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Der Suba-Pelz (die ,suba") ist das Meisterwerk des ungarischen Kürschuerhand-
werks. Er ist ein Kleidungsstück, das aus sechs bis zwölf ungarischen (langzottigen)
Schaf- oder Lammfellen besteht. Während andere Kleidungsstücke an Farbe, Länge und
Weite je nach dem Alter des Trägers sich ändern, ist die Snba hierin, wie in jeder anderen
Hinsicht, ein Ausdruck der Beständigkeit, denn beim jungen Burschen wie beim alten
Manne muß sie gleich lang, weit und weiß sein, wenn sie schön sein soll. Die Suba ist
nur schön, wenn sie bis auf die Knöchel reicht, wenn sie rund ist, das heißt auf den
Boden gebreitet einen Halbkreis bildet (auch im Volkslied heißt es: „Ruud ist meiner
Suba Rand, theuer drum") und außen und innen weiß ist. Das äußere Weiß ist insofern?
unterbrochen, als sie an den Schultern, um die Leibesmitte und am Vorderrand mit
seidenen Blumen ausgenäht und mit Darstellungen in farbigem Leder geschmückt ist
(belederte Suba); Motive, wie sie Arany verwendet, um Attilas Zelt zu schmücken:
Blutroth war das Grün dran, goldgelb jede Blüte,
Astwerk sich zum Drachen flocht, der Feuer sprühte,
Grüne Vögel saßen im Gezweige schweigend ..
Ärmel hat die Suba nicht. Ihr Kragen ist ein ansrechtstehender, handbreiter
schwarzer Pelzbesatz uud aus schwarzem Pelz besteht ihr Schulterkragen, der die besondere
Bezeichnung „Suba-Kragen" führt und zu dem ein ganzes Lammfell sammt Schwanz und
Klauen ohne alle Schnitzelei verwendet wird. Das sind aber auch alle Rechte, welche die
Suba der schwarzen Farbe einräumt, an anderen Stellen darf diese nicht vorkommen. An
vielen Orten wird ein Mensch nicht einmal als Knecht aufgenommen, der in seiner Suba
eine „Katze" (schwarze Zotteln) hat, denn ein solcher Mensch — heißt es — „hat viel
bunte Katzen", was besagen will, daß er falsch, verschmitzt, unverläßlich ist. Eine schöne
Suba ist ein Kapitalstück und es steckt auch ein Stück Kapital in ihr; sie kostet 25 bis
40 Guldeu, aber es gibt auch welche zu 100 bis 150 Gulden, — ein kleines Vermögen;
freilich gibt eine solche dem Kürschner zwei bis drei Monate zu thun. In gefälligen Falten
fließt sie von der Schulter nieder und erinnert, getragen oder hingebreitet, an die Hermelin-
mäntel, welche man in fürstlichen Wappen sieht. Die Suba ist des Magyaren beständige
getreue Gefährtin uud folgt an Rang und Würden gleich nach seinem Wohnhause. Im
Winter hält sie ihn warm, im Sommer (umgestülpt) kühl; ihre Wärme läßt sich mäßigen
wie die eines guten Ofens. Am Wochentag ist sie Nutzkleid, am Sonntag Putzkleid; dem
Greise verleiht sie Würde, dem Jüngling Zierde; unterwegs ist sie der Sitz, daheim das
Lager, Nachts Kissen und Decke, Tags Ruhebett; auf dem Felde ist sie sogar der Tisch,
wenn der Schafhirt sich sein kaltes Pörkölt-Fleisch auf der hingebreiteten Suba fervirt,
und Windfang, wenn er sie beim Kochen an seinen Stock lehnt, um den Wind abzuhalten.
Sie bedeckt nicht, wie die übrigen Kleidungsstücke, nur einzelne Theile des Körpers,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch