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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1860
schach/Koče, Metnitz/Motnica, [Bad] St. Leonhardt/
Šentlenart, Sankt Stefan im Lurnfeld/Sv. Šteben u. Ä.),
ebenso für Hauptorte in den Randbereichen »jenseits«
der Sprachgrenze (etwa für Weißbirach/Višprije, Vil-
lach/Beljak, Treffen/Trebinja, Feldkirchen/Trg, Sankt
Veit/Šentvid). Die Nennung von zahlreichen kleinen
Orten und Weilern außerhalb des literaturüblich tra-
dierten slowenischen bzw. zweisprachigen Raumes in
Südkärnten wirft allerdings Fragen auf. Bei den Dör-
fern und Weilern in diesen Randbereichen bzw. in der
Nähe der tradierten Sprachgrenze, deren Ortsnamen in
beiden Landessprachen angeführt werden, gibt aller-
dings am ehesten die tatsächliche Präsenz des Slowe-
nischen eine plausible Erklärung ab. Für → Klagenfurt/
Celovec ist jedenfalls die Präsenz beider → Landes-
sprachen aufgrund der politischen Funktion als Lan-
deshauptstadt und somit als multiethnisches Migrati-
onszentrum außer Streit.
Während allerdings die slowenische Präsenz in und
um Villach/Beljak aus der Perspektive der sloweni-
schen Historiografie und Sozialgeschichte durchaus
zu erwarten ist, sind die historischen slowenischen
Ortsnamen im Gegendtal (Trebinjsko podolje) und in
den Afritzer Nockbergen (Cobrski Noki) zumindest
unerwartet. Diese slowenischen Ortsnamen werden
allerdings amtlich im →
Ortsverzeichnis von 1880
teilweise als »ortsüblich« bestätigt. Die Präsenz des
Slowenischen um Moosburg/Blatograd ist historisch
belegt, zumal Urban → Jarnik dort seinen Kirchen-
dienst versah und Anton M. → Slomšek seine be-
rühmte Kanzelpredigt für den Erhalt der slowenischen
Sprache in Moosburg/Blatograd auf Slowenisch hielt
– weil eben der Sprachwechsel dort bereits im Gange
war. Gerade in diesem Bereich bildet die Sprachgrenze
auf lokaler Ebene eine Schlangenlinie, da sich etwa
Maria Feicht/Marija v Smrečju diesseits und Win-
dischbach (bei Kranzmayer als slowenisch Potače,
slm. Potoče repertoriert) jenseits der so definierten
Sprachgrenze befinden. Die zweisprachige Nennung
von Hörzendorf/Goričja vas (nach Kukovica ; nach
Kranzmayer slm. Spôdnje Prêvare) in der Bezirks-
hauptmannschaft St. Veit/Šentvid ist in diesem Lichte
nachvollziehbar, da sich der Ort im nördlichen Rand-
bereich des → Zollfeldes/Gosposvetsko polje befindet.
Sehr differenziert und von Ort zu Ort unterschiedlich
ist die sprachliche Zuordnung um den Erzbauort Eber-
stein/Svinec, wo etwa Selesen/Želežno (amtlich 1883,
1918 ; nach Kranzmayer slow. Zelezno, slm. Zeleze o.
Železe) auch aufgrund seiner slowenischen Etymologie auf den Eisenabbau hinweist. In den zu → Sankt Paul/
Šenpavel im Lavanttal/Labotska dolina gravitierenden
slowenischen Gebieten war die Sprachgrenze im Ge-
gensatz zum Oberen Gailtal/Zgornja Ziljska dolina
lange Zeit stabil, so dass die Angaben auch aus der Per-
spektive des beginnenden 21. Jh.s durchaus nachvollzo-
gen werden können.
Das O. weist insgesamt eine historische Schreibweise
auf. Im vorliegenden Exzerpt wurden historische amt-
liche Ortsnamen in [eckige Klammern] gesetzt, sofern
eine moderne Schreibweise, etwa bei Zdovc, nachge-
wiesen ist (wobei vornehmlich die geografischen Rand-
bereiche des einst geschlossenen slowenischen Sied-
lungsgebietes in → Südkärnten/Južna Koroška bzw.
daran anschließende Gebiete berücksichtigt wurden,
während von einer umfassenden komparativen Studie
mit den bei Zdovc repertorierten Orten Abstand ge-
nommen wurde). Kursiv wurden Ortsnamen angeführt,
wenn diese aufgrund komparatistischer Überlegungen
deduziert werden konnten. Mit * sind jene historischen
amtlichen Ortsnamen gekennzeichnet, die offensicht-
lich nicht oder kaum der modernen Schreibweise ent-
sprechen und heute wohl nur als Zitat mit einer Er-
läuterung verwendung finden könnten (und von denen
keine moderne Form überliefert ist). Bisweilen wird
auf Varianten insbesondere im Vergleich zum Ortsver-
zeichnis aus 1880 (kurz 1880) hingewiesen. Wird auf
weitere Ortsverzeichnisse verwiesen, wird die jeweilige
Jahreszahl angegeben (1849, 1854, 1883, 1918). Wo es
angemessen erschien, wird zudem insbesondere auf slo-
wenisch und slowenisch-mundartliche (slm.) Varianten
von Kranzmayer hingewiesen.
Zweisprachig repertoriert sind im Bereich der heuti-
gen Gemeinde Lesachtal (Lesna dolina) : Liesing/Lesje,
Maria Luggau/Marija v Logu und Sankt Lorenzen/
Šentlovrenc ; im Bereich der Gemeinde Kötschach-
Mauthen (Koče-Muta) : Dober/Dober (als Gegend-
name, der Name kommt auch als Name eines Dorfes
bei Rattendorf vor), Kötschach/Koče, Kreuth/Rute,
Würmlach/Burmle. In Bereich der heutigen Gemeinde
Kirchbach sind angeführt : Kirchbach/Cirkovice* (in
der historischen Schreibweise ; eine weitere slowenische
Benennung ist Cirkno, diese allerdings nach Kranz-
mayer ein Konstrukt. Nach Kranzmayer ist die slm.
Variante Kirpa ; 1849, 1854 : Cirknice), Waidegg/Bajdek,
Oberdöbernitzen und Unterdöbernitzen haben die slo-
wenische Entsprechung Dobernica (es findet sich auch
die jüngere Benennung Debrevnica oder nach Turk
Debrnica ebenso wie für den Bach Débrnica), Reisach/
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur