Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Page - 641 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 641 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

Image of the Page - 641 -

Image of the Page - 641 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

Text of the Page - 641 -

641 Klagenfurter Marktordnung aus 1793 Klagenfurter Handschrift die ursprünglich angenommenen Gailtaler Elemente phonetisch als der Gorenjska zugehörig erklärt werden können. Im Vergleich zu den Gebeten des Starogorski rokopis (Handschrift von Castelmonte) weisen sie eine ältere phonetische Stufe auf (so z. B. im Reflex für das Silbenbildende l [dalge – douge ›Schuld‹] und im Er- halt der unbetonten Vokale [kakor – koker ›so wie‹, reši – reše ›rette‹, verujo − verjo, ›ich glaube‹]. Die Gebete, mit Ausnahme des Vaterunsers, beinhalten einige über- nommene Begriffe aus dem Deutschen (gnada ›Gnade‹, žegnana ›gesegnet‹, grab ›Grab‹, leben ›Leben‹, martran ›gemartert‹). Im Unterschied zu jüngeren Texten wird jedoch noch der Begriff obtʃchyno ʃwettkow statt dem späteren gmajna ›Gemeinde‹ verwendet. Älteren Ur- sprungs ist auch die Befehlsform des Verbs bodi ›sei‹ statt des späteren izidi se und des Bindewortes ino ›und‹ statt tako. Im Vaterunser wird häufiger die stilistisch be- gründete Inversion des Possessivpronomens in Haupt- wortverbindungen verwendet (z.B. bogastvu tvoje ›dein Reich‹, vola tvoja ›dein Wille‹, kruh naš vsedani ›unser täglich Brot‹). Die inhaltliche und sprachliche Über- einstimmung (im slowenischen Dialekt der Gorenjska) mit dem über hundert Jahre jüngeren Starogorski roko- pis (Handschrift von Castelmonte) aus dem Gebiet der Venezia Slava/Benečija bestätigt die ununterbrochene mündliche und schriftliche Tradition des slowenischen religiösen Schrifttums im Mittelalter sowie seine Ver- bindung mit dem schriftsprachlichen Schaffen in den folgenden Jahrhunderten. Archive/Quellen : KLA, Sign. GV-HS 6/24. Lit.: ES (I. Orel-Pogačnik : Rateški rokopis). – G. Krek : O novoslo- venskem rokopisu zgodovinskega društva Koroškega. In : Kres I (1881) 173−190 ; I. Grafenauer : Poglavje iz najstarejšega slovenskega pis- menstva. In : Časopis za slovenski jezik, književnost in zgodovino 8 (1931) 68−102 ; I. Grafenauer : Nekaj novega o Rateškem (Celovškem) rokopisu. In : JiS I (1955/56) 165−169 ; I. Grafenauer : Celovški rokopis iz Rateč. In : Razprave SAZU 2. razred (1958) 3−61 ; K. Rauter : Or- namentik, Kolorismus, Notation zur Klagenfurter Handschrift. Porcia Institut 1959 ; T. Logar, B. Pogorelec, J. Koruza : Starogorski sloven- ski rokopis iz konca 15. stoletja. In : JiS XIX-6/7 (1973/74) 198–203, 198−203, 204−211 ; N. Mikhailov : Frühslowenische Sprachdenkmäler. Die handschriftliche Periode der slowenischen Sprache (XIV. Jh. bis 1550) (=  Studies in Slavic and general Linguistics 26). Amsterdam, Atlanta 1998, 60−64, 93−118 ; N. Mikhailov : Jezikovni spomeniki zgodnje slovenščine : rokopisna doba slovenskega jezika (od XIV. stol. do leta 1550). Trst 2001, 51−55, 79−81 ; A. Ogris : Iz arhivskih fondov in zbirk, Slo- venica v Koroškem deželnem arhivu. In : Arhivi 27/2 (2004) 302−306 ; A. Ogris : Celovški (Rateški) rokopis. In : Rojstni list slovenske kulture (Ausstellungskatalog). Ljubljana 2004, 19–22 ; D. Dolinar : Gre- gor Krek in literarna zgodovina. In : Traditiones 35/2 (2006) 112 ; M. Šekli : O narečnih plasteh jezika Rateškega ali Celovškega rokopisa ter o izvoru oblike seydi. In : Jezikoslovni zapiski 14/1 (2008) 29−40 ; P. Zablatnik : Slowenische Literatur in Kärnten von den ersten Anfängen bis zur Barockzeit. In : R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš (Hg.) : Das slowenische Wort in Kärnten. Wien 1985, 32−33, 81 ; J. Turk : Rateče – gorenjska vas koroških korenin. In : KMD 2015. Celovec 2014, 146–149. Web : E. Seitz : http://kodeks.uni-bamberg.de/AltSloven/Quellen/ ASL.Ratetsch.htm (erstellt am 19. 2. 1998). Irena Orel ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl Klagenfurter Marktordnung aus 1793, slow. Celovški tržni red, verlautbart am 29. Mai 1793 unter dem deutsch-slowenischen Volltitel Allgemeine Marktord- nung für die Hauptstadt Klagenfurt im Herzogthum Kärn- ten, slow. Pov∫od∫hna tershna naredba ∫a to poglavar∫ku Mestu Zelouz v Koro∫hkem Vaivodar∫tvi … (v) Zelouzi na 29tem tega Mainika 1793. Erstmals veröffentlicht von Theodor Domej in dessen Dissertation, umfasst das sprachhistorisch interessante Dokument vier je- weils zweispaltige und zweisprachige Seiten mit einem annähernd zeilengleichen Text. Regelungsgegenstand sind die Aufstellungs- und Verkaufsbedingungen der Inhaber bzw. Pächter von Marktständen. Sprachpolitisch und sprachsoziologisch ist das Do- kument von besonderem Interesse, weil es nach der Einführung des Deutschen als (innerer) →  Amts- sprache durch Joseph II. im Jahre 1784 kundgemacht wurde und weil die im Dokument nicht gesondert er- wähnte Behörde offensichtlich davon ausgeht, dass das Slowenische für die Durchsetzung des Regelungsge- genstandes relevant war und das Deutsche in jener Zeit eben (noch) nicht als →  Lingua franca in der Landes- hauptstadt angesehen werden konnte. Damit reiht sich das Dokument zu den zahlreichen →  Übersetzungen von Patenten und Kurrenden im Laufe des 18. Jh.s, bei denen dem Slowenischen eine amtssprachliche Funk- tion zukommt, weil Inhalte vermittelt wurden, die brei- testen Bevölkerungsschichten bekannt sein mussten. Die →  Zweisprachigkeit der Slowenen im heutigen Sinne hatte sich noch nicht gesellschaftlich durchge- setzt. Die Zweisprachigkeit der Dokumente entspricht dem Pragmatismus des aufgeklärten Absolutismus und einer rationalistischen und utilitaristischen Sprachauf- fassung (Domej) des →  Josephinismus. Daraus ergibt sich auch ein sprachhistorisches Inter- esse für diese Marktordnung insbesondere für den slo- wenischen Text, der offensichtlich ein Übersetzungstext ist. Er gibt die gehobene, bereis einer Regionalisierung unterworfene slowenische →  Standardsprache im Zentralkärntner Raum dieser Zeit wieder. Verfasst ist
back to the  book Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl"
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška