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Megiser, Hieronymus
Megiser, Dictionarium
quatrum linguarum
und 1577 das Magisterium ab. Um das Jahr 1581 war
er als Erzieher bei der Familie Janž Khi(e)sl in Fužine
bei Ljubljana beschäftigt. 1582 begab er sich nach Pa-
dua und studierte Jus. 1584–1588 war er dort Präzeptor
von Jakob und Karl Khi(e)sl. Von Ende 1589 bis Mai
1591 war er Historiograf der Landstände in Graz. In den
nachfolgenden Jahren reiste er durch Norddeutschland,
die Niederlande und England. Er ließ sich in Frankfurt
am Main nieder und heiratete dort Katharina Spiess,
die Tochter eines Frankfurter Druckers. Am 24. April
1593 lieh er den Kärntner Landständen die ansehnliche
Summe von 1.200 Pfund. Im Juli des gleichen Jahres
wurde er von den Kärntner Landständen nach Klagen-
furt/Celovec als Rektor der Landschaftsschule berufen.
M. nahm seinen Vater mit, der am 24. Dezember 1595
in Klagenfurt/Celovec verstarb. Da die evangelischen
Prädikanten, Lehrer des Gymnasiums, für ihre Arbeit
am → Collegium sapientiae et pietatis Unterrichtsmate-
rial und die Ärzte und Anwälte fachspezifische Infor-
mationen benötigten, war eine Landschaftsbibliothek
notwendig geworden. M. musste sich deshalb auch mit
der Bücherverwaltung befassen. Er stellte eine Biblio-
theksordnung auf und legte ein Verzeichnis über den
gesamten Bibliotheksbestand an. Am 1. Juni 1600 löste
Erzherzog Ferdinand das protestantische Kirchen-
und Schulministerium in Klagenfurt/Celovec auf. M.
bekam wie so manch anderer die Aufforderung, seinen
Posten zu verlassen, trotzdem ließen er und seine Kolle-
gen sich nicht sofort vertreiben. Am 6. April 1601 teilten
die Landstände mit, sie könnten sie nicht länger vorm
Landesfürsten schützen. Nun entschloss sich M. mit
acht seiner Kollegen am 13. April 1601 Klagenfurt/Ce-
lovec zu verlassen. Er zog nach Frankfurt am Main, wo
ihm 1602 das Bürgerrecht erteilt wurde. 1603–1606 fin-
den wir ihn als Professor an der Universität Leipzig. M.
verfügte über ein außerordentlich breit gestreutes und
umfassendes Wissen. Er befasste sich mit Heilkunde
ebenso wie mit Mechanik, beherrschte nicht nur Grie-
chisch und Latein, sondern lernte auch andere Sprachen,
mit denen er auf seinen Reisen in Kontakt kam.
M.s sprachwissenschaftliche Arbeiten sind von he-
rausragender Bedeutung, besonders seine Beiträge zur
Lexikografie. Er gab zwei mehrsprachige Wörterbücher
heraus, in denen erstmals das Slowenische neben ande-
ren bedeutenden europäischen Sprachen Berücksich-
tigung fand : das deutsch-lateinisch-slowenisch-itali-
enische Wörterbuch Dictionarium quatuor linguarum,
das erstmals 1592 in Graz erschien, 1608 in zweiter
Auflage in Frankfurt a. M.; sowie den mehrsprachigen Thesaurus polyglottus aus dem Jahr 1603. M. berücksich-
tigte in beiden Lexika auch Wörter aus dem Regis-
ter zur → Dalmatinbibel (1584), aus der Grammatik
Arcticae horulae … (1584) von Adam → Bohorič so-
wie aus anderen schriftlichen und mündlichen, darun-
ter auch dialektalen Quellen. Diese Werke enthalten
auch Wörter, die bis dahin in der slowenischen Schrift-
sprache noch nicht verwendet wurden, z. B. die Be-
zeichnungen von Gegenständen und Phänomenen des
Alltagslebens, und weiters lexikalische Belege, die in
Kärnten/Koroška erhoben wurden. Das viersprachige
Wörterbuch ergänzt ein Anhang, der ausgewählte De-
klinations- und Konjugationsmuster enthält. Letztere
lehnen sich teilweise an die Paradigmen in Bohoričs
Arcticae horulae … an, weisen aber auch neue Lösungen
auf. Beide Werke wurden von späteren slowenischen
Lexikografen als Quelle verwendet. Der slowenische
Jesuit Anton → Miklauz gab 1744 in Klagenfurt/
Celovec eine neue und überarbeitete Ausgabe des vier-
sprachigen Wörterbuchs von M. heraus. Von den zwei
vorherigen Auflagen unterscheidet sich diese dritte
Ausgabe durch eine wesentlich größere Zahl sloweni-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur