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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
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322 werde. Die Kaisertochter sandte dem am Theißufer lagernden Attila ihren Verlobungsriug, flehend, daß er komme, sie aus ihrem Kerker zu befreien. Attila setzt sich ans diesen Ruf hin in Bewegung und überflutet Italien mit seinen Scharen. Drei Monate lang belagert er Aqnileja und zerstört überdies zwölf Städte auf dieser fürchterlichen Brautfahrt. Aquileja vertheidigte sich lange, und schon wollte Attila von der Belagernng abstehen, als ein Storch, seine Jungen im Schnabel, die Stadt verließ und ihm dadurch kundgab, daß die Stadt am Äußersten sei. Dieser Anblick bewog ihn zum letzten Sturm, der zu seinem vollen Siege führte. Im Kaiserpalast zu Mailand findet er ein Meisterbild, auf dem seine Ahnen dem römischen Kaiser zu Füßen sinken. Er wallt zornig auf, rächt sich aber an dem Meister- werk des Künstlers nicht durch dessen Vernichtung, sondern läßt als Seitenstück dazu eiu anderes Bild malen, auf welchem römische Kaiser den goldenen Tribut zu Füßen des Hunueukönigs niederlegen. Er duldet keine Schmeichelei; ein römischer Dichter, Marulus, erhebt in seinen Versen Attila zum Gott, dafür verurtheilt er den Dichter sammt seinen Versen zum Scheiterhaufen, begnadigt aber schließlich doch den Menschen und läßt nur seine Gedichte ins Feuer werfen. Und da er endlich schon vor den Thoren Roms steht und keine Waffe, kein Steinwall ihn mehr aufhalten kann, da kommt ihm aus Rom eiue Schar ehrwürdiger Greise entgegen, an ihrer Spitze Papst Leo, um Gnade zu flehen für die ewige Stadt. Der Sage nach hätten nächtliche Gesichter ihm Stillstand geboten, die Walküre des Krieges sich ihm in den Weg gestellt und ihm dreimal zugerufen: zurück, Attila! Nach der Legende wären die Apostel Peter und Paul ihm erschienen und hätten ihn mit Gottes Gebot zurückgeschreckt, welche Scene auch in der Peterskirche durch Pinsel und Meißel künstlerisch verewigt ist. Die Legende ist ebenso schön wie die Volkssage, am schönsten aber ist die Tradition, daß jene Gottesgeißel, „auf deren Fußspuren kein Gras mehr wuchs", auf deren Wink das Blut zu Bächen schwoll, wie auf den catalannischen Gefilden, inne- gehalten habe vor den Thränen des greisen Mannes und, als die Mutter der Völker, Rom, ihm zu Füßen lag, sie nicht niedergetreten, sondern Kehrt gemacht habe. Dies that weder Brennns noch Alarich. Wie sein Leben, so war auch Attilas Tod ungewöhnlich. Über hundert Jahre alt, starb er am Blutsturz auf seinem Brautbette, zur Seite seiner Braut, der fränkischen Königstochter Jldiko. In der Nacht seines Todes träumte der griechische Kaiser von ihm, er sah den Bogen Attilas entzweibrechen. Die Leiche des Hunnenkönigs legte man in einen dreifachen Sarg, in Gold, Silber und Eisen, und begrub ihn im Bette der Theiß. Auch das war uralter Brauch, auf dem Grund der Gewässer bestattet zu ruhen. Niemand weiß, wo sein Grab ist. Nach seinem Tode geriethen seine drei Söhne über sein ungeheures Reich in Streit und überfielen einander im Bunde mit gothischen, gepidischen und sarmatischen Völkern. Die wilde Schlacht endete mit der Ausrottung der hunnischen Nation. Nur Attilas jüngster
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Übersichtsband, Ungarn (1)
Volume
5
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
16.41 x 22.5 cm
Pages
532
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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