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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Page - 809 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

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809 Levstik, Fran Fran Levstik in Olomouc (Olmütz). Verleumdungen aus Ljubljana führten zu seinem Ausschluss vom Studium. Er ging danach nach Wien und besuchte mehrere Monate lang philologische Vorlesungen bei Franz →  Mik- losich, musste aber aus finanziellen Gründen Wien verlassen und war danach Hauslehrer bei den Familien Pace in der Dolenjska (Unterkrain) und Vilhar in der Notranjska (Innerkain). L. war 1861–1862 Sekretär der Slavjanska čitavnica [Slawische Lesehalle] in →  Trieste/ Trst/Triest, 1863 Redakteur von Vilhars politischer, liberaler Zeitschrift Naprej [Vorwärts ], die nach der 78. Nummer wegen pressrechtlicher Prozesse und Vil- hars Gefängnisstrafe eingestellt wurde. Danach, 1865, wurde L. der erste Sekretär der →  Slovenska matica [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kul- tur]. Von 1866 bis 1868 war L. auf Empfehlung Franz →  Miklosichs von Janez Zlatoust Pogačar mit der Redaktion des slowenisch-deutschen Wörterbuchs be- auftragt worden (Wolfov slovar). L.s Versuch, die phone- tisch-phonologischen Gesetze des →  Altkirchenslawi- schen auf die slowenische Schriftsprache anzuwenden, bewirkte eine unerwünschte Archaisierung der Sprache und Verlangsamung der Arbeit am Wörterbuch und L. wurde entlassen. Wegen ständiger Auseinandersetzun- gen mit der politischen Elite in Ljubljana blieb L. ohne Einkommen (er war ein Vertreter des jungslowenischen Lagers, →  mladoslovenci) und begab sich wieder nach Wien, wo er die satirische Zeitschrift Pavliha heraus- gab (30. April 1870–31. August 1870). 1871 trat ihm Josip →  Stritar die Arbeit bei der Übersetzung des →  Reichsgesetzblattes ins Slowenische ab. L. hatte sich um die ausgeschriebene Stelle eines Kustos der Lyze- albibliothek in Ljubljana beworben, die aber Gottfried muys erhielt, der sich vom damaligen galizischen Lem- berg (heute L’viv) aus darum beworben hatte. Auf die Intervention von Franz Miklosich hin nahm dieser ihn 1872 als Skriptor auf (er blieb es bis zu seinem Tod). L. musste muys versprechen, der Politik zu entsagen. Doch aus dem Hintergrund beeinflusste er weiterhin das öffentliche, vor allem literarische und sprachliche Geschehen merkbar. Als Gründer und Funktionär na- tionaler Organisationen (dramatischer Verein, Schrift- stellerverein, Sokol [Turn- und Sportverein]) nahm er sich zurück, sprachwissenschaftlich aber war er wei- terhin tätig. Für das Vereinshandbuch des Sokol, Nauk o telovadbi [Lehre vom Turnen], schrieb er 1867 die Einleitung und erarbeitete die →  Terminologie. In der Sprachwissenschaft befasste er sich vor allem mit ter- minologischen Themen, u. a. mit den Terminologien für Bienenzucht und Mathematik. Während seiner letz- ten Lebensjahre war er krank. L.s erster Gedichtband Pesmi [Gedichte] (1854) begeisterte seine Generation. Die Pesmi verkörpern in ihrer Deskriptivität bereits die Ansage des literarischen Realismus, den er in seinen drei 1858 erschienenen literarisch-programmatischen Schriften Napake slovenskega pisanja [Fehler beim Sch- reiben in slowenischer Sprache], Popotovanje iz Litije do Čateža [Wanderung von Litija nach Čatež] und Mar- tin Krpan z Vrha [Martin Krpan aus Vrh] demonst- rierte, und mit diesen Schriften verschaffte er sich in der slowenischen literarischen Öffentlichkeit als Au- torität Geltung. »Wegen seiner prinzipiellen, vor allem nationalen Standpunkte« war L. in viele Konflikte und Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Später war L. mit Josip →  Jurčičs Koautor der ersten slowenischen Tragödie Tugomer (1876). Nach der kanonisierten Meinung der slowenischen Literaturgeschichte wäre Jurčič in al- lem L.s Schüler gewesen. Eine genauere Analyse zeigt aber große konzeptionelle und sozioliterarische Unter- schiede auf. Für den an Gottsched geschulten und sachlich beobachtenden L. gab es keine slowenische Oberschicht, die aber als Roman- oder Dramenstoff unabdingbar gewesen wäre, sondern nur das Bäuerliche. Daher brauchte es keine herrschaftliche Sprachetikette, also sei nur eine mimetische Erzählung aus der bäuer- lichen Welt möglich. Nach Jurčič aber könne es we- der einen slowenischen Roman noch eine slowenische, zeitgenössische europäische Dramatik ohne ein eigenes slowenisches Bürgertum geben. Wenn es das Sloweni- sche der Oberschicht als Voraussetzung für einen slo- wenischen Roman oder ein slowenisches Drama nicht gibt, muss sie eben in der Literatur geschaffen werden. Doch kam es zwischen den beiden, abgesehen von spontanen Reaktionen (L.s kritischer Brief an Jurčič zum Roman Deseti brat 1868), zu keiner größeren Po- lemik. Gegen Ende seines Lebens verfasste L. einen Gedichtzyklus für Kinder Najdihojca [später Ciciban]. Im →  Ljubljanski zvon publizierte L. eine umfangrei- che Rezension zu Julij →  Kleinmayrs Zgodovina slo- venskega slovstva (1881) [Geschichte der slowenischen Literatur], die man als eigene Geschichte der sloweni- schen Literatur werten kann. L.s erste Kontakte mit Klagenfurt/Celovec be- ginnen in den 50er-Jahren des 19. Jh.s. Er begleitete den →  Šolski prijatel [Schulfreund], aus welchem er später u. a. ein Gedicht von Josef →  Stefan nach- dichtete. 1855 führte er bereits Gespräche mit Anton →  Janežič, der den Druck von L.s Übersetzung des
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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