Page - 132 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
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schwachen Wladislaw, sie bedurften eines Königs, den sie, wie Stefan Bäthori sagte,
beim Schöpf halten konnten. Der junge, gutmüthige Johanu Corviuus, der den reichen
Schatz seines Vaters, Ofen, Visegrad sammt der Krone nnd mehrere starke Festungen
des Landes im Besitze hatte, hatte nicht zugleich auch den entschlossenen festen Charakter
seines Vaters geerbt und besaß nicht den Muth, sich den Thron niit Waffengewalt zn
erkämpfen. Er bereitete selbst seinen Sturz vor, als er sich durch Thomas Bakacs und
Johann Pruisz bewegen ließ, den ihm durch dreiunddreißig kirchliche und weltliche Große
vorgelegten Ausgleich anzunehmen, wonach er, falls die Wahl der Stände nicht auf ihn
fiele, sich außer den Familiengütern mit dem Königreich Bosnien, dem Herzogthnme
Slavonien und dem kroatischen Banat begnügen würde (17. Jnni 1490). Aus Anrathen
seiner Anhänger protestirte er zwar, sich in die Ofener Burg einschließend, gegen die
Wahl Wladislaws, welche ohne die Anwesenheit seiner Partei vor sich gegangen war;
als aber die Gegner Ofen zu belageru anfingen und dieses sich gegen ihn erhob, schloß er
einen Waffenstillstand. Er hatte die Absicht, sich mit den Schätzen seines Vaters, mit der
Krone und mit den bewaffneten Scharen seiner Anhänger in das Gebiet jenseits der Dran
zurückzuziehen, um dort Truppen zu sammeln. Aber Stefan Bäthori nud Paul Kinizsi
eilten ihm mit den berittenen Scharen der Großen nach, überfielen ihn an der Sarviz
und schlugen ihn (4. Juli), worauf er uach Slavonieu flüchtete. Die Stände riefen nach
diesem Siege, mit Übergehung der Ansprüche von Max und Albert, Wladislaw in der
Ofener St. Georgskirche ohne Widerspruch zum König aus.
Wladislaw nahm die ihm i« Farkashida am 31. Juli vorgelegten Kiwuuugs-
bediuguugeu mit Bereitwilligkeit an, obgleich dieselben auf die Beschränkung der Königs-
gewalt zielten, und zog am 9. August in Ofen ein. Am 18. August ließ er sich in Stuhl-
weißenburg die durch Corvinns übergebene Krone aufs Haupt setzen. Seine übergangenen
Nebenbuhler waren jedoch nicht gesonnen, ihren Ansprüchen zu entsagen. Herzog Albert
ließ sich schon am 10. August auf dem Räkosfelde zum König ausrufen und hielt, obschou
er später Waffenstillstand mit seinem Bruder schloß und sich bis Szereucs zurückzog,
dennoch fortwährend Kaschau, Eperies und Umgegend mit seinen Truppen besetzt. Nur
uach Monaten, als er durch die Scharen Wladislaws und Stefan Szapolyais hart
bedrängt wurde, entsagte er seinen Ansprüchen unter der Bedingung, daß ihm die Krone
im Falle des kinderlosen Ablebens seines Bruders zufalle (20. Februar 1491). Noch
energischer trat König Maximilian auf, der in Steiermark und Österreich eiueu großen
Theil der durch Matthias eingenommenen Festungen und Städte, Wien, welches von
400 Ungarn heldeumüthig vertheidigt wurde, Wiener-Neustadt und Brück schou im Monat
August zurückeroberte und sodann, die Leitha überschreitend, Ödeuburg, Steiuamanger,
Güns, Veszprim, Agram und Stuhlweißenburg eiuuahm und selbst Ofens mit Leichtigkeit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch