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Kugy, Julij
Original Krancelč und Daube
von Mirko Schnabl – Acho-
mitz/Zahomec 1956, Foto
Bojan-Ilija Schnabl
Kriterien : Den Kranz erhält jener Bursche, der sich
beim K. am besten bewiesen hat (kranclč je frej [der
Kranz ist frei]), oder der, der den Mädchen am besten
gefällt (kranclč je prštiman [der Kranz ist bestimmt])
oder aber der Kranz wird nach der Reihenfolge ver-
geben, d. h. dem ältesten Burschen bzw. jenem, der das
letzte Mal Kufen sticht und den Kranz noch nie be-
kommen hat. Den Namen des Gewinners vertrauen
die Mädchen dem Mann am Pfosten an und dieser
sorgt dafür, dass gerade der Gewinner bei seinem letz-
ten Ritt den Kranz auf seine Keule aufsetzt. Danach
folgt der Erste → Tanz (→ prvi rej) bzw. der Hohe
Tanz (visoki rej) unter der Dorflinde. Am Montag nach
dem Kirchtag nehmen die bereits Verheirateten am
Kufenstechen teil. Das Gailtaler K. wurde zu einer in-
teressanten touristischen Veranstaltung, weshalb diese
in einigen Dörfern (Achomitz/Zahomec) vom Herbst
in den Sommer verlegt wurde.
Lit.: ES (H. Ložar-Podlogar : Štehvanje). – N. Kuret : Ziljsko štehvanje
in njegov evropski okvir/La Quintaine des Slovènes da la vallée de la
Zilia (Gailtal) et son cadre européen. Ljubljana 1963 ; L. Kretzenbacher :
Ringreiten, Rolandspiel und Kufenstechen. Sportliches Reiterbrauchtum
von heute als Erbe aus abendländischer Kulturgeschichte. Klagenfurt
1966 ; N. Kuret : Ziljsko štehvanje. In : Praznično leto Slovencev II,
Celje 1967, 47–56 ; P. Zablatnik : Ziljsko števanje. In : Planinski vest-
nik 10/1969, 457–460 (http://www.planinskivestnik.com/files/File/
PV_1969_10.pdf) ; W. Neumann : Zur Geschichte des Kärntner Kufen-
stechens. Ein frühes Zeugnis aus der »Gegend« nördlich Villach. In : Car
I 168 (1978), 195–205 ; P. Zablatnik : Volksbrauchtum der Kärntner
Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1992, 60 ff.; G. Heindl : Gailtaler Ku-
fenstechen und Lindentanz. In : Volkskunst heute. Heft 2, 15 (1996) 3–5.
Helena Ložar-Podlogar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Kugy, Julij (Julius, * 19. Juli 1858 Gorizia/Gorica/
Görz, † 5. Februar 1944 Trieste/Trst/Triest), Alpinist,
Verfasser alpiner Literatur. K. kam als Sohn des Großindustriellen Pavel Kugy
aus Lind/Lipa bei → Arnoldstein/Podklošter und
seiner Gattin Julija zur Welt, der ältesten Tochter
des slowenischen Dichters und Juristen Jovan Vesel
Koseski. Seine Familie lebte in der polykulturellen
Küstenstadt → Trieste/Trst/Triest, wo eine irredentis-
tische Atmosphäre herrschte und K. auf Wunsch des
Vaters auf Deutsch erzogen wurde, obwohl jener laut
genealogischen Nachforschungen von Fran →
Zwit-
ter und France Avčin aus der slowenischen Familie
Kugej stammte (→ Assimilation). K. sublimierte das
multikulturelle Ambiente seiner Heimatstadt, negierte
jegliche Form von Nationalismus und befürwortete
die freie Entfaltung jeder Nation. Er betrachtete diese
Entwicklung sogar als Pflicht. Er engagierte sich kul-
turell und war sowohl in deutschen, italienischen als
auch slowenischen Kreisen gerne gesehen, in welchen
er sich auch sprachlich zurechtfand. Nach dem deut-
schen Gymnasium ging K. 1876 zu Studienzwecken
nach Wien, wo er 1882 in Jus promovierte. Danach
stieg er in das Handelsunternehmen seines Vaters ein,
das er nach seinem Tod leitete. Zeit seines Lebens ging
er seinen Interessen Botanik, Musik und Alpinismus
mit großer Passion nach. Zwischen 1875 und 1912
nahm der begeisterte Bergsteiger an rund 50 Erst-
besteigungen teil. Einen besonderen Namen machte
er sich als Erschließer der Julischen Alpen (Julijske
Alpe), erkundete aber auch die Dolomiten, die Karni-
schen Alpen u. a. Die meisten seiner Bergtouren unter-
nahm er in Begleitung erfahrener Bergführer. Im Ers-
ten Weltkrieg diente er auf österreichisch-ungarischer
Seite als »Alpen-Referent« an der Isonzo-Front, im
Zweiten Weltkrieg kamen aufgrund seiner Einfluss-
nahme slowenische Bergsteiger frei, die in Dachau in-
terniert waren.
Seine Expeditionserfahrungen bzw. Aufzeichnun-
gen zur Gebirgsflora, in denen er um die Verwendung
der slowenischen → Ortsnamen bemüht war, publi-
zierte K. in diversen Zeitschriften. Sein autobiogra-
fisches Erstlingswerk Aus dem Leben eines Bergsteigers
(1925) [Iz mojega življenja v gorah (1937), Iz življenja
gornika (1968)] stieß bei den Slowenen auf großen
Beifall, schließlich beschrieb er wie kein anderer die
slowenischen Berge und ihre Bewohner, so dass Ende
der 1970er-Jahre sein gesamtes monografisches Œu-
vre ins Slowenische übersetzt worden ist. K. hatte das
Genre der alpinen Literatur nachhaltig mitgeprägt.
Der im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina ge-
legene Ort Valbruna/Wolfsbach/Ovčja Vas war für K.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur