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trachtet mit allen möglichen Abfällen dem Boden zu ersetzen, was er ihm durch die
Prodnetion entzogen hat.
Derart behandelter Großgrundbesitz, wie er in diesem Theile des Landes vorkommt,
ist anderwärts seltener. Als Beispiele dafür können wir etwa anführen: die Pacht-
herrschaft von Kapuvär, die Fabrikswirthschaften im Eisenburger Comitat, vor Allem
aber die Ungarisch-Altenburger Herrschaft des Erzherzogs Albrecht, wo sich die größte
Milchwirthschaft des Landes befindet, mit 1835 Stück Milchkühen, während der ganze
Zuchtbestand sich auf 3399 Stück beläuft. Diese Herrschaft ist in Wahrheit ein landwirth-
schastliches Muster von zweckmäßigster und in Allem nachahmenswerther Einrichtung. In
diese Reihe gehören noch die Landwirthschaften der königlich ungarischen Gestüts-
domänen von Bäbolua und Kisber, würdige Rahmen der ungarischen Staatsgestüte. In
Bäbolna ist das Material des Staatsgestüts zum Theil rein arabisches Blut und von
arabischem Typus, der größere Theil aber Halbblut; mit diesem Material hat mau die
Starrheit jenes Schlages gebrochen, der sich in der Hand des Volkes befand und dessen
Verbesserung ein so wichtiges Interesse darbot. Im Gestüt von Kisber, welches 1853
gegründet wurde, wird englisches Vollblut und auch Halbblut von englischem Ursprung
gezogen. In Kisber ist nicht nur die Elite des auf dem Kontinent befindlichen Vollbluts
vereinigt, man sieht daselbst nicht nur den besten Charakter und die beste Form von Halb-
blut, sondern es ist überhaupt eine so treffliche, zweckmäßige Gebahrnng heimisch, daß sie
jedem Fachmann zur Freude und jedem Rathbedürftigen als Vorbild dienen kann. Dies
erklärt es, warum man aus den fernsten Landen dahin pilgert, und, wenn man einmal da
gewesen, mit Entzücken an das Gesehene zurückdenkt.
In Bäbolna beträgt der Efsectivbestand des Gestüts 592 Stück, darunter
155 Mutterstuten; zu Kisber 553 Stück, worunter 26 englische Vollblut-Mutterstuten und
127 Halbblut-Mutterstuten, überdieß acht englische Vollblut-Zuchthengste vorzüglichster
Art stehen.
Nicht nur an den oben erwähnten Orten, sondern im Allgemeinen bei allen größeren
Grundbesitzern, oder den Verwaltern ihrer Güter ist die gehörige Fachbildung vorhanden,
die sich in der Betriebsweise kund gibt. Die Besitzungen sind commassirt, der Cultur-
Ingenieur, dieser neuere wichtige Factor des laudwirthschaftlicheu Fortschrittes, hat, wo
nur irgend Raum dazu war, seine heilsame Thätigkeit begonnen. Auf diesen Besitzungen
sind die Grenzen, ja selbst die Ränder der einzelnen Tafeln mit Bäumen bepflanzt, unter
denen die Obstbäume immer häufiger werden. In diesem Theile des Landes erstarkt auch
schon der Associationsgeist; die Kleingrundbesitzer beginnen zum Ankauf von Maschinen,
ja da nnd dort auch zur Anschaffung besserer Zuchtthiere Genossenschaften zu bilden.
Deßgleichen ist das Material der Pferdezucht schon massiger, das Halten von schwereren
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch