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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Page - 647 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

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647 Kmečka zveza sowie die Mitglieder der Landwirtschaftskammer ge- wählt werden. Die politische Führung der Kärntner Slowenen begrüßte die ständische Bauernvertretung und sprach von der Notwendigkeit einer starken, agilen bäuerlich-landwirtschaftlichen Organisation, die eine Säule der Beständigkeit und sozialen Festigkeit des Standes sein sollte. Noch vor der formalen Gründung des Bauernbundes begann der →  Koroški Slovenec mit seinem Kampf gegen den liberalen Landbund, den er bezichtigte, Schuld an der bestehenden wirtschaftli- chen und sozialen Notlage zu sein, sowie gegen die So- zialdemokraten, gegen die er die individuellen Rechte und insbesondere das Recht auf Eigentum zu schützen vorgab. Die K.  zv. begann den Wahlkampf als Wahlgrup- pierung und unterstrich, dass sie die einzige Vertreterin der wirtschaftlichen Interessen der Südkärntner Bau- ern sein wolle. Dem Herrenbauer-Landbund sprach sie die Legitimität der Vertretung ab, die er mit seiner liberalen Haltung und seinem spaltenden Wirken ver- spielt habe, und den Sozialdemokraten deshalb, weil sie in den Familien und in den Dörfern Zwietracht und Hass säten. Vor den Wahlen veröffentlichte die K.  zv. ihr Programm, das auf der christlichen Solidarität auf- baute und das davon sprach, keinen Kampf zwischen den Besitzern und dem Gesinde, zwischen den kleine- ren und den größeren Bauern zu wollen, sondern die ständische Wechselseitigkeit der Südkärntner Bauern, Handwerker und Arbeiter propagierte. Die K.  zv. kün- digte an, sich für die Stärkung des Südkärntner Bau- ernstandes einzusetzen, sowie für eine Verbesserung der Viehzucht, für eine Reform der Sozialgesetzgebung, für die Korrektur der bewussten Vernachlässigung der Landwirtschaft in den slowenischen Tälern und für die Anpassung des Volksschul- und Fachschulwesens an die Südkärntner Verhältnisse. Bei den Wahlen erreichte sie 2.572 Stimmen oder 13,53 %. Gewählt wurden drei slowenische Kandidaten. Franc Mayer aus Feistritz/Bistrica in der Gemeinde St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, Anton Grill aus dem Ort Blasnitzenberg/Plaznica sowie der Pfar- rer Vinko (Vinzenz) →  Poljanec. Als Virilist kam schließlich noch Janez →  Vospernik in die Kam- mer, der in ihr die Zveza koroških zadrug [Verband der Kärntner Genossenschaften] vertrat (→  Genossen- schaftswesen). Die K.  zv. hatte die absolute Vormacht- stellung in den Bezirken Rosegg/Rožek, →  Ferlach/ Borovlje, Eberndorf/Dobrla vas und →  Bleiburg/Pli- berk. Durchaus gut vertreten war sie in drei Südkärnt- ner Bezirken : Villach/Beljak, Klagenfurt/Celovec und →  Völkermarkt/Velikovec. In →  Südkärnten/Južna Koroška bekam sie mehr Stimmen als alle deutschen Parteien zusammen. In der Kärntner Landwirtschaftskammer wirkten ihre Vertreter in verschiedenen Ausschüssen, so war Janez Vospernik z. B. im Statutarausschuss. In der Kammer setzte sich die K.  zv. für eine Stabilisierung der Preise für die landwirtschaftlichen Produkte ein, für eine Verringerung der Zinsen für Bauernkredite, für die Regelung der bäuerlichen Schulden und lehnte den Steuerboykott der Landbündler ab ebenso wie die Streichung der Schulden der Großbauern bei der Krankenkasse. Sie setzte sich für eine Fachausbildung der Bauern in slowenischer Sprache ein sowie für eine slowenischsprachige Bauernzeitung. Die K.  zv. war in der Tat eine bedeutende Wirtschaftorganisation der Slowenen von Egg bei Hermagor/Brdo pri Šmohorju bis Bleiburg/Pliberk. Die Behörden bestätigten die Statuten der K.  zv. am 9. März 1933. Zum Vorsitzenden wurde Anton Grill aus Blasnitzenberg/Plaznica gewählt. Nach einigen Monaten der Tätigkeit der K.  zv. kam diese zu dem Schluss, dass sich hinsichtlich der Landwirtschaftspo- litik nichts geändert habe, dass der liberale Landbund die Politik vorgebe und dass der Apparat in den Hän- den der Beamten des ehemaligen Landeskulturrates sei. Auch mit der Forderung nach einer slowenischen Beilage zu den Landwirtschaftlichen Mitteilungen hatte sie keinen Erfolg. Als eigenständige Organisation hatte sie ein sehr kurzes Leben. Bereits im Mai 1934 ver- ordnete das Bundeskanzleramt autoritär eine neue Or- ganisation der Kärntner Bauern unter der Leitung des christlichsozialen Hermann Gruber. Die K.  zv. trat korporativ dem neuen Kärntner Bauernbund bei, ging in ihm auf, wehrte sich jedoch erfolgreich gegen eine individuelle Mitgliedschaft der Kärntner Slowenen in ihr und vertrat die Ansicht, dass der Erhalt der Wirt- schaftsorganisationen der Volksgruppe weiterhin not- wendig sei. Alle Aufgaben der K.  zv. übernahm schritt- weise der Kärntner Bauernbund. Die Kammer wurde am 9. Oktober 1935 aufgelöst, am 31. März 1936 wie- der eingerichtet, doch hatte darin der Kärntner Bau- ernbund mit seinen ernannten Mandataren alle Macht in der Hand. Die K.  zv. begrüßte die Ernennung von Karl →  Mikl und Albert →  Breznik in den ständi- schen Landtag (→  Abgeordnete, →  Minderheit). Am Jahrestag der Errichtung des Ständestaates vertrat die K.  zv. die Ansicht, dass sowohl die Bundes- als auch die
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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