Page - 893 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Image of the Page - 893 -
Text of the Page - 893 -
893
Mežiška dolina
Arbeiter des Eisenwerkes
in Prevalje vor 1899, KOK
Ravne na Koroškem
Prevalje, 360° mec. Die ersten Schmiedebetriebe am Fluss Meža wer-
den bereits im 14. Jh. erwähnt, während die Anfänge
der Eisenverhüttung und Stahlproduktion auf das Jahr
1620 in Črna zurückreichen, als Melchior Putz die
ersten Hammerwerke errichtete. Hier erhielten die
Grafen Thurn-Valsassina 1774 erneut die Konzes-
sion für den Betrieb von Hammerwerken und übersie-
delten 1780 die Nagelschmiede aus Völkermarkt/Veli-
kovec hierher. Das Eisenwerk in Črna wurde zu einem
der bedeutendsten eisenverarbeitenden Unternehmen
in Kärnten/Koroška, das bis zur Mitte der zweiten
Hälfte des 19. Jh.s in Betrieb war. 1838 erhielt es für
seine qualitativ hochwertigen Produkte auf der Indust-
rieausstellung in Klagenfurt/Celovec die silberne Aus-
zeichnung. Die Thurn-Valsassina errichteten wei-
tere Hammerwerke in Mežica, wo am Bach Šumec bis
1916 sechs Werke betrieben wurden. In ihnen waren
Frischöfen mit schweren Hämmern und Ziehmaschi-
nen zur Drahtherstellung vorhanden. Das Hauptpro-
dukt waren Nägel und Drähte, ab 1870 auch qualitativ
hochwertiger Stahl.
In Prevalje stand im 19. Jh. eine der bedeutends-
ten Eisenhütten in Kärnten/Koroška, das zweigrößte
Stahlwerk unter Verwendung des Puddelverfahrens
und das erste Schienenwalzwerk im Kaisertum Öster-
reich. Das Werk wurde von den Brüdern Rosthorn
errichtet und bereits 1835 wurde die Produktion von
Eisenbahnschienen begonnen, mit denen die Fer-
dinandbahn in Böhmen errichtet wurde ebenso wie
die österreichischen Staatsbahnen, die Strecken Mi- lano – Monza, die lombardisch-venetische Bahn, die
Strecken Monza – Como und Wien – Gloggnitz, die
Bergbahn in Hrastnik, die zentrale ungarische Bahn-
strecke und die Strecke über den Semmering. Her-
gestellt wurden auch Eisenbahnachsen. Der Rohstoff
wurde aus dem 70 km entfernten Lölling und aus Hüt-
tenberg geliefert.
In Prevalje erfanden August Rosthorn und Josef
Schlegel auch das Verfahren zur Nutzung der Braun-
kohle im Puddelverfahren, was für die weitere Nutzung
des Verfahrens und der Braunkohle im Alpenraum aus-
schlaggebend war.
Die Hüttenberger Eisenwerks-Gesellschaft, die 1869
gegründet worden war, wurde Eigentümerin des Ei-
senwerkes in Prevalje und errichtete 1870 einen Koks-
Hochofen sowie einige Jahre später eine Bessemerbirne.
Das Eisenwerk hatte aufgrund veränderter wirtschaft-
licher und politischer Rahmenbedingungen die höchs-
ten Produktionskosten im Rahmen der 1881 durch
Zusammenschluss steirischer und Kärntner Hüttenbe-
triebe gegründeten Österreichisch-Alpinen Montan-
gesellschaft mit Zentrum Leoben-Donawitz. Deshalb
wurde die Produktion schrittweise zurückgeschraubt
und 1899 gänzlich nach Donawitz verlegt, während die
Anlagen in Prevalje vom Grafen Henckel Donners-
marck-Beuthen übernommen wurden.
In Ravne na Koroškem, das heute weltweit für die
hohe Qualität seines Edelstahls bekannt ist, war in der
ersten Hälfte des 18. Jh.s Baron Schlangenberg
Eigentümer der auf die Nagelherstellung spezialisier-
ten Produktionsbetriebe. Anfang des 19. Jh.s wurden
die Hammerwerke am Fluss Meža von den Grafen
Thurn-Valsassina übernommen. Roheisen wurde
aus Heft und Mosinz bei Hüttenberg zugeliefert. In
den Jahren 1853–1854 wurde im Werk ein Walzwerk
eingerichtet und das Puddelverfahren eingeführt. In
der Folge wurde Tiegel- und Werkzeugstahl hergestellt
und gleichzeitig die Produktion auf Qualitätsstahl aus-
gerichtet. Exportländer waren Italien, die Donauländer,
das Osmanische Reich, Syrien, Ägypten und Grie-
chenland, Anfang des 20. Jh.s auch Brasilien und der
Ferne Osten.
Die wirtschaftliche Stellung des Thurn’schen Stahl-
werkes war im 19. Jh. so gefestigt, dass es trotz der
Krisen und Probleme der Eisenindustrie Kärntens
in Privatbesitz blieb. Wegen der finanziellen Schwie-
rigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg gingen die Ei-
gentümer 1927 eine Verbindung mit der Böhler’schen
Aktiengesellschaft in Wien ein und wurde so Teil der
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur