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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
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Page - 379 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5

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379 Polnischen Ursprunges sind auch die zusammengezogenen (synkopirten) Rhythmen, wogegen die paarigen und gleichgemessenen mit den slavischen und romanischen Rhythmen identisch sind. Auf welche Art aber der Slave, der Romane und der Magyare diese Rhythmen mit der Melodik vereinigt, das ist in den Liedern aller drei Nationen sofort zu erkenne». Der Grund des Unterschiedes ist, da alle drei denselben Rhythmus verwenden, nicht in diesem selbst, vielmehr im nationalen Temperament, in der politischen Stellung und im gesellschaftlichen Leben der Betreffenden zu suchen. Im slavischen Volkslied äußert sich ein sanfter Humor, ein sanftes Leid, beides sehr gemäßigt. Im Romanischen finden wir mehr trübsinnige Eintönigkeit, mehr Klagemäßiges; durch seine erweiterten Secunde- stufen, welche es, wenn auch selten, ebenfalls anwendet, gewinnt es eine gewisse Wildheit und begnügt sich mit dem dudelsackmäßigen ewigen Gebrumm der Tonica und der Dominante. Das Magyarische ist von alledem das völlige Gegentheil. In Freud und Leid bleibt es selten auf der Mittelstraße, seine Leidenschaft ist fast unbezähmbar und es sucht daher selbst über den Tonzirkel der Oetave hinüberzuschweifeu, indem es sich auch mit Unter- und Ober-Dominante und jeder parallelen, ja selbst in anderer Musik ungewöhn- lichen Harmonie paart. Die obige rhythmische Mischung der magyarischen Volkslieder war für das magyarische Volk weit vortheilhafter, als wenn es ausschließlich über seine Choriamben zu verfügen hätte. Das Tauschverhältniß zwischen den Völkern Ungarns darf man, trotz künstlich gehegter Nationalitätsfragen und Bitterkeiten, ein fortgesetztes nennen. Es entstehen magyarische Volkslieder mit slavischem und romanischem Elemente vermischt, uud hinwiederum hört man bei Leuten romanischer, besonders aber slavischer Zunge die magyarischen Choriamben. Werfen wir nun eiueu Blick auf den Einfluß der Kirche. Da in älteren Zeiten die Kirche die einzige Lehrerin des Volkes war und nur im kirchlichen Geiste lehrte, ist es natürlich, daß die so erlernten Kirchenlieder auch auf die Entwicklung des Volksliedes maßgebend einwirkten, und zwar sowohl die römisch-katholische als auch die protestantische Kirche, jede in einer eigenen Richtung. Es bildeten sich dadurch zwei eigenthümliche Arten von Melodik aus. Das Volk der römisch-katholischen Kirche bediente sich verzierterer Melodien, worauf auch die kirchliche Instrumentalmusik von Einfluß sein mochte, wofür Und da - rin - nen Und da - bei mit Bist durch Lie - be sü - ßem Mund sie ja zur Welt ge in der Wieg' ein Büb - chen sin - get: kom - men.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Übersichtsband, Ungarn (1)
Volume
5
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
16.41 x 22.5 cm
Pages
532
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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