Page - 806 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Image of the Page - 806 -
Text of the Page - 806 -
806
Levec, Fran
schriftsprachliche Charakteristika der protestantischen
Tradition, aber auch durch sprachliche Besonderheiten
des Oberen →
Rosentaler und Oberkrainer Dialekts
(zgornje rožansko und gorenjsko narečje) auszeichnet und
von der Kontinuität der slowenischen Schreibtradition
zeugt.
Lit.: ES (M. Smolik). – J. Kotnik : Slovenski rokopis z Leš pri Prevaljah
iz sredine 18. stoletja. In : ČZN, 1929, 174–189. Sonderdruck 1929.
Maribor : [s. n.], [1929 ?], 16 S.; I. Grafenauer : Literarnozgodovinski
spisi. Ljubljana 1980, 478 ; H. Paulitsch : Das Phänomen »bukovništvo«
in der Kärntner-slowenischen Kultur- und Literaturgeschichte. Klagen-
furt/Celovec [e. a.] 1992 ; Leški rokopis. In : J. Kos, K. Dolinar, A. Blat-
nik (Hg.) : Slovenska književnost. Ljubljana 1996, 256 ; Leški rokopis.
In : A. Baš [e. a.] (Hg.) : Slovenski etnološki leksikon. Ljubljana 2004,
282 ; Leše. Zbral in ured. Tone Sušnik. Prevalje 2001, 66 S.
Herta Maurer-Lausegger
Levec, Fran (* 4. Juli 1846 Ježica [Ljubljana], † 2. De-
zember 1916 Ljubljana), Literaturhistoriker, Essayist,
Kritiker, Redakteur, Herausgeber, Schulmann, Erzieher,
Dichter, Prosaist.
L. beendete das Gymnasium in Ljubljana (1867) und
studierte Slawistik, Germanistik, Geschichte und Geo-
grafie in Wien (1867–1871). Danach war er als Leh-
rer in → Gorizia/Gorica/Görz (1871–1873) und an
der Realschule in Ljubljana (1873–1901) tätig, ebenso
wie an der Lehrerinnenbildungsanstalt in Ljubljana bis
1915. Als Lehrer hat L. seine Schüler gefördert und
motiviert, so z. B. Ivan → Cankar, dessen als Haus-
aufgabe geschriebene Ballade Ivan Kacijanar er im
→ Ljubljanski zvon publizierte, dessen erster Herausge-
ber L. 1881–1890 war. 1893–1907 war L. Vorsitzender
der →
Slovenska matica. In Wien war er, wie auch Josip
→ Jurčič und Fran → Levstik, Mitglied des Kreises
um Josip →
Stritar gewesen. L. wurde von Levstiks
Maxime von einer volksverbundenen Schreibweise, die
das Interesse für kulturelle und literarische Bedürfnisse
des Slowenentums wecken sollte, beeinflusst. In seinen
Görzer Vorträgen zur slowenischen Literaturgeschichte,
die aus Mitschriften seines Schülers Simon Rutar
erhalten sind, schrieb er u. a. Stritar eine führende
Rolle in der slowenischen → Kulturgeschichte zu, denn
dieser habe durch eigene Schriften, insbesondere aber
dadurch, dass er junge Menschen um sich sammelte,
das Interesse für Kunst und Literatur erweckt. Auf L.
geht auch der bekannte Vergleich zwischen Stritar,
dem Kosmopoliten, und Levstik, dem Slowenen, zu-
rück ; in der Prosa des Ersteren fand er Qualitäten von
Glätte, Weichheit, Hoheit und Salonfähigkeit, wäh- rend er Levstiks Prosa als derb und roh qualifizierte.
L.s erste Gedichte erschienen in der Schülerzeitschrift
Venec. Zusammen mit Jurčič, → Kočevar, Levstik
und Matija → Valjavec schrieb er für den → Sloven-
ski glasnik von Anton → Janežič. 1862 erschien darin
seine in der Nibelungenstrophe geschriebene Ballade
Okamenjeni lovec [Der versteinerte Jäger]. L. verwendet
auch Vierzeiler und stützte sich auf die Volksüberliefe-
rung (Lipa). Der Topos ist an den slowenischen Raum
gebunden (O planine !, Na Kumu, Triglav, Savica), die
Thematik ist patriotisch. Von seinen lyrischen und epi-
schen Beiträgen seien noch erwähnt Na straži [Auf der
Wacht], Študentovska zdravica [Studententrinklied],
Rožmarin [Der Rosmarin], Izdajalcem [Den Verrätern],
V dolini [Im Tal], Sedmovrha smreka [Die siebengip-
felige Fichte], Nekterim Slovenkam [Einigen Slowe-
ninnen], Ponočni jezdeci [Nächtliche Reiter], Svetopolk
in njegovi sinovi [Svjatopulk und seine Söhne], Pesem
[Lied], Hrast [Die Eiche]. L.s Gedichte erschienen in
der Zgodnja Danica und im Učiteljski tovariš. Er pub-
lizierte im ersten und im erneuerten Zvon eine Ab-
handlung über den slowenischen Hexameter (Sloven-
ski šestomer). Darin veröffentlichte er auch eine Reihe
von biografischen Essays über Valentin → Vodnik,
Simon → Jenko, Matija → Čop und über Francè
→ Prešeren (1879). Über Prešeren legte er eine
Materialsammlung für dessen Biografie an, woraus er
Beiträge im → Ljubljanski zvon, dessen Redakteur er
1881–1890 war, publizierte. Einen bedeutenden Platz
maß L. literaturhistorischen Abhandlungen bei, von
denen er die meisten selber schrieb. Zu seinen Mitar-
beitern zählte auch Karel → Štrekelj, der in Gorica/
Gorizia/Görz sein Schüler gewesen war. L. schrieb
auch für den → Slovenec von Andrej →
Einspieler
und für den Slovenski narod. In diesem und in anderen
Publikationen erschienen seine Artikel über Leben und
Werk von Janez → Bleiweis, Franc → Cegnar, Ma-
tej → Cigale, Andrej → Einspieler, Fran Levstik,
Davorin → Trstenjak. Mit der Bearbeitung der slo-
wenischen Schriftsteller in Form und Typus der biogra-
fischen Abhandlung stellte L. die Grundpfeiler für die
slowenische →
Literaturgeschichte als Wissenschaft
auf. Seine Aufzeichnungen über das Geschehen in der
Literatur (meist im Ljubljanski zvon) sind wahre Doku-
mente für die Erforschung des damaligen literarischen
Lebens. Mit der Ausgabe der gesammelten Werke von
Fran Levstik (5 Bände) und Josip Jurčič (11 Bände)
setzte er grundlegende Standards für integrale Editi-
onen. L. ist der Autor der ersten slowenischen Recht-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur