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mischte sich auch Zorn gegen die deutschen Rathgeber, die man beschuldigte, aus Miß-
trauen gegen Ungarn die Wahrheit so lange verborgen gehalten zu haben. Magnaten und
Stände hielten sofort eine gemischte Sitzung ab. Es wurde ein Ausschuß entsendet und
schon Nachmittags wurde in neuer Sitzung der Antrag: das Land möge sich mit voller
Kraft erheben, verhandelt. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. An diesem Tage
gab es keine Opposition im ungarischen Reichstage.
Die allgemeine Adelsinsnrreetion wurde verkündet. Dreißigtausend Mann wurden
für die reguläre Armee votirt, sechs Infanterieregimente? (2., 31., 32., 33., 37., 52.) auf-
gestellt, welche noch heute bestehen, als lebende Erinnerung an jene Tage der Begeisterung.
An die Spitze der Jusurrectiou wurde durch das Gesetz der siebennndsiebzigjährige Palatin
Graf Johann Pälffy berufen, der den Szathmärer Frieden geschlossen hatte und in vielen
Schlachten der Gefährte des Prinzen Eugen vouSavoyen gewesen war. Unter den Districts-
eapitänen führen wir jenseits der Donau den Grafen Josef Eszterhäzy, jenseits der Theiß
den Grafen Alexander Kärolyi an. Mehrere, wie Graf Karl Batthyänyi, rüsteten auf eigene
Kosten Scharen aus. Auch Siebenbürgen und die Militärgrenze geriethen in Bewegung,
und die martialischen Gestalten der kroatischen und serbischen Grenzer erschienen in so
großer Anzahl auf den Schlachtfeldern des Westens wie nie vorher. Auf achtzig-, ja
hunderttausend Mann wird das Contingent geschätzt, welches Ungarn znm Schutze seiner
Königin beistellte, — während Oberösterreich und Böhmen dem baierischen Kurfürsten
huldigten und die Erbländer der Dynastie (mit Ausnahme Tirols) nach den Worten
Montesquieus gleichsam wie betäubt zusammensanken.
Das Auftreten der Ungarn gab dem Kriegsglück eine andere Wendnng. Schon am
Ende des Jahres konnte Maria Theresia in ihre Residenz zurückkehren. Nach zwei Monaten
(am 13. Februar 1742) waren ihre Scharen in München. Der König von Preußen
schloß Frieden (1742), indem er Schlesien behielt. Der Kampf mit den Baiern und
Franzosen wurde fortgesetzt, und in diesen Kämpfen standen die Ungarn fast überall in
erster Reihe. Graf Franz Nädasdy, Enkel jenes 5u«Zex curiae, der im Jahre 1671 als
Hochverräther in Wien enthauptet wurde, öffnete mit genialer Gefchicklichkeit den Truppen
des „ungarischen Königs Maria II.- den Weg über den Rhein (am 1. Juli 1744) und der
Banus Graf Karl Batthyänyi, später der erste Fürst in seiner Familie, wußte mit seinen
an Zahl geringen ungarischen Truppen Friedrich II., der neuerdings in Böhmen einfiel
(August 1744), so lang zn widerstehen, bis das österreichisch-ungarische Hauptheer vom
Rhein nach Böhmen zurückkehrte und den König zwang, sich ohne Resultat nach Schlesien
zurückzuziehen. Zu derselben Zeit erhob sich, ohne Reichstag, ohne vorhergehende
Berathung, der ungarische Adel zum zweiten Male. Die Königin kam abermals nach
Preßburg (am 1t). August), sie sprach, und die ungarischen Herren — so viele eben da
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch