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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Page - 660 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

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660 Kolonisierung, mittelalterliche Beiträge geleistet. Erst seit dem Ende des 18. Jh.s gibt es genauere Quellen zum Verlauf der →  Sprachgrenze. Einen Überblick jener Beschreibungen über den Ver- lauf der ethnischen Grenze, die bis zur Mitte des 19. Jh.s für das Kärntner Gebiet entstanden waren, liefer- ten M. →  Wutte und B. →  Grafenauer. Knapp vor Mitte des 19. Jh.s wurde die erste statistische Be- standsaufnahme, die unter anderem auch die Kategorie der sprachlichen Zugehörigkeit der Kärntner Bevölke- rung zu berücksichtigen versuchte, vorgenommen. Verlauf und Entwicklung der Sprachgrenze zwischen den Slowenen und ihren Nachbarn und die ethnische Entwicklung in diesem Bereich Europas war verknüpft mit der politischen und sozialen Entwicklung. Im Mit- telalter rief vor allem der Kolonisierungsprozess Ver- änderungen der ethnischen Struktur hervor. Intensive Veränderungen gab es vor allem im Kontaktbereich der deutschsprachigen und slowenischsprachigen Bevölke- rung. Im Laufe des Mittelalters änderte sich in einem großen Gebiet, das Ende des 6. Jh.s von →  Slawen be- siedelt worden war, die ethnische Struktur. Bis zum 15. Jh. verschob sich die äußerste Grenze der Gebiete mit slowenischer Bevölkerung weit nach Süden. Die →  Germanisierung in diesem Raum war eine Begleiterscheinung des Anschlusses und der Zugehö- rigkeit →  Karantaniens an den Westen, an Staaten- gebilde, die von Deutschen dominiert wurden. Der →  Sprachwechsel großer territorialer Bereiche verlief in verschiedenen Etappen. Zu ersten spürbaren Ver- änderungen der ethnischen Zusammenstellung kam es im Verlaufe der Expansion des Karolingerreiches nach Osten. Nach dem Fall des Awarenreiches (→  Awaren) wurde ein Kolonistenstrom ins Donauland, ins Alpen- vorland und nach Pannonien gelenkt. Das Donauland wurde im Wesentlichen bereits in →  karolingischer Zeit germanisiert, im Alpenvorland verschwanden sla- wische Bevölkerungsreste in der frühbabenbergischen Epoche. Zu den ersten dauernden Kontaktbeziehungen zwischen Germanen und Slawen kam es in Pannonien. Nach dem Einfall der Magyaren wurde hier die germa- nisch-slawische Kolonisation ausgelöscht. Die Hauptperiode der mittelalterlichen Fernkoloni- sation begann, nachdem es dem ostfränkischen Reich gelang, von den Magyaren weite Gebiete zurückzu- erobern, und hielt bis zum Ende des 12. Jh.s an. Vo- rangetrieben wurde sie von weltlichen und kirchlichen Feudalherren. Im Interesse der Grundherren lag es, weite, bis dahin ungerodete und unbesiedelt gebliebene Gebiete wirtschaftlich zu nutzen. Wegen der geringen Siedlungsdichte im Ostalpenraum standen für eine in- tensive innere Kolonisation nicht genügend Menschen zur Verfügung. Absichtliche und systematische Bemühungen um eine Veränderung der ethnischen Struktur lagen der Fernkolonisation nicht zugrunde, da die Feudalherren im Allgemeinen keine ethnopolitischen Ziele hatten (→  Personalitätsprinzip). Da aber die weltlichen und kirchlichen Feudalherren in der Regel von auswärti- ger Herkunft waren und sie die Beziehungen zu ihren Stammländern noch aufrechterhielten, griffen sie auf Untertanen in ihren Herkunftsländern zurück. So ge- schah es, dass die meisten Kolonisten, die in der Etappe der Fernkolonisation in Kärnten/Koroška sesshaft wur- den, aus dem heutigen Südtirol sowie aus →  Salzburg und Oberbayern, in minderer Zahl auch aus anderen Gegenden des deutschen Sprachraumes kamen. Sofern in der ersten Zeit der Fernkolonisation das heutige Kärntner Gebiet betroffen war, wurde noch keine feste Sprachgrenze gebildet. Die äußersten Grenzen der slawischen Besiedlung erfuhren zunächst kaum eine Änderung. Oft siedelten Angehörige beider Sprachgruppen nebeneinander. Auch in Gebieten, die heute zum slowenischen ethnischen Territorium zäh- len, speziell in Kärnten/Koroška, kann man zahlreiche Siedler deutscher Sprache nachweisen. Ende des 12. Jh.s war die Kolonisierung der klima- tisch und geografisch günstigeren Gebiete abgeschlos- sen, zumeist verloren auch die Feudalherren die Ver- bindung zu ihren Stammländern. Die Fernkolonisation fand somit ihr Ende. Von nun an kam es im Kärntner Gebiet nur noch zu binnenkolonisatorischen Unter- nehmungen geringeren Ausmaßes, zu denen die ein- heimische Bevölkerung herangezogen wurde. Diese Form der Besiedlung setzte sich bis zum 15. Jh. fort. Ab dem 12. Jh., besonders nach dem Ende der Fernkolonisation, verschob sich die deutsch-sloweni- sche Sprachgrenze in südlicher Richtung, bis sie sich Ende des Mittelalters festigte. Dies- und jenseits der Sprachgrenze kam es zu einer sprachlichen Konsoli- dierung und Vereinheitlichung. Im ländlichen Raum wurde jene Grenze erreicht, die bis zum Beginn der Eindeutschung modernen Charakters, die sich in einer gezielten Einwirkung auf die ethnische Struktur mit verschiedenen Mitteln der Sprach- und Nationalpoli- tik äußert, keine Änderung erfuhr, zum Teil aber heute noch besteht (→  Sprachgrenze (2) im 18 Jh.; →  Orts- verzeichnis 1860, 1880, 1910 ; →  Pfarrkarte der Diö- zese Gurk/Krška škofija 1924 ; →  Assimilation).
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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