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Pinteritsch/Pinterič, Hans
zugs gegen die Türken stellen wollte, kam ihm der Tod
zuvor. Sein Papstname Pius, in bewusster Anspielung
auf den »pius Aeneas« in Vergils Aeneis gewählt, mar-
kiert seine enorme kulturgeschichtliche Bedeutung als
»Apostel des Humanismus« (G. Voigt). Sowohl seine
persönlichen Beziehungen als auch seine in zahllosen
Handschriften überlieferten eigenen Werke trugen
maßgeblich dazu bei, dass der italienische Humanismus
in Österreich und im Reich begeisterte Anhänger fand.
P.s literarisches Œuvre umfasst die unterschiedlichs-
ten Genera. Österreich verdankt ihm mit der Historia
Austrialis das erste Beispiel humanistischer Landesge-
schichte überhaupt. Was die slowenische Sprache und
Kultur in Kärnten/Koroška angeht, ist auf das Kapitel zu
Kärnten/Koroška in P.s De Europa hinzuweisen, in dem
ausführlich die Zeremonie der Herzogseinsetzung auf
dem Kärntner Herzogstuhl geschildert wird (→ Fürste-
neinsetzung). Es beruht zur Gänze auf dem Liber certa-
rum historiarum des →
Johann von Viktring und
besitzt somit keinen selbstständigen Quellenwert.
Werke : Adrianus van Heck (Hg.) : Enee Silvii Piccolominei postea Pii
PP II De Europa, Città del Vaticano 2001.
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – F. J. Worstbrock : Piccolomini, Aeneas Silvius
(Papst Pius II.). In : Verfasserlexikon 7. München ²1989, 634–669 ; J.
Helmrath : Pius II. In : NDB 20. München 2001, 492–494 ; M. Wa-
gendorfer : Ein von der Hand des Eneas Silvius Piccolomini geschriebenes
Exzerpt aus dem Liber certarum historiarum Johanns von Viktring (BAV,
Vat. lat. 7082, fol. 96). In : Römische Historische Mitteilungen 47 (2005)
81–121.
Martin Wagendorfer
Picej, Jožef (Pfarrer, Kulturaktivist, NS-Verfolgungs-
opfer), →
Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno dru-
štvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bil-
dungsverein für St.
Michael und Umgebung].
Pičko, Florian (Schuster, Genossenschafter, Kultur-
aktivist), →
Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und
Leifling/Libeliče : Kulturarbeit seit 1882.
Pillersdorf’sche Verfassung 1848, →
Oktroyierte
Märzverfassung 1849.
Pintar, Luka (* 15. Oktober 1857 Hotavlje [Gorenja
vas-Poljane, Gorenjska], † 7. Dezember 1915 Ljubljana),
Sprachwissenschafter, Literaturhistoriker, Bibliothekar.
Nach dem Gymnasium in Ljubljana ging P. nach
Graz, wo er bis 1883 Slawistik (bei Gregor → Krek)
und klassische Philologie studierte und Supplent bzw. Lehrer in Ljubljana und Novo mesto wurde. 1898 be-
förderte man ihn zum Skriptor der heutigen NUK – Bi-
bliothek deželjna Študijska knjižnica [Landestudienbib-
liothek], wo er ab 1909 als Kustos und Direktor für ihre
Neuorganisation nach dem Erdbeben von 1895 sorgte.
1899–1907 wirkte er als Redakteur der (literatur-)
wissenschaftlichen Zeitschrift Zbornik (1898–1906)
der → Slovenska Matica [Slowenische Gesellschaft
für Literatur und Kultur]. Neben Fran → Vidic, Fran
→ Ilešič, Josip Tominšek u. a. gehörte er einer neuen
Generation von Wissenschaftern an, die einer akade-
mischen Tradition entwachsen waren. Als Literatur-
forscher spezialisierte er sich auf France → Prešeren
und erstellte die kritische Ausgabe seines Gedichtban-
des Poezije (1900). In diesem Zusammenhang erhielt er
für die Bibliothek vom Verleger Ottomar Bamberger
den handschriftlichen Nachlass des slowenischen Ro-
mantikers.
Sein Forschungsschwerpunkt lag jedoch in der Lin-
guistik. Er befasste sich mit fundamentalen gramma-
tikalischen Fragestellungen, sammelte slowenisches
Sprachmaterial, das teilweise in Maks Pleteršniks
Wörterbuch aufgenommen wurde, interessierte sich für
slowenische → Ortsnamen, auch in Kärnten/Koroška,
und schrieb über ihr Analogieverhältnis zum Deutschen.
Hierbei war er um politische Objektivität bemüht und
warf sowohl slowenischen als auch deutschen Topo-
nomastikern vor (so etwa seinen Kärntner Kollegen
Johann → Scheinigg und Primus → Lessiak oder
Baron Alfred Moscon), ihre Forschungsarbeit aus ei-
ner nationalen Perspektive heraus zu verrichten. Eine
große Polemik entstand um die etymologische Herlei-
tung von Klagenfurt/Celovec. Seine Studien veröffent-
lichte P. in den Zeitschriften Carniola, → Časopis za
zgodovino in narodopisje, → Ljubljanski zvon u. a., einige
davon unter dem Rubriknamen Satura (1905–1912).
Quellen/Web : NUK, www.dlib.si.
Werke : O krajnih imenih. In : Ljubljanski zvon 32 (1912) 1, 47–51 in
Fortsetzung.
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – J. Šlebinger : Luka Pintar. Nekrolog. In :
Carniola 7 (1916) 2, 150–160 ; K. Sturm-Schnabl : Der Briefwechsel
Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z
Južnimi Slovani. Maribor 1991, 31, 741–742.
Maja Francé
Pintarič, Mathias (Kulturaktivist, Verfolgungsopfer),
→ Steirische Slowenen.
Pinteritsch/Pinterič, Hans, → Abgeordnete.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur