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deutsche Truppen über die Ungarn in offener Schlacht davontrugen. Bis zum Tode Heinrichs
(2. Juli 936) blieb das deutsche Reich von den Ungarn verschont. Im Jahre 934 setzten
sie ihre abenteuerlichen Reiterzüge bis unter die Mauern von Constantinopel fort.
Als aber mit der Thronbesteigung des jungen Otto I., Sohnes und Nachfolgers
von Heinrich, der Zwiespalt zwischen den deutschen Stämmeu neuerdings ausbrach,
erschienen die Magyaren bereits Ende des Jahres 936 abermals in Schwaben und
Franken, setzten im Frühjahre bei Worms über den Rhein, überschwemmten nun schon
zum dritten Male Elsaß und Lothringen, drangen bei Orleans über die Loire und bis aus
Meer vor, zogen von dort durch Burgund und Savoyeu, brachen durch die für nnüber-
steiglich gehaltenen Alpen, dnrchflogen Italien bis über Neapel hinaus und kehrten dann
nach einem über ein Jahr andauernden siegreichen Feldzug, den damals in Europa einzig
und allein die leichte ungarische Reiterei ins Werk zu setzen sich unterfangen konnte, in die
Heimat zurück. Weniger glücklich war ihr Einfall ins Sachsenland, welchen sie 938 im
Vertrauen auf die inneren Wirren des Reiches unternahmen. Ein Theil ihrer Schwadronen
ging, in einen die Hunnentränke genannten sumpfigen Wald hineingedrängt, bei Dortmund
zu Grunde. Nach diesem Verluste suchten ungarische Truppen Norddeutschland nie mehr
heim. Sie kamen 940 nach Italien, schwärmten von dort über die Pyrenäen sogar nach
Spanien und bedrängten im Jahre 943 das orientalische Kaiserreich.
Der Sohn Zsolts, der junge Taks unternahm, nachdem das Scepter seines Vaters auf
ihn übergegangen war, einen glänzenden Feldzug durch Italien bis Tarent; seine Heerscharen
drangen 951 über Oberitalien, überschwemmten das Rhonegebiet nnd drangen im Loirethale
bis zum atlantischen Meere vor; im Frühjahre 954, als infolge eines im Königshause
ausgebrochenen Zwistes in ganz Deutschland ein erbitterter Bürgerkrieg wüthete, brachen
sie wieder auf deutschen Boden ein. Der aufständische Fraukenherzog Konrad, der Eidam
des Königs, empfing die einfallenden Ungarn bei Worms, bewirthete sie glänzend und
führte sie persönlich, behufs Verheerung der Güter seiner Feinde, bis an die Maas. Die
Klosterchroniken erzählen mit Trauer von diesem vernichtenden Feldzuge, von der Belagerung
Eambrays, von dem Verderben, das um Rheims und Metz wüthete.
Als im Sommer 955 die Kraft des Reiches durch den Aufstand der Elbe-
Slaven abermals iu droheud ernster Weise herausgefordert wurde, erschien vor dem zum
Kriege sich rüstenden Otto eine ungarische Gesandtschaft, deren wahrer Zweck wohl kein
anderer sein konnte als der, die inneren Verhältnisse des Reiches zu erkunden. Denn diese
Gesandtschaft konnte kaum noch nach Hause zurückgekehrt sein, als die kriegsbereiten
ungarischen Mannen, deren Zahl von den Chroniken auf 166.00(1 angegeben wird, in
baierifches Gebiet einbrachen. Otto rief gegen sie die gesammte Kriegsmacht der rechts-
rheinischen Stämme zu den Waffen. In der Nähe des durch Bischof Ulrich heldenmüthig
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch