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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Page - 734 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

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734 Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška Frauen und Mädchen, die sich politisch beim Sammeln von Unterschriften für die →  Maideklaration 1917 be- wiesen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gab es kein organisiertes und zentral geleitetes kulturelles Wirken. Zahlreiche →  Quellen sprechen davon, dass der Krieg zur »Verwilderung und zum moralischen Verfall« vor allem der männlichen Bevölkerung beigetragen habe. Die slowenischen Kulturveranstaltungen standen bis zur →  Volksabstimmung im Zeichen der Agitation für eine Vereinigung der Slowenen mit dem Königreich →  Jugoslawien. Nach der Volksabstimmung mussten sich die Slowe- nen in Kärnten/Koroška erneut organisieren. Mit der Staatsgrenze waren sie von den übrigen Slowenen im Königreich Jugoslawien getrennt, die Beziehungen zu den Slowenen im Rapallo-Italien waren spärlich, ob- wohl die Zeitung →  Koroški Slovenec häufig über ihr schweres Schicksal unter dem Faschismus berichtete (→  Beljaško omizje in →  Trieste/Trst/Triest). Rechtlich orientierten sich die Kärntner Slowenen auf die Min- derheitenbestimmungen des →  Vertrages von Saint- Germain. Eine große Zahl von Kärntner slowenischen Intellektuellen musste das Land nach der Volksab- stimmung verlassen, einige wurden sogar mit Gewalt vertrieben (→  Vertreibung 1920). Das erste Jahr nach der Volksabstimmung schien die Krščansko socialna zveza za Koroško in der Öffentlichkeit praktisch nicht auf. Mit der Erneuerung der Kulturarbeit begannen die Bildungsvereine aus der Umgebung von →  Bleiburg/ Pliberk am 20. Juli 1921 aktiv zu werden, es folgten Rosentaler Vereine mit einem Treffen am 7. August in St.  Jakob i.  R./Šentjakob v Rožu. Am 2. März 1922 wurde in Klagenfurt/Celovec der Verband Krščansko so- cialna zveza za Koroško neu organisiert. Interimistisch leitete kurz Kristo →  Košir den Verband, bereits 1922 übernahm Janez →  Sekol die Führung der Organi- sation für die folgenden 12 Jahre. Die wesentlichen Formen der Tätigkeit blieben die gleichen. Die Kärnt- ner Slowenen erneuerten das Chorwesen, die Tam- burizzamusik und das Laienschauspiel. Der Verband setzte seine fachlichen Beratungen, um das umfassende kulturelle Wirken zu vertiefen, fort. Die in der Kriegs- und Volksabstimmungszeit erworbenen Kompetenzen gaben die Frauen nicht mehr ab, doch verspürten sie das Ansinnen der Leitung, ihnen spezifisch »weibliche« Bereiche zuzuweisen. 1922 wurde die Krščanska ženska zveza [Christlicher Frauenverband] gegründet. Diese Orientierung förderte die politische Entwicklung im Staat, der eine ständische Organisation bzw. eine auto- ritäre Staatsform ansteuerte. Die Kärntner Slowenen mussten sich nach der Volksabstimmung auch mit neuen Formen von Repres- sionen und Gewalt auseinandersetzen. Die ersten Kul- turveranstaltungen versuchten die Gegner gewaltsam aufzulösen. Die Besucher wurden physisch angegriffen, während die Behörden untätig waren. Das Präsidium der Kärntner Landesregierung fühlte sich berufen, die Texte der slowenischen Theaterstücke zu »zensurieren« und »bestimmte« welche Chorstücke vorgetragen wer- den durften sowie deren Reihenfolge. In der Republik war die Zensur zwar abgeschafft worden, für die Kärnt- ner Slowenen wurden sie von der Landesregierung neu eingeführt, die auch die Bestände der Bibliotheken der Bildungsvereine überprüfte. Offensichtlich war sie sich der Ungeheuerlichkeit ihrer Tätigkeit nicht bewusst. So »zensurierte« sie die slowenischen Übersetzungen der Weltliteratur – es reichte nämlich, dass sie in Ljubljana gedruckt wurden. Opfer der Zensur wurde auch der österreichische Autor Ludwig Anzengruber mit sei- nem Volksstück Der Meineidbauer. Die Zensur wurde schrittweise entschärft, was Jahre danach die Behörden des Ständestaates nicht daran hinderte, die Aufführung des biblischen »Verlorenen Sohnes« zu verbieten, dem sie »irredentistische Neigungen« unterstellten. Die slo- wenischen Kulturveranstaltungen wurden untersagt, wenn »Friede« in Gefahr war. Den Behörden reichte in der Regel dabei eine Drohung der dörflichen Exponen- ten von deutschnationalem (Nazi-)Gedankengut, um slowenische Kulturveranstaltungen zu verbieten. Zu Zeiten der Habsburgermonarchie erschwerte die Lan- desregierung lediglich die Tätigkeit der slowenischen Turnvereine, unabhängig davon, ob sie zu den Sokol- oder Orel-Vereinen zuzuzählen waren. Sie verbot ihnen wegen möglicher Friedensstörung öffentliche Auftritte und das Tragen von Sokol- oder Orel-Abzeichen. Auf der ersten Jahresmitgliederversammlung 1921 der noch nicht umorganisierten Krščanska socialna Zveza za Koroško beteiligten sich 15 Vereine. Ein Jahr danach waren 22 Vereine anwesend, 1925 waren es insgesamt 38, im Jahr 1927 richtete der Verband die Centralna knjižnica [Zentralbibliothek] ein und hatte 46 Mitgliedsvereine. Die Zahl der Mitgliedsvereine erreichte das Vorkriegsniveau, wenn man bedenkt, dass die Vereine aus dem →  Kanaltal/Val Canale/Ka- nalska dolina in Italien und aus der →  Mešiška dolina (Mießtal) im Königreich Jugoslawien verblieben waren (→  Vereinswesen in Jugoslawien). Aus dem Vereinsre-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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