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Fleisch und Bein, bracht' mich an den Krüppelstab, als es mir den Laufpaß gab"
(Weizenbrod). — Auf beinernem Horn wird geblasen, goldene Bretter kriegen Sprünge,
Erdengewürm regt sich im Wasen" (Tagesanbruch). — „Runden Wald ließ ich begehen,
Handooll Ruthen ließ ich schneiden, hab' sie gezeichnet und lassen stehen" (Verlobung mit
einem Mädchen). — „Unter ruudem Himmel ein Gottesbaum, ein runder; an rundem
Gottesbanme zwölf Zweige schon wie Wunder; schöne zwölf Zweige mit zweiundfünfzig
Dolden; bei zweiuudfüufzig Doldeu drei Äpfel golden" (Jahr, Moi^te, Wochen, drei
Hanptfeste). —„Wächst da ein Baum, hat uicht Ast uoch Blatt; eiu Vogel fliegt drauf, der
keine Flügel hat; frißt sich an ihm ohne Schnabel satt" (eine Kerze, die angezündet wird und
verbrennt). — „Auf gold'uem Klotz Schüssel von Gold, auf gold'uer Schüssel Leber von
Gold, schmaust davon ein Paul von Gold" (Biene nnd Honig). — „Fand's im Walde,
thät's umbringen, dann das Todte lehrt' ich singen" (Geige).
Das ist gewiß wahre, aber nicht genug gewürdigte und beachtete Poesie, ans dem
echten Boru der Dichtung geschöpft, aus der Lust au der Natur, aus dem tändelnden
Spiel der Phantasie oder dem Tiefsinn der tränmerischen Seele. Der schaffende Volksgeist
ist darin lebendig.
In dieses Bereich gehören auch folgende, obgleich weniger ernst nnd weitaus schlichter
gefaßt: „Auf Weg uud Steg stürzen sie Kessel um" (Maulwurfshaufen). — „Hat nicht
Fenster, hat uicht Thüre, dennoch wohnen drinnen Viere" (Nuß). — „Vorne geht
Blinkchen, hinten geht Weißchen, hat aufgebunden das Schweifchen" (Nadel und Zwirn).
— „Roth ist's, doch keine Rose nicht; rund ist's, doch kein Apfel nicht; ein Strudel ist's,
doch kein gefüllter nicht; Hab's gekost't, doch au! süß ist er nicht" (Zwiebel). — „Hundert
Vögel fliegen znsamm, einer von ihnen wird lahm, das ganze Hundert zum Stehe» kam"
(Webstuhl, Webewerk).
Schön und ganz kurz siud die folgeudeu, welche mit nur wenigen findigen Zügen zu
zeichnen wissen: „Dünner als ei» Rohr, höher als ein Thurm empor" (Regen). — „In
Paläd worfeln sie den Mais, hierher weht's die Spreu ganz weiß" (Schnee). — „Fleck anf
Fleck, Nadel hat uie drin gesteckt" (Krautkopf). — „Über die Welt es reicht, ein Huhn
überhüpft's doch leicht" (Wagenspur). — „Kost't 'nen Groschen kaum, sind't im Haus uicht
Raum" (Kerzenschein). — „Am Rücken sein Hüttchen, im Busen sein Brödchen" (Schnecke).
Schließlich gibt es neckende Fragen mit dem Witz des Weithergeholten, mit Benützung
der mehrdeutigen Wörter oder Verdrehung des Wortlautes. Als Beispiele seien, von den
unübersetzbaren Wortspielen abgesehen, folgende aufgeführt: „Was geht über's Wasser
ohne Schatten?" (Der Schall). — „Warum guckt die Krähe ins Markbein?" (Weil sie
nicht hineingehen kann). — „Wer hat schon einen Thurm aus Hanf gesehen?" (Wer im
Hanf stand.) — „Warum schließt der Hahn die Angen, wenn er kräht?" (Weil er's schon
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch