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Thrones nicht stören werde, zog er von deni Kriegsschauplatze in Venedig mit 10.000 Ungarn
nach Rom, wo ihn Papst Urban VI, sein Gönner, krönte (3. Juni 1381). Hierauf nahm
er Neapel ein, machte Johanna zur Gefangenen und ließ sie, da sie sich standhaft weigerte,
auf den Thron zu verzichten, im Gefängniß erdrosseln (22. Mai 1382).
König Lndwig lag an seinem Lebensabende nichts dringender am Herzen als die
Übertragung der ungarischen nnd der polnischen Krone auf seine ältere Tochter Maria, die
Braut Sigmnnds, des Sohnes Kaisers Karl IV. Und als die in Altsohl versammelten
polnischen Stände seinen Wunsch erfüllten und der zwölfjährigen Maria und dem fünfzehn-
jährigen Sigmnnd den Eid der Treue leisteten (25. Juli 1382), als Sigmnnd bald darauf
an der Spitze ungarischer Trnppen in Polen zur Übernahme der Herrschaft einzog, da
konnte der glorreiche ungarische König, dem die Nachwelt mit Recht den ehrenvollen Namen
„der Große" beilegte, mit Befriedigung sich zur ewigen Ruhe legen (11. September 1382).
Während der vierzigjährigen Herrschaft Ludwigs hat kein feindlicher Fuß ungarischen
Boden betreten, innere Kriege zehrten nicht die Kraft des Landes aus, ungarische Heere
errangen sich immer neue Lorbeern in den neapolitanischen, venetianifchen und lithauischen
Feldzügen, in den unteren Donaugegenden. Unter der Herrschaft von Recht und Gesetz
entfaltete sich die materielle Kraft des Landes, die Städte, Stapelplätze des westeuropäischen
und orientalischen Handels, gingen einer ungeahnten Blüte entgegen. Mit dem Wohlstande
stieg die Bildung, zu deren Hebung Ludwig die Universität in Fünfkirchen gründete (1369).
Die Popularität des ritterlichen, gerechten, mit Herz und Seele ungarischen Ludwig
wird am glänzendsten dnrch die Thatsache erwiesen, daß die stolze, kampflustige Nation
aus Dankbarkeit gegen ihren großen König dessen Tochter Maria, die erste Frau auf
dem ungarischen Throne, unter allgemeiner Zustimmung als Königin anerkannte nnd krönte
(17. September 1382); die Leitung der Regierung wurde bis zur Großjährigkeit, ihrer
Mutter, der bosnischen Elisabeth übertragen, neben welcher Palatin Nikolaus Garai die
Staatsgeschäfte besorgte. Gegen das Frauenregiment lehnten sich zuerst Kroatien, Dalmatien
und Bosnien auf; Führer der Bewegung waren die drei Brüder Horväti (Johann, Ban
der Seedistricte, Paul, Bischof von Agram und Ladislaus), sowie ihr Verwandter Johann
Palisnai, Prior von Vräna; diese wollten Karl, den König von Neapel, ehemals kroatisch-
dalmatinischen Ban, auf den Thron erheben. Zur Beilegung der Unruhen eilten die
Königin-Mutter und ihre zwei Töchter mit dem Palatin und einem glänzenden Gefolge in die
aufrührerischen Provinzen nnd erwirkten eine scheinbare Unterwerfung der Unzufriedenen
(October 1383) Doch schon im nächsten Jahre brachen die Unruhen wieder aus, als sich
der kroatisch-dalmatinische Ban offen an die Spitze der Unzufriedenen stellte; der an
seiner Stelle ueu ernannte Ban vermochte nicht den Aufruhr zu ersticken und selbst die
Neubestätigung der goldenen Bulle hatte nicht die gewünschte Wirknng. Karl, der die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch