Page - 916 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
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Minnesänger
Otto Kronsteiner
lag ORAC. Wien 5. Auflage, Stand 1. 2. 1987 ; R. Walter, H. Mayer :
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Rhein, Straßburg, Arlington 1992, 77–111 (Sonderdruck) ; T. Vei-
ter : Zur Rechtslage der slowenischen Volksgruppe in Kärnten (ebenda, S.
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ment demografske in prostorske stvarnosti v alpsko-jadransko-panonskem
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Sprachengerechtigkeit im österreichischen Unterrichtswesen 1867–1918.
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ethnischer Gruppen im staatlichen Willensbildungsprozeß, ein Rechtsver-
gleich Österreich – Slowenien (Univ. Diss.). Graz 1999, III, 185, XXXIV
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Wien 2000 ; H. Tichy : Europäische Charta der Regional- oder Min-
derheitensprachen und das österreichische Recht. Klagenfurt/Celovec
[e. a.] 2000 ; F. P. Kirsch, W. Zacharasiewicz (Hg.) : Möglichkeiten
und Grenzen des Multikulturalismus : Der Schutz sprachlich-kultureller
Vielfalt in Kanada und Europa, Wien 2004 ; J. Edwards : Language
Minorities : In : A. Davies, C. Elder (Hg.) : Handbook of Applied Lin-
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S. K. Fussek : Der Begriff und die Rechte der slawischsprachigen Volks-
stämme in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1867–1918. Auf
der Grundlage des Artikels XIX Staatsgrundgesetz über die Allgemeinen
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(Dipl.-Arb. Univ. Salzburg). Salzburg 2006 ; M. Klemenčič : Migra-
tions in History. In A.K. Isaacs (ed.) : Immigration and Emigration in
Historical Perspective. Pisa 2007 ; M. Klemenčič, M. N. Harris (Hg.) :
European Migrants, Diasporas and Indigenous Ethnic Minorities. Pisa
2009 ; M. Klemenčič, V. Klemenčič : Die Kärntner Slowenen und die
Zweite Republik : zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die
Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010 ; G.
N. Toggenburg, G. Rautz : Das ABC des Minderheitenschutzes in Eu-
ropa. Wien 2010.
Bojan-Ilija Schnabl
Minnesänger oder Trobadors. Liedermacher von Lie-
besliedern und Geschichten des europäischen Spät-
mittelalters. Dichter, Sänger, Musikanten meist adliger
Herkunft von nicht geringer Bedeutung als politische
»Meinungsbildner«, die von Burg zu Burg, von Hof zu
Hof reisten und dort ihre Lieder in der am Hof übli-
chen Sprache mit vielen Elementen aus anderen vor-
führten, die sie irgendwie von ihren Reisen her auch
beherrschten. Darunter waren immer auch → Windisch
(Slowenisch) und Welsch (→ Altladinisch). Alles andere
wie Bairisch (→ Altbairisch), Fränkisch, Alemannisch
hieß Teutsch. Eigentlich die ersten europäischen Dia-
lektdichter ohne klare → Muttersprache. Da es entge-
gen literaturüblicher Ansicht keine mittelhochdeutsche Sprache (→ Glottonyme) gibt, sind die Texte in den
geschriebenen Mundarten vom 11. bis 14. Jh. schwer
zu lesen und zu verstehen. Sie gehören, glottonymisch
gesehen, in die deutsche, slowenische, tschechische, un-
garische, ladinische, italienische, und französische Li-
teratur. Die vereinheitlichende Orthografie der germa-
nistischen Textausgaben des 19. Jh. ist eine idealistisch/
ideologisch verfremdende Vorgabe der Existenz einer
eigenen Literatursprache. Diese Vereinheitlichung ist
eine wertlose subjektive Korrektur, die niemandem
nützt. Bei manchen M. finden sich Angaben über die
bewundernswert unkomplizierten Sprachverhältnisse
im mittelalterlichen Kärnten/Koroška. Der Großteil
wird nach Vorliegen brauchbarer, wissenschaftlich un-
verfälschter Texte noch zu entdecken sein.
Ulrich von Liechtenstein († 1276), ein ge-
bürtiger Steirer aus Judenburg (→ Seckau), schildert,
wie er als Königliche Venus kostümiert vom Kärntner
Landesfürsten auf Slowenisch begrüßt wurde : → Buge
waz primi, gralva Venus (seid gegrüßt, königliche Ve-
nus), der traditionelle Gruß Bog vas primi (Gott nehm
Euch auf) der Kärntner Slowenen. Das zeigt, dass Slo-
wenisch damals noch die Funktion der → Landesspra-
che hatte, von der der Landesfürst annahm, dass auch
der Gast aus der Steiermark sie versteht. Auch dem
»Österreicher« (ze osterriche lernt ich singen) Walther
von der Vogelweide († 1230) war »Windisch« nicht
fremd. Oswald von Wolkenstein († 1445) dichtet
und singt in zehn Sprachen, darunter Teutsch, Latein,
Welsch, → Windisch. Als Südtiroler war ihm das Wel-
sche (→
Walchen) sicher als Zweit- oder Mutterspra-
che vertraut. Elegant bietet er in Do frayg amors auch
Windisches an : na moy sercce, mille schenna, draga griet
(auf mein Herz, holde Frau, liebe Margarete). Er ver-
wendete nach Zablatnik in seinen Gedichten mehr
als 40 slowenische Redewendungen (z. B. na moi ser-
cce = na moje srce, mille schena = mila žena, Bog dep’mi
= Bog te primi). Dem Steirer Otacher ouz der Geul, dt.
meist Ottokar aus der Gaal († um 1320), der mit
seiner Frau Elisabeth im Kloster Seckau begraben
ist, war → Windisch ebenfalls nicht fremd. Übrigens
ist Ottokar kein deutscher Name, sondern ein damals
im Traungau und in der → Karantanischen Mark be-
liebter Name, berühmt geworden durch F. Grillpar-
zers Drama »König Ottokars Glück und Ende« über
Přemysl Ottokar. Er erwähnt in seiner gereimten Chro-
nik (österreichische Reimchronik) mehrere sprach-
rechtliche Details der → Herzogseinsetzung in Kärn-
ten/Koroška, u. a.:
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur