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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Page - 839 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl

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839 Liturgiesprache Evangelien und Lesungen, Textbeispiel (1780), Nach- lass Lisca Watzko devica, tema > temnica, izvoljenik, krilatec (angel), otec, cesarstvo, lakomstvo, lihojedenje, lihopitije usw. [Sünde > Sünder, Glaube > der Gläubige, Qual > Märtyrer, Ge- setz, Gesetzestext (Geistlicher), »Mädchen« > Jungfrau, Dunkelheit > Kerker, der Ausgewählte, der Geflügelte (Engel), Vater, Reich, Begierde, unmäßiges Essen, un- mäßiges Trinken]. 3. Es geht um →  Entlehnungen lateinischer Begriffe (krst, post, sankte, sotona, Amen [Taufe, Fastenzeit, Sankt, Satan, Amen]). 4. Es handelt sich um tabuisierte Begriffe (zlodej = satan, neprijaznim = hudič, treba = poganska daritev [Satan, Teufel, heidni- sche Opfergabe]). 5. Es werden feste terminologische Verbindungen geschaffen (wie z. B.: slzno telo, sveti večer, sveti duh, večni život, sodni den, božji rabe, narod človečki, bog vsemogoći, sinove božji, slava božja, u ime božje, stol božji [tränenreicher Körper, Heiliger Abend, Heiliger Geist, ewiges Leben, der Jüngste Tag/das Jüngste Ge- richt, Knecht Gottes, das Menschenvolk, der allmäch- tige Gott, Kinder Gottes, Gottes Ruhm, im Namen Gottes, Gottes Thron]. Heidnische Texte sind nicht erhalten, so dass man annimmt, dass die rhythmische Syntax der Beichtformeln (Freisinger Denkmäler I, II) sowie die Predigten über Sünde und Buße (Freisinger Denkmäler II) nicht einer gesprochenen Sprache ent- sprechen, was womöglich eine Folge des Einflusses der gefestigten lateinischen bzw. ladinischen und der lite- raturüblich als althochdeutsch bezeichneten Vorlage ist. Die wenigen slowenischen mittelalterlichen Hand- schriften in den slowenischen Ländern bis zum →  Pro- testantismus lassen keine Einsicht in die Entstehung und den Wandel der religiösen Termini nach den an- geführten Bildungsmustern in den Freisinger Denk- mälern zu, bzw. in die gottesdienstlichen Texte allge- mein. Dies schließt jedoch in jener Zeit die Kreativität mündlicher kirchlicher und gläubiger Volkstradition nicht aus. Die in den Freisinger Denkmälern dargestellte ter- minologische Binomie (Slowenisch des Alpenraums – Slowenisch des pannonischen Raums) ist sehr aus- sagekräftig. Sie ist Ausdruck der missionarischen Tä- tigkeit der byzantinischen Mission der Brüder aus Thessaloniki, von Konstantin und Method mit ihrem Gefolge (→  Methodvita). Auf Bitten des mähri- schen Fürsten Ratislav kamen sie im Jahre 863 nach Mähren sowie zum Fürsten Kocelj nach Pan- nonien im Jahre 866. Die Missionare der →  Salzbur- ger Mission berücksichtigten die →  Muttersprache der slowenischen karantanischen Heiden lediglich bei grundlegenden Gebetsformeln (Vaterunser, Glaubens- bekenntnis, allgemeine Beichtformel), nicht jedoch in der Liturgie. Diese blieb unwiderruflich lateinisch. Die byzantinischen Missionare kamen nach Mähren mit dem Kreuz und dem Buch : Mit der Übersetzung des sonntäglichen Lektionars in die damalige »makedo- nisch slawische« Sprache (bei Miklosich aufgrund der Selbstbenennung slověnski = slawisch als →  Altslo- venisch bezeichnet, um vom (Neu-)Slowenischen bzw. dem heutigen Slowenisch zu differenzieren). In Mäh- ren setzte man (in der durch den genialen Gelehrten Konstantin – dem hl. Kyrill – eigens gegründeten Priesterschule) mit der Übersetzung aller notwendigen liturgischen Texte in das sog. →  »Altkirchenslawische« (»Altbulgarische«) fort. Diese erweiterte den Wort- schatz funktional um einen differenzierenden mähri- schen (und pannonischen) Anteil. Dabei wurde die Sprache der gottesdienstlichen Texte (Loblied, Vesper, Kirchenlieder, Predigten von Johannes von Antiochia) in Velegrad literarisch derart vervollkommnet, dass die gesamte Bibel noch vor dem Tod des Erzbischofs Me- thod im Jahre 855 abschließend übersetzt wurde. So war es sein Verdienst, dass die Westslawen (Slowaken, Mährer, Tschechen, teilweise die Polen in Schlesien) einschließlich der pannonischen Slowenen in Blatograd (ung. Zalavár, slow. Zolovar, dt. hist. Mosapruck) und im gesamten Fürstentum Koceljs von 866 bis 874 die Liturgie in ihrer Muttersprache, d. h. in der ihnen ver- ständlichen »altslowenischen« (im Sinne von slověnski) bzw. in der altkirchenslawischen/altbulgarischen Lite-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Subtitle
Von den Anfängen bis 1942
Volume
2 : J – Pl
Authors
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
502
Categories
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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