Page - 62 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
Image of the Page - 62 -
Text of the Page - 62 -
62
vulgo Blocksberg bei Ofen). Peter, der zu entfliehen versuchte, wurde uach verzweifelter
Gegenwehr bei Zämor durch seine Verfolger festgenommen und geblendet. Der Elende
starb bald an den Folgen seiner Wunden und wurde in der durch ihn errichteten Fünf-
kirchener Kathedrale begraben.
Nachdem der Aufruhr ausgetobt hatte, untersagte Andreas die Ausübung heidnischer
Ceremonien unter Todesstrafe, stellte die Gesetze Stefaus wieder her, ließ sich durch die
am Leben gebliebenen Bischöfe in Stuhlweißenburg krönen und schickte eine Gesandtschaft
mit Friedensbedingungen zu Kaiser Heinrich. Als er sich jedoch überzeugte, daß der Kaiser
die Oberhoheit über Ungarn verlange und der Krieg somit unvermeidlich sei, berief er zur
Vertheidigung des Landes seinen jüngeren Bruder, den tapferen Bela, aus Polen zurück,
übergab ihm eiu Drittel des Landes mit selbständiger Fürstengewalt und versprach ihm
sogar, da er derzeit noch kinderlos war, die Thronfolge. Diese erste Theilung des Landes,
welche später von den Prinzen rechtlich beansprucht wurde, gab in der Ärpädenzeit zu
vielen inneren Zwistigkeiten und Bürgerkriegen Anlaß.
Die Landestruppen schlugen unter der Anführung von Andreas und Be'la die
kaiserlichen Angriffe mit Triumph zurück; ein Theil des deutschen eroberungslustigen
Heeres kam in den Schluchten des „Vertes"-Gebirges um (1051). Im nächsten Jahre
erlitt Heinrich III. unterhalb Preßburg eiue Schlappe; seiue Belagerungsflotte wurde
durch ungarische Taucher angebohrt und versank. Noch zwei Jahre lang wurde der Krieg
fortgesetzt, in welchem nun die Ungarn die Angreifer waren. Dann hörte er auf, ohne daß
ein Frieden geschlossen worden wäre. Der mächtigste Kaiser, der je auf dem deutschen
Throne saß, war nicht im Stande Ungarn zu besiegen.
Das gute Verhältniß, welches zwischen Andreas und seinem jüngeren Bruder Bela
bestand und dem Lande zum Heile gereichte, giug sofort iu die Brüche, als Andreas die
Krone, welche er Bela versprochen hatte, auf seinen (Andreas') Sohn zu vererben wünschte,
diesen, Salomon, noch als Knaben mit der Schwester des deutschen Kaisers Heinrich IV.
verlobte und ihn (1058) krönen ließ. Die Höflinge des Königs wie des Herzogs schürten
wechselseitig die Uneinigkeit der Brüder, welche endlich zu einem offenen Kriege führte.
Bela, der sich nicht in Sicherheit fühlen mochte, flüchtete nach Polen, kehrte aber von dort
mit polnischen Hilfstruppen zurück und besiegte, durch die Nationalpartei unterstützt, seinen
älteren Bruder, der den Krieg mit deutscher Hilfe fortsetzte. Andreas fiel und Bela riß die
Krone an sich (1060).
Bela, den die Jnsnrrection auf den Thron erhoben hatte, mußte den aufrührerischen
Geist bezwingen, der auf dem zu Stuhlweißenburg durch ihn zusammenberufenen Reichs-
tage drohend gegen ihn auftrat. Die hier zusammengeströmten Volksmassen verlangten von
dem nenen Könige stürmisch die Beseitigung des Christenthums, die Wiederherstellung der
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch