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Jedes Mädchen nennt dabei den Namen dessen, dem ihr Herz gehört, nnd springt dann
über das flackernde Feuer, in welches ihre Gefährtinnen neunerlei dnftiges Kraut werfen
nnd dazu folgendes Blumenlied singen:
„Kornblume redet: thu mit mir nicht streiten, Denn mit mir wahrhaftig wird allweg geopfert;
Denn von mir wahrhaftig lebt die ganze Welt nur; Veilchenblüte redet: thu mit mir nicht streiten,
Rebenblüte redet: thu »>it mir nicht streiten. Denn mit inir wahrhaftig schmücken sich die Dirnen."
Wenn der Flammenstoß zu Glut niedergebrannt ist, folgt die Weihung des nengebornen
Kindes über dem Feuer, nach heidnischem Gebrauch. Der .bilioFos" faßt den weinenden
Sprößling mit beiden Händen, hält ihn über das Feuer nnd spricht über ihn den Segen
nnd den Schirmspruch gegen die sieben Arten von Teufeln, und zuletzt ritzt der Opfernde
das Kiud mit der angeglühten Spitze seines Messers in Halbmondsorm am Kinn. Au
dieser Stelle wird ihm kein Bart wachsen, daran erkennen sich die Getreuen des Urväter
glanbens. Und jetzt schöpft der .« mit dem Fenerlöffel für jede Frau von dem nenen
Feuer. Durch die uoch übrige Glut treiben zuletzt die Hirten ihre Herden hindurch, das
wird sie vor Seuche schützen, uud was au Glut uoch immer glimmt, das tritt die Schar
der Kiuder barfuß aus. Nach Schluß der Ceremonie zünden die Bursche Freudeuseuer au,
singen das Lied von der „Jpsilangi-Rose" und lasseil feurige Räder den Hügelabhang
hinablaufen, während jeder bei seinem Feuer den Namen seiner Geliebten ruft." So hat
sich dieses Feuerfest der Johauuisuacht noch hente in vielen Gegeudeu als Volksbrauch
erhalten.
Aus alten Überlieferungen, aus Schilderungen der Chronisten und Volkssageu der
Szekler haben wir folgende Bestattnngsgebränche zusammengestellt, welche die Anhänger
der Urreligiou befolgten: „Beim Tode eines hervorragenden Ritters waschen die
„Beweinerinnen" (Klagefrauen) den gefallenen Tapfern im heiligen Bache, bekleiden ihn
mit seiner glänzendsten Rüstung, legen ihn auf das Ehrenbett und breiten ein ganzes Stück
Seidenzeng über ihn. Zur Trauer legeu die Fraueu eiu ungebleichtes Linnengewand an
nnd binden sich statt der „Schmetterlingshanbe" (Flügelhanbe) ein schwarzes Tnch um deu
Kopf. Dauu treten die „Geiger" (Spiellente) vor und singen bei Geigen- und Lantrnklang
von den Thaten des Helden nnd von seinem jenseitigen Leben, während der greise Bater
des erlegten Kämpen zu Häupteu des Katafalkes auf dem nackten Boden sitzt.
Mittlerweile wird an der Quelle des heiligen Baches eine ungeheure Grube gegraben
nnd an der einen Seitenwand derselben ein großer Eibenbaum aufgestellt, vou dessen Spitze
das zweizüugige Fähnlein des gefallenen Helden flattert mit der goldenen Sonne. Sodann
werden an den anderen drei Seiten der Grube vieruudzwauzig eichene Stangen ausgestellt,
alle lauzensörmig gespitzt. Die westliche Wand der Grnbe bleibt abschüssig, denn man
soll hinabsteigen können.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch