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Maria Gail/Marija na Zilji
Kirche Maria Gail 1942.
Aus: Mirko Hofer: Maria Gail,
1999
Buchcover, Mohorjeva
Kreuzwegstation Maria Gail/
Marija na Zilji, Foto Boštjan
Mali, 2014
Unrecht Hochverrat angelastet. Am 9. 12. 1918 wurde
eine »slowenische Bande« von Deutschnationalen über-
fallen (Hofer 1999, 387). Nach dem Ersten Weltkrieg
lag M. G./M. n. Z. direkt an der Demarkationslinie
zwischen dem von SHS-Truppen besetzten Gebiet
(Zone A) und dem vom Kärntner Landtag kontrollier-
ten Gebiet (→
Abstimmungszone). Bei der → Volks-
abstimmung 1920 stimmten in M. G./M. n. Z. und
Umgebung (Abstimmungslokal Drau/Drava) 64,1 %
für einen Verbleib der Zone A bei Österreich. Hierbei
ist zu bedenken, dass im Rahmen der Volkszählung
1910 noch die Hälfte der Bevölkerung Slowenisch als → Umgangssprache angegeben hatte (→
Sprachenzäh-
lung). Das Stimmverhalten der Kärntner Slowenen ins-
gesamt war auschlaggebend für den Verbleib der Zone
A bei Österreich.
Nach dem → »Anschluss« an Nazi-Deutschland
regte sich in M. G./M. n. Z. der aktive Widerstand –
eine kleine Gruppe versuchte Sprengstoff zusammen-
zutragen. Die Gruppe wurde von der Gestapo aus-
geforscht. Schließlich wurden am 25. Juli 1941 sechs
Menschen zum Tode verurteilt. Einige der zum Tode
Verurteilten überlebten die Nazi-Diktatur in Lagern,
allerdings kamen andere, nicht zum Tode Verurteilte,
in der Haft um. Der 20jährige Franz Melcher starb
im Gaukrankenhaus Klagenfurt/Celovec an einem
»Blinddarmdurchbruch«. Vor dem Begräbnis öffnete
man den Sarg Melchers – der entstellte Körper legte
alles andere als einen natürlichen Tod nahe (Hofer
1999, 399). Im Zuge der → Deportationen 1942 sollten
sechs Familien deportiert werden, nach Protesten aus
der Bevölkerung durften fünf Familien bleiben ; eine
Familie wurde dennoch deportiert. Im Frühjahr 2015
wurde in M. G./M. n. Z. eine Gedenktafel enthüllt, die
an die örtlichen Opfer der NS-Diktatur erinnert.
In M. G./M. n. Z. wirkten folgende slowenische
Vereine : Der slowenische Schulverein → Družba sv.
Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein] entstand
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur