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Mohorjeva
Mohorjeva (Originalfassade),
Klagenfurt/Celovec
fungierten durchwegs Priester : Valentin →
Müller
(1860–1899), Lambert Einspieler (1900–1906) und
Janez Vidovic (→ Widowitz, 1907–1919). Mit dem
Zusammenbruch der Habsburgermonarchie im No-
vember 1918 und in der Folge der Gründung von Na-
tionalstaaten zerfiel das slowenischsprachige Gebiet, in
das die M. bisher ihre Bücher versendet hatte, auf vier
Nationalstaaten : das Königreich SHS, Österreich, Ita-
lien und Ungarn. Während der Grenzkämpfe 1918 und
1919 (→ Grenzfrage) behinderten die österreichischen
Behörden die Tätigkeit der Hermagoras-Druckerei
und deklarierten diese im Mai 1919 als Militärunter-
nehmen. Mit dem Rückzug der SHS-Truppen aus Kla-
genfurt/Celovec Ende Juli 1919 wurde aus Angst vor
deutschnationalen Repressionen auch die Hermagoras-
Druckerei nach Prevalje verlegt. Die Rettung der Dru-
ckereimaschinen wurde von Marija → Einspieler,
geb. Inzko, organisiert, Andrej → Sturm brachte die
Geräte heimlich von Klagenfurt/Celovec über die De-
markationslinie bei Zinsdorf/Svinča vas und danach
nach Prevalje (→ Abstimmungszone). Nach der Kärnt-
ner → Volksabstimmung 1920 blieb die Druckerei bis
1927 in Prevalje, übersiedelte danach nach → Celje und
verselbstständigte sich als Celjska Mohorjeva družba
[Hermagoras-Verein in Celje]. Trotzdem wurden von
der M. in Klagenfurt/Celovec und der M. in Celje 1934
gemeinsame Statuten beschlossen, im Vorstand der M.
in Celje waren bis zum sog. → »Anschluss« im Jahr
1938 Kärntner Priester vertreten. Im Jahr 1921 fiel die
Mitgliederzahl auf 43.000. Die Kärntner Slowenen er-
hielten die Büchergabe aus Prevalje und dann aus Celje,
von 1929 bis 1940 mit einem teilweise für die Kärnt-
ner Slowenen adaptierten Teil des Kalenders. Obwohl
die M. in Klagenfurt/Celovec weiterhin bestand, war
das Verlegen und Drucken von slowenischen Druck- schriften in Kärnten/Koroška beinahe unmöglich. Die
Mitgliederzahl in Kärnten/Koroška lag in der Zwi-
schenkriegszeit zwischen 2.000 und 3.000. Weil das
faschistische Regime in Italien die Auslieferung der
Büchergabe aus Prevalje bzw. Celje an die in Italien le-
benden Slowenen unterband, gründete der Erzbischof
Sedej von →
Gorizia/Gorica/Görz 1924 die Goriška
Mohorjeva družba GMD [Görzer Hermagoras-Verein]
als kirchliche Bruderschaft. Die ersten Bücher erschie-
nen 1925, bereits 1927 zählte die GMD 18.000 Mit-
glieder.
Am 22. Mai 1940 löste der NS-Reichsstatthalter von
Kärnten/Koroška die M. in Klagenfurt/Celovec auf
und verbot ihre Tätigkeit. Ihr Vermögen wurde vom
NS-Regime konfisziert. 1946 konstituierte sich der
Vereinsvorstand auf der Grundlage der Statuten von
1937 neuerlich. Zum Vorsitzenden wurde der Priester
Valentin Podgorc gewählt, der die teilweise Resti-
tution des vom NS-Regime konfiszierten Vermögens
erreichte, Direktor wurde Janko → Hornböck. 1947
erschien die erste Büchergabe für das Jahr 1948, 1951
konnte die Druckerei ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
Die vor dem Ersten Weltkrieg hauptsächlich auf die
Veröffentlichung von Büchern beschränkte Tätigkeit,
erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine umfangreiche
Erweiterung im Bereich der Schüler- und Jugendbil-
dung. Die M. führte seit 1953 Schülerheime, die zahl-
reichen Schülern den Besuch des Bundesgymnasiums
für Slowenen in Klagenfurt/Celovec (1957) ermöglich-
ten. Hinzu kamen die Gründung einer Buchhandlung
1951 und 1989 einer zweisprachigen deutsch-slowe-
nischen privaten Volksschule. Die Verlagstätigkeit
beschränkte sich in den ersten Jahrzehnten nach dem
Zweiten Weltkrieg hauptsächlich auf die Herausgabe
der alljährlichen Büchergabe, die in Kärnten/Koroška
und von slowenischen Emigranten in der ganzen Welt
bezogen wurde. Zu Beginn der 1980er-Jahre stieg die
Zahl der Titel stark an, das Spartenspektrum wurde
durch → Kinder- und Jugendliteratur erweitert, erst-
mals wurden deutschsprachige Bücher verlegt. Nach
der Verselbstständigung Sloweniens 1991 konnte der
Verlag auch in Slowenien wieder Fuß fassen, da zuvor
die Bücher der M. in Jugoslawien teilweise verboten
waren. 1994 wurde in Ljubljana eine Außenstelle ein-
gerichtet.
Lit.: ES. – A. Einspieler : Družba sv. Mohora. In : KMD 1878, 135–
159 J. Moder : Iz zdravih korenin močno drevo. Celje 1953 ; 130 let
družbe sv. Mohorja v Celovcu. Celovec 1983 ; M. Smolik : Oris zgo-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur