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zweite östliche Schutzbastei des deutschen Reiches, die Markgrafschaft Körnten an, sprengten
über Laibach hinaus, eampirteu 902 auf mährischem Boden, 903 im baierischeu Herzog-
thum, in den nächsten Jahren in Oberitalien als Verbündete Berengars.
Im Jahre 906 pflanzten sie, durch das damals schon gestürzte mährische Reich
ziehend und einem Rufe der durch den sächsischen Herzog bedrängten Elbe-Slaven folgend,
ihre siegreichen Fahnen in Norddeutschland auf sächsischem Boden auf.
Die Situation begann für Deutschland unbequem zu werden und im Jahre 907,
als uach Ärpäds Tode die Stammesoberhäupter den minderjährigen Sohn Ärpäds,
Zso l t , zum Fürsten erhoben hatten, hielt der deutsche König Ludwig die Zeit sür
gekommen, die erlitteneu Scharten auszuwetzen. Er brach mit seinen Mannen, namentlich
mit den Baiern, in unser Vaterland ein. Doch wurden die Baiern am 5. Juli, nachdem
sie schon in das Innere eingedrungen waren — vielleicht bei dem in den Chroniken
erwähnten Bänhida bei Totis — durch die uugarischeu Scharen vollständig geschlagen.
„Der baierische Stamm ist sozusagen vernichtet", schreibt ein Zeitgenosse, und die Kraft
Deutschlands wurde durch diese Niederlage dermaßen gelähmt, daß die ungarischen
Kriegsscharen im Jahre 908, mit den Elbe-Slaven um die Wette, bis zur Nordsee
plündern und rauben konnten, daß sie Bremen brandschatzten, während die Slaven
Hamburg plünderten. Im darauffolgenden Jahre (909) schwärmten die Magyaren über
schwäbische und fränkische Gebiete bis an den Rhein.
Der junge König Ludwig machte die letzte Kraftanstrengung. Im Jahre 910 entbot
er nnter Androhung der Todesstrafe die Kampffähigen der baierifchen, schwäbischen
nnd fränkischen Stämme in sein Lager. Seinem Angriffe kam jedoch mit Blitzesraschheit
die ungarische Reiterei zuvor, sie stürmte gegen das deutsche Lager unter Augsburg uud
vernichtete es, indem sie es durch eine gewandte Kriegslist zwischen zwei Feuer brachte, in
einer blutigen Schlacht, nachdem die Deutschen den Sieg schon in Händen zu halte» wähuteu.
Das Eleud Deutschlands stieg nun auf den Höhepunkt; Ludwig zahlte, um sein Land
vor den Magyaren zu retten, ihren Heerführern eine große Summe und verpflichtete
sich zu einem jährlichen Tribut. Diese Demüthigung überlebte der nnglückliche jnnge
König uicht lange; er starb im Jahre 911 und mit ihm stieg der letzte männliche Sprosse
der Karolinger ins Grab.
Sein Nachfolger war der Frankenherzog Konrad, unter dem das Reich zum Schau-
platze inneren Zwiespaltes uud offenen Bürgerkrieges wurde. Die Ungarn beeilten sich,
diese Verhältnisse auszunützen, und brandschatzten 912 Franken nnd Thüringen, 913 Baiern
und Schwaben, zündeten 915 das Corveyer Kloster an nnd streiften in Sachsen und
Thüringen herum. Im Jahre 917, am 21. Januar wurde Basel zerstört, Elsaß und
Lothringen mit Feuer uud Schwert verwüstet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch