Page - 737 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Kumer, Mirko – Črčej
Mirko Kumer – Črčej sion. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen
und Entschädigungen seit 1945 in Österreich Bd. 23/1. Wien 2004 ;
A. Vovko : Odborniki in članstvo podružnic Družbe sv. Cirila in Metoda
1885–1918. Ljubljana 2004 ; J. Habernik (ur.) : 100 let Slovensko pros-
vetno društvo »Vinko Poljanec«. St. Kanzian/Škocijan 2006 ; A. Malle :
Vereine in Kärnten. In : Politische Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft.
1. Teilband Vereine, Parteien und Interessenverbände als Träger der
politischen Partizipation = Die Habsburgermonarchie 1848–1918,
Bd. VIII/1. Wien 2006, 451–501 ; A. Malle : Akademija slovenskih
bogoslovcev = Die Akademie der slowenischen Priesterseminaristen (Zu-
sammenfassung). In : M. Vrečar (ur.) : Južna Koroška in njena cerk-
vena podoba v 20. stoletju. Ob 100-letnici Sodalitete, združenja slo-
venskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec, Ljubljana,
Dunaj 2007, 87–167 ; M. Dolgan, V. Poljanec : Literarno-publicistični
zbornik. Celovec, Ljubljana 2009 ; SPD Edinost (izd.) : Iz roda v rod
duh išče pot. 100-letna kronika Slovenskega prosvetnega društva »Edi-
nost« v Pliberku. Pliberk 2009 ; Simpozij o dr. Jošku Tischlerju. Zbornik
predavanj in prispevkov. Celovec, Ljubljana, Dunaj 2009 ; U. Serei-
nig : … sveti, sveti, zvezda krasna … Zgodovina Slovenskega prosvet-
nega društva ZVEZDA = Geschichte des Slowenischen Kulturvereines
ZVEZDA. Hodiše/Keutschach 2011 ; F. Kattnig (izd.) : Radiše včeraj.
Celovec [s. d.] ; P. Sketelj : Slovensko prosvetno društvo Bilka. Vzponi
in družbene okoliščine stoletnega delovanja 1912–2012. Bilčovs/Lud-
mannsdorf 2012.
Avguštin Malle ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Kumer, Andrej (Vereinssekretär, Kulturaktivist), → Vo-
grče, Slovensko katoliško izobraževalno društvo [Slo-
wenischer katholischer Bildungsverein Rinkenberg] ;
→
Švikaršič, Zdravko.
Kumer, Lucija (Schriftführerstellvertreterin, Kulturak-
tivistin), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško pod-
gorje – slowenische Kulturvereine.
Kumer, Mirko – Črčej (eigentlich Andrej Vladimir
Kumer, MKČ, * 21. Juli 1910 in Moos/Blato [Bleiburg/
Pliberk], † 3. August 1981 in Klagenfurt/Celovec),
Kulturaktivist, Publizist, Lokalpolitiker, Bürgermeister
von Moos/Blato und Vizebürgermeister von Bleiburg/
Pliberk.
MKČ erhielt den Zunamen »Črčej« nach dem Bau-
ernhof, auf dem er geboren wurde und den er später
selbst bewirtschaftete. MKČ könnte man als samo-
rastnik [Wildwüchsling] im Sinne des slowenischen
Schriftstellers → Prežihov Voranc bezeichnen. Ge-
meint sind damit jene Kulturschaffenden, denen auf-
grund der damaligen rigiden Bildungspraxis gegenüber
der slowenischen Volksgruppe höhere Bildung ver-
wehrt blieb. Durch außerordentlichen Fleiß eigneten
sie sich jedoch im ambitionierten Selbststudium einen
beachtlichen Bildungsgrad an, der sie befähigte, publi-
zistisch und sogar literarisch tätig zu werden. MKČ reihte sich bereits in jungen Jahren in die
Strukturen der kärntnerslowenischen Bildungsarbeit
ein, welche nach der »verlorenen« → Volksabstimmung
1920 einen beträchtlichen Aderlass erlitten hatte, und
war in den 30er-Jahren als slowenischer Bauernvertre-
ter auf Gemeindeebene tätig (→ Vertreibung 1920).
Zeitweilig war MKČ Vorsitzender des örtlichen slowe-
nischen → Kulturvereins → Šmihel. Gleich nach dem
→ »Anschluss« 1938 wurde er als solcher abgesetzt und
nach dem deutschen Einmarsch in Jugoslawien festge-
nommen sowie im Gestapo-Gefängnis in Klagenfurt/
Celovec inhaftiert. Schließlich wurde er in die Wehr-
macht gezwungen und beendete den Krieg in einem
Strafbataillon an der Ostfront. In seiner Abwesenheit
wurde ein großer Teil seiner slowenischen Verwandten
deportiert (→ Vertreibung 1942).
Nach dem Krieg wurde MKČ politisch tätig und
schaffte es auf lokaler Ebene, die unversöhnlichen po-
litischen Lager der Kärntner Slowenen (linke »Befrei-
ungsfront« und rechter »Rat«) in einer gemeinsamen
Wahlgemeinschaft erfolgreich zusammenzuführen.
Zunächst war er slowenischer → Bürgermeister in der
Gemeinde Moos/Blato, nach der Gemeindezusam-
menlegung Vizebürgermeister in Bleiburg/Pliberk.
Lange bevor Bund und Land infolge des Staatsvertra-
ges von Wien entsprechende Bestimmungen erließen,
stellte er auf Gemeindeebene zweisprachige Ortstafeln
und Wegweiser auf. Daneben betätigte er sich als par-
teipolitisch unabhängiger Standesvertreter der sloweni-
schen Bauern in der Kärntner Landwirtschaftskammer.
Bei den Landtagswahlen 1965 trat er als Spitzen-
kandidat der »Koroška volilna skupnost« an, verfehlte
mit 4.272 Stimmen jedoch den Einzug in den Landtag.
Hauptverantwortlich dafür war die Uneinigkeit in der
slowenischen Volksgruppe, insbesondere die fehlende
Unterstützung durch den Zentralverband, der eine
Wahlempfehlung für die SPÖ abgab.
Infolge seines konsequenten Eintretens für die
Rechte der slowenischen Volksgruppe sowie der ihn
kennzeichnenden bildhaften Sprache erlangte MKČ in
ganz Kärnten/Koroška Aufmerksamkeit als unbeugsa-
mer Volkstribun. Gleichzeitig erwarb er sich durch sein
versöhnendes Wirken auch bleibende Verdienste um das
friedliche Zusammenleben der Kärntner Volksgruppen.
Besondere Bekanntheit erlangte MKČ durch seine
publizistische Tätigkeit. Jahrzehntelang versorgte er die
slowenische Presse (Njiva, Mohorjev Koledar [→
Kole-
dar Mohorjeve družbe], Vera [Družina] in dom, Mladje,
Naš tednik) mit literarisch-chronistischen Beiträgen
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur