerichtsbarkeit, →  Per- sonalitätsprinzip). Aus diesen gingen in der Folge die Katastralgemeinden hervor (Wadl, 80  f.). Der Schu- rianhof (Šurian) steht in Verbindung mit einer aus ei- nem Edlingergeschlecht aus Tessendorf/Tesnja vas ent- stammenden Familie, die 1652 geadelt worden war und seit 1676 zu den Kärntner Landständen zählte (Wadl, 168). Erst 1602 wurde das sog. Brennamt in Porten- dorf/Partovca, das mit den Wehrpflichten der Edlinger/ kosezi in Verbindung gebracht wird, als »unchristlich« erklärt und von habsburgischen Beamten aufgehoben, wobei die Familie Mordax, der der Edlingerhof im 15. Jh. im Erbwege zugefallen war, sich in der Folge dem →  Protestantismus zugewandt hatte, weshalb ein Zweig 1629 nach Nürnberg emigrierte (Wadl, 148). Nach Wadl scheinen die Matzendorfer, Mödern- dorfer, Krebsenbacher und Portendorfer zu jener Ed- lingerschicht zu gehören, die im heutigen Gemeinde- gebiet von Magdalensberg/Štalenska gora den Aufstieg unter die Edelknechte vollzogen haben, im Verlauf des Mittelalters aber erloschen sind (S.  181). Wadl the- matisiert zudem den Unterschied zwischen den bäuer- lichen »Huben« und den bereits aristokratischen »Hö- fen«. Der Begriff Hof sei für Objekte reserviert gewesen, die eine besondere Rechtsqualität hatten. Als Hof habe man nämlich nur Anwesen bezeichnet, die kei- ner Herrschaft unterstanden haben (z. B. der Eibelhof) oder aber zumindest früher herrschaftlich gewesen wa- ren (z. B. der Schurianhof [Wadl : 75  f.]). Dies führt zur Annahme, dass in den von Wadl identifizierten Edlingerdörfern und der von ihm skizzierten Erbfolge und Entstehungsgeschichte der Dörfer zumindest lo- kal auf dem Gemeindegebiet von Magdalensberg/ Štalenska gora eine interessante offensichtliche Kon- tinuität zwischen den ursprünglichen Edlingern/kosezi und den jeweils dominierenden Höfen in den einzelnen Dörfern bestanden hatte (Merlinghof/Merlin, Toman- hof/Toman, Eibelhof/Ovčjak, Sillehof/Žilje usw.). Das moderne Gemeindewappen von Poggersdorf/ Pokrče nimmt mit der Darstellung einer Schäfer- schippe und einer Lanze mit gekreuzten Schäften un- mittelbar Bezug auf die Tradition der Edlinger/kosezi in der Gemeinde, zumal nach Deuer der Herzogbauer aus Blasendorf/Blažnja vas eine Hube in Poggersdorf/ Pokrče besaß. Die →  Flurnamen in St.  Thomas am Zeiselberg/Šent- tomaž pri Celovcu und den umgebenden Pfarren und Gemeinden weisen darauf hin, dass dieser Forschungs- bereich im gesamten K.  F./C.  p. wertvolle kulturhis- torische Erkenntnisse beizusteuern vermag. Erstmal wurde im Rahmen der vorliegenden Enzyklopädie ei- nige zweisprachige Ortsnamen erfasst (so Schöndorf/ Lepa vas oder Roseneck/Rožnek und Dürnfeld/Suho polje) sowie der nichtamtliche Ortsname →  Joschap (bzw. Joschapsiedlung)/Jožap, der zudem in seiner lin- guistischen Dimension dargestellt wurde. Darauf auf- bauend wurden die →  Vulgonamen mit besonderer Berücksichtigung jener in der Altgemeinde St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung dargestellt. In Leibsdorf/Ličja vas (Gemeinde Poggersdorf/Po- krče) befand sich nach Fister ein ovaler spätmittelal- terlicher Tabor bzw. eine →  Wehrkirche zur »Türken- abwehr« ; ebenso war nach Fister die Gipfelkirche auf dem Magdalensberg/Štalenska gora befestigt. Dehio weist zudem die Pfarrkirche von St.  Thomas am Zeisel- berg/Šenttomaž pri Celovcu als ehemaligen Tabor aus. Jedenfalls konzeptualisierte Primož →  Trubar 1564 das Slowenische in seiner Slovenska Cerkovna ordninga [Slowenische Kirchenordnung] nicht nur als Kirchen- sprache, sondern auch gleichsam als überregionale na- tionale Schrift- bzw. →  Standardsprache (da Kirchen- ordnungen eine Prärogative der Feudalherren waren) in einer Zeit, als die Edlinger/kosezi vom K.  F./C.  p. ein zwar im Niedergang befindlicher, aber im histo- rischen Bewusstsein aufgrund ihrer Funktion bei der →  Fürsteneinsetzung durchaus fest verankerter Stand waren, wie es von den Landständen bzw. den Vertretern der →  Windischen Ideologie des Herzogtums Kärnten/ Koroška wiederholt hervorgehoben wurde. Trubars Konzept entsprach in Kärnten/Koroška sowohl eine rechtliche als auch eine gesellschaftspolitische Realität des Slowenischen (vgl. M. G. →  Christalnick, J. H. →  Megiser, →  Adelssprache, →  Landessprache). Die →  Klagenfurter Marktordnung aus 1793 be- zeugt ihrerseits, dass Deutsch in dieser Zeit auch in- tra-muros noch nicht →  Lingua franca war und es eine
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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