Page - 152 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
Image of the Page - 152 -
Text of the Page - 152 -
152
sein werde, Ungarn gegen die Türken wirksam zu vertheidigen. Er wurde auch am
17. December im Preßburger Frauciscanerkloster zum König gewählt, indem die Stuhl-
weißeuburger Königswahl, „welche auf ungesetzliche Weise, auf einem übereilt znsammen-
beruseueu Reichstage mit Übergehung der Nebenländer, unter starker Pression vollzogen
worden war", für null und nichtig erklärt wurde.
Die Nachricht von der Preßbnrger Wahl verbreitete sich bald durch das ganze Land
und in den Nebenländern wurden die zwei Landtage einberufen. Die Kroaten, welche südlich
der Knlpa näher zur Küste wohnten, versammelten sich in Cettin, in dem heutigen Oguliu-
Finmaner Comitat. Dort befanden sich der Bischof von Knin, der Graf von Corbavien,
ein Zrinyi, drei Frangepan und noch Andere; dort wurde am 1.Jänner 1527 Ferdinand,
„der schon ein Erbrecht auf die heilige ungarische Krone besaß und schon laut der Gesetze
des Landes ordnungsgemäß in Preßburg gewählt worden war", mit reifer Überlegung
„vor Tisch uud uüchteru", wie besonders betont wurde, als König von Kroatien anerkannt,
angenommen und gewählt. Dagegen erklärten sich fünf Tage später in Dombrö im
Kreuzer Comitate die slavonischen — heute kroatischen — Stände des Agramer, Kreuzer
und Warasdiuer Comitates für Johann Szapolyai und nahmen ihn als ihren König
an (6. Jänner).
Das Land hatte daher jetzt zwei Könige und das zu einer Zeit, in der nichts
dringender als die Eintracht gewesen wäre. Zwischen den beiden Königen mußte das
Schwert entscheiden.
Ferdinand betrat am 31. Juli 1527 an der Spitze eines deutschen Heeres den
ungarischen Boden und beschwor in Kittsee, nahe der österreichischen Grenze im Wieselburger
Comitate, vor dem Veszprimer Bischof Thomas Szalahazy, einem seiner eifrigsten Getreuen,
daß er die Rechte und Gewohnheiten des Landes heilig halten und ein treuer Wächter der
Verordnungen der Goldenen Bulle sein werde. Das Kriegsglück begünstigte ihn. Am
20. August befand er sich bereits in Ofen, im geplünderten Palast des Königs Matthias,
und der größte Theil des Landes schlug sich auf seine Seite. Der Kronhüter Peter
Perenyi brachte die heilige Krone nach Stuhlweißenburg und dort, in der Kirche unserer
lieben Frau, wo der heilige Stefau und so viele ungarische Könige begraben liegen, ging
die Krönung vor sich. Bevor der Neutraer Bischof Stefau Podmauiczky, wie vor einem
Jahre dem Wojwoden, dem Erzherzog Ferdinand die Krone aufs Haupt setzte, fragte der
Palatin den Adel, der die Kirche füllte, dreimal in ungarischer Sprache: „Wollt ihr
Ferdinand, den König von Böhmen, zu Eurem König?" und dreimal wiederhallte der
Ruf: „Wir wollen ihn." Sodann ritt der König mit der Krone auf dem Haupte, wie es
die alte Sitte erheischte, in die Vorstadt hinaus und legte unter freiem Himmel vor dem
Volke einen feierlichen Eid ab, daß er die Rechte, Freiheiten und Gesetze des Landes heilig
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch