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Einladung des Agramer Bischofs Paul annahm und seinen Ludwig geleisteten Schwur
brach, trat als Thronprätendent auf und landete in Zengg (12. September 1385).
Gleichzeitig mit diesen Unruhen brach auch in Polen die Revolution gegen Sigmnnd
aus, der gezwungen war, mit seinen ungarischen Truppen das Land zu verlassen. Die auf
die Unabhängigkeit ihres Reiches eifersüchtigen Polen erklärten sich zwar bereit, die
jüngere Tochter Ludwigs, die mit dem österreichischen Herzog Wilhelm verlobte Hedwig
auf den Thron zu setzen, aber nur unter der Bedingung, daß Galizien mit Polen wieder
vereinigt würde und die Nation den Gemal aussuche, der mit Hedwig den Thron zu
theilen habe. Königin Elisabeth war endlich gezwungen nachzugeben und sandte Hedwig
nach Krakau, wo sie von den Polen gekrönt (15. Oktober 1385) und mit dem zum Christeu-
thume übergetretenen lithauischen Herzog Jagello vermählt wurde (Februar 1386). So
wurde das Band zwischen Ungarn und dem damals mit Lithauen vereinigten Polen zerrissen.
Sigmnnd, von den Polen zurückgewiesen, klau,inerte sich an das Recht, welches er
auf die Hand Marias hatte und beanspruchte die Vollziehung der Ehe. Inzwischen hatte die
Königin-Mutter, dem leichtsinnigen Jüngling entfremdet, Maria mit Ludwig von Orleans,
jüngerem Bruder des französischen Königs Karl V. verlobt (Juli 1385). Die Königin-
Mutter löste indessen, um vou deu Verwandten Sigmunds in Böhmen Beistand gegen den
Thronprätendenten Karl zu erhalten, den Vertrag mit Orleans anf und gab ihre Ein-
willigung zur Heirat Marias und Sigmunds. Der nach der Hochzeit in Ofen abgehaltene
Reichstag schwur Maria und ihrem Gatten Sigmnnd Treue, die Stände bekleideten
Letzteren mit dem Titel: „Reichsvormund".
Die Unzufriedenheit der Nation mit dem leichtsinnigen, verschwenderischen Sigmnnd,
der das Waaggebiet seinem Bruder, dem böhmischen König Wenzel und dessen Verwandten,
den mährischen Prinzen Jodocns und Procopins verpfändete, wurde jedoch sehr bald eine
allgemeine und die Partei Karls nahm so stark zu, daß derselbe von Agram ohne Wider-
stand bis zur Ofener Burg vordringen und sich, nachdem er die Königin zur Abdankung
gezwungen, in Stuhlweißeuburg in Anwesenheit der gedemüthigten Königin krönen lassen
konnte (I.December 1385). Karl sollte sich indessen der seinen Verwandten geraubten Krone
nicht lange erfreuen. Königin Elisabeth ließ ihn nämlich im EinVerständniß mit dem Palatin
Garai durch Blasius Forgäch überfallen (7. Februar 1386) und ins Vifegräder Burg-
verließ sperren, wo er einer schweren Wunde am 24. Februar 1386 erlag.
Der aus dem Ofener Blutbade entkommene Johann Horvati pflanzte jenseits der
Drau neuerdings die Fahne der Empörung auf. Elisabeth erschien hierauf, dem Rathe des
Palatins Garai folgend, mit ihrer Tochter Maria und glänzendem Gefolge jenseits der
Drau, um die Unruhen durch ihr persönliches Dazwischentreten beizulegen. Da der Versuch
nicht gelang, beabsichtigten sie in der Burg Gara eine sichere Unterkunft aufzusuchen, aber
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch