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Lied
Zdravko Švikaršič, Nmav čez
izaro, 1914
gerempore (peučoune porke 283), sehr wohl entwickelt
war. Weiters ist das →
Chorwesen auf das Absingen
von Ansingeliedern beschränkt und es wird jedes Lied
gesungen ; die Gattung Gedicht (nicht gesungenes
Lied) ist hingegen offenbar unbekannt.
Gutsmann unterscheidet um 1789 nicht alle heute
gebräuchlichen Liedgattungen ; er kennt das Klagelied
(157), Totenlied (323) oder Grablied (122), Schäferlied
(245), Wiegenlied (440, zugleich Wiegegesang), Buhl-
lied (061), Liebeslied (175), Trinklied (328), Zauber-
lied (455) und Tanzlied (317, raj = Tanz). Man kannte
damals ein Lieblingslied oder Leibstücklein (zasebna
173) und neben dem Spottreim (zložik 293) fünf Be-
zeichnungen für Schandlieder (gerda trantapeca, falerka,
nepoštna, zasramna, picapeca 247), aber auch Siegeslie-
der (282). Die Arie hat ihren Namen von den Italie-
nern (kunštna laška pesem, 481). Eine größere Gruppe
von geistlichen Gattungen (Psalm 221, Lobgesang 176,
Danklied 063, Morgenlied 189, 507, Trostlied 328) un-
terstreicht ihre Bedeutung für die (Kärntner) Slowenen
zu dieser Zeit.
Die Entwicklung des romantischen Kunstlieds setzt
bei den Kärntner Slowenen 1814 mit Urban → Jarniks
Liedersammlung Sbér lépih ukov sa Şlovensko mladíno
ein, die an Johann Gottfried Herder anknüpfte. Mit
seinem später vertonten Gedicht Damon na Melito
[Damon an Melite] und weiteren Veröffentlichungen
seinerseits, aber auch mit den Volksliedausgaben von
Matija → Ahacel Pesmi po Koroskem inu Stajerskem
znane [In Kärnten und in der Steiermark bekannte
Lieder] entfaltete sich das romantische Kunstlied.
Gleichzeitig bildete sich allmählich der heute starke
Gegensatz zwischen Volkslied und Kunstlied heraus.
Dies war in Kärnten/Koroška die Zeit der Blüte der
Volkspoeten, der Bukovniki, die von ihnen getragene,
kulturgeschichtlich bedeutende Strömung ist bekannt
unter dem Namen → Bukovništvo. Das Wort bukovnik,
die heutige Bezeichnung für die in der Reimkunst und
im Liedgesang besonders Fähigen dieser Zeit, kommt
bei Gutsmann, der immerhin knapp 80.000 Einträge
enthält, ebenso wenig vor wie die Liedgattungen Sol-
datenlied, Erzähllied, Hochzeitslied, Ballade, Legen-
denlied etc., geschweige denn die Begriffe Volkslied
oder Kunstlied. Die Bezeichnung für den (trefflichen)
Sänger ist zugleich jene für den Kantor (peuc, 151, 242,
326, 533). Die Vielzahl der dem Lied verschriebenen
Volkspoeten aus dem →
Rosental/Rož und der → Satt-
nitz/Gure führte dazu, dass diese Region als → Slowe-
nisches Athen bezeichnet wurde. Zu den frühen und gleichzeitig bedeutenden bukovniki zählte der Poet und
Liedschöpfer Miha → Andreaš (1762–1821), dessen
Lieder mit Melodien von Ahacel z. T. publiziert wur-
den (Vigred, Nedelci, Večerna pesem, Pesem nespametnih
ljudi, Razuzdani svet, Praznost sveta, Zdihvanje po miru).
Primus Košat (1818–1885) war ein Bauerndichter aus
Dieschitz/Deščice, welcher eine Variante des Liedes
Nmav čez jezero hinterließ. Auf Janez Kajžnik (1837–
1914) gehen Pojdam u Rute und Je pa dečva zatoživa me
zurück. Janez Dobernik vulgo Afernik (1795–1865)
aus Srajach bei St. Jakob/Sreje pri Št. Jakobu schuf Vse
te uštne liete moje ; Pfarrer Franc → Treiber aus Faak/
Bače (1829–1878) schrieb Nmau čriaz izaro ; Josef/Jože
→ Kat(t)nik (1862–1942) aus Feistritz an der Gail/
Bistrica na Zilji ist der Verfasser der »Hymne« Tam,
čier teče bistra Zila [Dort, wo die klare Gail fließt]. Von
Franc Leder-Lesičjak stammt Jaz sem en frišen jager.
Mihael Pipp, vulgo Zotlar (1875–1954) aus Feistritz im
Gailtal/Bistrica na Zilji schuf Ko mi na Ojstrk pridemo.
Das mündlich tradierte Volkslied wurde in der Folge
zunehmend schriftlich fixiert, so etwa von Matija
Majar-Ziljski und zugleich drangen viele »Neu-
schöpfungen« der slowenischen (Volks-)Poesie in das
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur