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Miklautsch, Johann
Emigration
Johann Miklautsch mit Familie
Miklauc/Miklautz, Jožef, vulgo Raat (Genossenschaf-
ter, Kulturaktivist), → Edinost Šenttomaž. Katoliško
slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri
Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein
St. Thomas].
Miklautsch, Johann (*11. Oktober 1899 in Labient-
schach/Labenče [Nötsch im Gailtal/Čajna], † März
1990), Schmied, Aus- und Rückwanderer slowenischer
Herkunft, Verfasser einer Autobiographie.
M. stammte aus einer Kärntner slowenischen Fa-
milie in Labientschach/Labenče bei Nötsch/Čajna im
Unteren →
Gailtal/Spodnja Ziljska dolina als 8. von
11 Kindern, wo die Mutter eine Gastwirtschaft be-
trieb. Die ersten zwei Volksschulklassen in St. Georgen/
Šentjurij besuchte er den Slowenischunterricht, in Re-
ligion wurde er auf Slowenisch bis zum Schulabschluss
1913 unterrichtet. Danach war an eine weitere Schul-
bildung aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu den-
ken, so dass er eine Lehre als Schmied in Klagenfurt/
Celovec antrat. 1917 musste er einrücken, war in der
Folge in Budapest stationiert und flüchtete 1918 über → Jugoslawien nach Hause. Nach seiner Rückkehr am
6. November 1918 war er einerseits mit großer Armut
und Krankheit konfrontiert, verdingte sich aber als
Schmuggler von Waren aus dem damals bereits Italien
zugehörigen → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina.
1919 arbeitete er in Campoprosso/Saifnitz/Žabnica,
später in Maribor und Spielfeld (nach seinen Angaben
damals Jugoslawien). Ab 1920 war er wieder im Gailtal/
Ziljska dolina, zunächst Hirte auf der Achomitzer Alpe/
Ziljska planina und später selbständiger Huf- und Wa-
genschmied.
M. wanderte dank der finanziellen Unterstützung
seines in Amerika lebenden Firmpaten Mathias Unz
1923 erstmals nach Milwaukee im Wisconsin/USA
aus. Dieser war bereits vor dem Ersten Weltkrieg
ausgewandert. Am Weg nach Hamburg besuchte er
im Ruhrgebiet zunächst seine Schwester Stefie, ihren
Mann, Bruder Edi und Ignaz Schnabel (sic !). M. ar-
beitete an verschiedenen Orten, konnte zunächst rasch
seine Reiseschulden begleichen und sich trotz späterer
Krankheit und den daraus erwachsenen Kosten 2.400
Dollar ersparen. Sein Wunsch zur Rückkehr bewegte
ihn, im August 1929 das Gasthaus Schoffitsch in
Nötsch/Čajna zu kaufen, ohne die Verhältnisse genau
zu kennen, weshalb er sich in der Folge verschuldete
und die Schulden noch bis 1942 abzahlte. Im Septem-
ber heiratete er Franziska geb. Sleik, zwei Wochen
später, am 16. Oktober 1929, fuhr er abermals in die
USA. Die erste Zeit war bereits gekennzeichnet von
der Wirtschaftskrise und wechselnden Arbeitsstellen.
Im Juni 1930 folgte ihm seine Frau nach. 1931 resp.
1934 kamen seine beiden Söhne Gregor und Johann
(John Jr.) in der → Emigration zur Welt ; in den USA
geboren wurden auch Maximilian und Franziska. Als
1939 das NS-Regime billige Schiffskarten »deutschen«
Auswanderern bot, kehrte die Familie aufgrund der be-
ruflichen Aussichtslosigkeit von M. erneut ins Gailtal/
Ziljska dolina zurück, wo sie allerdings bei NSDAP-
Funktionären unter Verdacht stand. Als die USA in
den Krieg eintraten, mussten sie ihr Gasthaus schlie-
ßen, Repressalien folgten auch, weil sich M. weigerte
zur NSDAP beizutreten ; seine Frau kümmerte sich
heimlich um die Kriegsgefangene im Ort. Ab 1942 ar-
beitete er im Betriebswerk in Villach/Beljak, von wo
er im Februar 1944 nach Holland zur Eisenbahn ver-
setzt wurde. Nach einem Heimaturlaub im Jänner 1945
kehrte er nicht mehr nach Holland zurück. Nach dem
Krieg arbeitete er an verschiedenen Stellen und ging
1964 in Pension.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur