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Oktroyierte Märzverfassung 1849
Ogris, Dr. Josip (Jožef, Josef, * 3. Juni 1887 St. Mar-
garethen im Rosental/Šmarjeta v Rožu, † 20. Novem-
ber 1964 Klagenfurt/Celovec), Priester, Jurist und Kul-
turschaffender.
Nach der theologischen Ausbildung wurde O. am
5. Oktober 1909 in Ljubljana zum Priester geweiht.
Von 1922–1928 absolvierte er juristische Studien an
der Wiener Universität und promovierte zum Doctor
jur. Während des Ersten Weltkrieges war O. Feldkurat.
1922 gründete er gemeinsam mit Franc →
Aichhol-
zer den Izobraževalno društvo → »Jepa« [Bildungs-
verein Jepa], der die organisierte Kulturarbeit in der
Region zwischen Mittagskogel/Jepa und Faaker See/
Baško jezero nach dem Ersten Weltkrieg belebte und
fortführte. Im Verein wurden Gesangs- und Instru-
mentalgruppen organisiert und das → Laienspiel ge-
pflegt. O. war für die Regie verantwortlich. 1941 wurde
O. im Zuge einer Verhaftungswelle nach dem Überfall
auf → Jugoslawien inhaftiert und auf Druck der Ge-
stapo in eine einsprachige deutsche Pfarre versetzt. O.
setzte sich für den Erhalt der slowenischen Sprache
und Kultur in und außerhalb seiner Pfarre Latschach
am Faaker See/Loče ob Baškem jezeru ein. Neben Pre-
digtliteratur und Essays zu verschiedenen Themen wid-
mete sich O. der Schulthematik. In den 1920er-Jahren
und Anfang der 1930er-Jahre war O. Obmann des
→
Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein].
Der Sitz des Schulvereines befand sich während dieser
Zeit in Latschach/Loče. Unter O. gelang dem Schul-
verein mit einer Beschwerde an den Völkerbund die In-
ternationalisierung der Frage der Wiedereröffnung der
slowenischen Volksschulen in St. Jakob im Rosental/
Šentjakob v Rožu und in St.
Ruprecht bei Völkermarkt/
Šentrupert pri Velikovcu (→ Narodna šola). Die Frage
wurde jedoch für den Slowenischen Schulverein keiner
positiven Lösung zugeführt. Im August 1945 kehrte O.
in seine Pfarre zurück. Es waren unzählige Bau- und
Renovierungsarbeiten zu tätigen. Er widmete sich der
Seelsorge, deren Höhepunkt die erfolgreiche Volksmis-
sion von 1949 mit einer hohen Anzahl von Teilneh-
mern aus der Pfarre und der Umgebung war, und setzte
sich weiterhin für den Erhalt der slowenischen Sprache
und Kultur ein.
Quellen : ADG, Personalakte Dr. Josef Ogris ; Privatbesitz [Nach-
lass].
Lit.: Krščanska kulturna zveza (Hg.) : Naši rajni duhovniki : kratki
orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Celovec 1968, 216–220 ;
J. Černut : V posmrtno počastitev župnika dr. Josipa Ogrisa. In : KK
(1972) 119–122 ; A. Malle : Poskusi obnovitve slovenskega šolstva na Koroškem v dvajsetih letih našega stoletja. In : ZČ 1–2 (1977) 169–180 ;
A. Malle : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In : A.
Malle, V. Sima (Red.) : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških
Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von
Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deut-
sche Zusammenfassung : Die Kärntner Slowenen und die katholische
Kirche, S. 131 f., zu Ogris S. 111) ; S. Trießnig : Duhovnik, pravnik
in kulturnik dr. Josip Ogris (1887–1964). In : KMD 2014. Klagenfurt/
Celovec [e. a.] 2013, 139–143.
Simon Trießnig
Ogris, Mica († 1862, Radsberg/Radiše), Liedersamm-
lerin, → Liedersammlung, handschriftliche.
Ogris, Šiman, vulgo Kopajnikov (Kulturaktivist),
→ Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na
Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in
Radsberg].
Ogriz, Helena (Unterloibl/Podljubelj), Vereinsvorsit-
zende, Kulturaktivistin, →
Borovlje. Slovensko prosvetno
društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borov-
lje« (Ferlach)].
Oitzl, Paula (Kulturaktivistin), → Kočna, Slovensko
krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christli-
cher Bildungsverein Kočna].
Oktoberdiplom, 1860, → Dezemberverfassung 1867 ;
→ Terminologie (dort : ustavna doba).
Oktroyierte Märzverfassung 1849, »Reichsverfassung
für das Kaisertum Österreich«, d. h. für die Gesamt-
monarchie einschließlich Ungarns vom 4. März 1849,
erlassen von Kaiser Franz Josef unter dem Einfluss
der Revolutionsgedanken 1848 (→ Revolutionsjahr
1848), jedoch gleichzeitig als Reaktion auf den allzu
weit reichenden Kremsierer Verfassungsentwurf, der
noch geprägt war vom Gedanken der Volkssouveräni-
tät (Adamovich/Funk). Formal folgte die O. M. der
Pillersdorf’schen Verfassung vom 25. April 1848 (die
allerdings bereits am 16. Mai 1848 zum Provisorium
erklärt worden war) und wird angesichts der verstärk-
ten monarchischen Legitimität als frühkonstitutionell
erachtet, zumal sie, nach Adamovich/Funk, »noch
von liberalem, demokratischem und föderalistischem
Gedankengut beeinflusst [ist] (Aufteilung der Gesetz-
gebung zwischen Reich und Ländern, Reichsgesetzge-
bung durch Kaiser und Reichstag, Landesgesetzgebung
durch Kaiser und Landtage, Bildung des Unterhau-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur