Page - 807 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Levičnik, Jernej
schreibbuches, Slovenski pravopis (Wien 1899). Für das
Kronzprinz’sche Werk Die österr.-ung. Monarchie in
Wort und Bild schrieb er eine historische Abhandlung
zu Kärnten/Koroška und → Krain/Kranjska (1891).
Von 1893–1907 war L. Vorsitzender der Slovenska ma-
tica und erwarb sich große Verdienste um diese slowe-
nische Kulturinstitution.
Werke : Eseji, študije in potopisi. (Hg. F. Bernik.) Ljubljana 1965 ; F.
Bernik : Pisma Frana Levca I–III. Ljubljana 1967–1973.
Lit.: EJ ; ES ; OVSBL. – K. Glaser : Zgodovina slovenskega slovstva,
4. [Ljubljana] 1899, 307 ; F. Bernik : Fran Levec in Ivan Cankar.
In : Razprave SAZU, 2. razred 9, 1976, 5–24 ; S. Janež : Fran Levec.
Ljubljana 1980 ; S. Pavlič : Sto znamenitih osebnosti v slovenskem šolstvu.
Ljubljana 2000.
Urška Perenič ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Levičnik, Jernej (Bartolomäus, Bartlmä, * 15. August
1808 Železniki [Gorenjska], † 9. Mai 1883 Hermagor/
Šmohor), Geistlicher, Dichter, Übersetzer.
L. war das älteste von sieben Kindern eines Ei-
senhüttenunternehmers in Železniki, wo er auch die
Volksschule besuchte. Das Gymnasium und Philo-
sophikum absolvierte er in Ljubljana (1820–1928).
Dort studierte er als Externist zwei Jahre lang Theo-
logie. Franc S. → Metelko zählte zu seinen Lehrern,
France →
Prešerns Bruder Jurij zu seinen Studien-
kollegen. Das Theologiestudium setzte er 1830–1832 in
Klagenfurt/Celovec fort, wo er 1832 zum Priester ge-
weiht wurde. Anschließend war L. Kaplan in Grafen-
stein/Grabštanj und in Bleiberg (Plajberk). 1838–1853
wurde er unter der zum größten Teil deutsch-protes-
tantischen Bevölkerung in Inner Teuchen (Zgornja
Pleša) über dem Ossiacher See (Osojsko jezero) als
Kurat eingesetzt. L. begann mit dem Studium der Ro-
manistik (Französisch, Italienisch) an der Universi-
tät in Graz, wo er nach Ablegung der Rigorosen zum
Dr. phil. promovierte. 1852 als Pfarrer und Dekan in
→
Hermagor/Šmohor installiert, blieb er bis seinem
Tod auf diesem Posten. In Hermagor/Šmohor war L.
der Organisator einer großen Renovierungskampa-
gne. Er ließ den Markt erneuern, die Dämme wieder
herstellen, Gebäude wieder aufbauen und eine Schule
errichten. Schon in den Übungen während des Studi-
ums bei Franc → Metelko hatte sich L. für Dichtung
begeistert. Jurij Prešeren verschaffte ihm Kontakte zu
France → Prešeren und Miha Kastelic, dem He-
rausgeber der Krajnska čbelica [Krainische Biene], die
beide seine Korrespondenten wurden. In Klagenfurt/
Celovec förderte ihn Anton M. → Slomšek und half ihm, die ersten religiösen Kinderbücher zu verfassen.
In der Krajnska čbelica, dem bedeutendsten Publikati-
onsorgan der slowenischen Romantik, erschienen vier
seiner eigenen und übersetzten Gedichte im 2. (1831),
3. (1832) und 4. Band (1834). In der Zeitschrift → Ca-
rinthia publizierte L. 1832 zwei slowenische Gele-
genheitsgedichte und vier deutsche Gedichte. Der
Großteil seiner literarischen Produktion ist allerdings
verloren gegangen. Einen Nekrolog auf Prešeren, der
die erste Biografie des Dichters darstellt, verfasste L.
aufgrund eigener Einsichten, Erzählungen von Zeugen
und Texten. Dieser wurde in der Carinthia 1851, Nr.
11, 41 publiziert und in der Laibacher Zeitung 1851, Nr.
62, 258 abgedruckt. Prešeren hatte in der Kranjska
čbelica (13. šršen v Kranjski čbelici III, 1832) ein spöt-
tisch-beißendes Epigramm mit dem Titel Lesičnjeku
in Levičniku [An Lesičnjek und Levičnik], in dem er
L. die Fähigkeit zu »echten« Gedichten absprach, ver-
öffentlicht. Dabei hatte sich L. selbst als Sprachpurist
und Traditionalist apostrophiert. L. war Übersetzer
von Goethe (Erlkönig), Schiller (Die Jungfrau
von Orleans) und Matthias Claudius. In L.s Lyrik
treten seine sehnsuchtsvollen Heimatgedichte (Želja
po očastvu [Der Wunsch nach dem Vaterland]), seine
patriotische (Prijatlam [Den Freunden]) und refle-
xive Lyrik (Iskana dežela [Das gesuchte Land]) hervor.
Sie alle lehnten sich an Jakob →
Zupan und France
Prešeren an. Seine größte Leistung aber ist das mo-
numentale Epos in 9.565 Blankversen Katoliška cerkuv
[Die katholische Kirche]. Entstanden in den Jahren
1844–1847, wurde es 1864 in die Gajica übertragen
(→ Schrift), allerdings nicht zur Gänze veröffentlicht.
Es galt lange als verschollen, bis Stanko Lapajne 1940
die Handschrift in Wien auffand und an France Ko-
blar weiterleitete. Dieser unterzog sie einem genauen
Studium und schrieb darüber einen Beitrag : Jernej
Levičnik in njegova pesnitev Katoliška cerkev : slovstveno-
zgodovinski prispevek, Čas 35 (1941) 7–8, 225–242,
9–10, 297–342. Darin führt er die europäischen Vorbil-
der an, die der Autor selbst auch bereits erwähnt hatte :
Vergil, Aenaeis, Dante, Divina comedia, Milton
Paradise lost, Klopstock, Messias. Die ersten acht Sei-
ten der Handschrift sind verloren gegangen (der Ein-
gangsgesang mit 270 Versen). Aus diesem Grund ist
uns heute weder der Titel des Gesamtopus bekannt (in
einem Brief an Miha Kastelic vom November 1850
erwähnt L. den Titel) noch der einleitende Eröffnungs-
gesang dieses moralisch-belehrenden Epos in 15 Ge-
sängen. Koblars Analyse, die Alfonz Gspan in seiner
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur