Page - 429 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
Image of the Page - 429 -
Text of the Page - 429 -
429
Die südliche Grenzgegend ist romantisch und kann sowohl den Reisenden, als auch
den Jäger ergötzen; der Landwirth jedoch, der wohlbebaute Äcker, schönes Getreide, viel
gutes Futter und gut verwerthbares Vieh sucht, möge die Negojgegend verlassen und erst
uach Jahren dahin zurückkehren, wenn im Gefolge einer gebesserten Alpenwirthschaft, wie
sie versuchsweise im kleinen Maßstabe ja schon beginnt, vielleicht auch drunten in den
Thälern die Besserung in den übrigen Culturzweigen eintritt.
Jenes Gebiet des Landes jenseits des Kirälyhägö, wo, wenn auch nicht Berg nach
Berg, doch Hügel um Hügel sich hebt, ist die „Mezösög", eine stein- und baumlose Hügel-
gegend von etwa 400.000 Katastraljoch. In der Mezöseg ist der Boden oft vorzüglich.
Hinsichtlich seiner chemischen Bestandtheile, besonders seines Humusreichthums, gehört er
den reichsten Strecken des Landes an, doch hat er gewisse physikalische Eigenschaften, welche
bedingen, daß er nur bei sehr günstigen Witterungsverhältnissen eine gute Ernte gibt.
Wer in Galizien die Gegend von Horodenka besucht hat und auch die Mezöseg kennt, kann
zwischen beiden Landstrichen kaum einen Unterschied machen. Hier wie dort sieht er Hügel
aus schwarzem Lehmboden, auf einer weißen harten Unterlage, die indeß dort aus Gyps
besteht, während sie hier, besonders auf dem westlichen Theile des Längsdurchmessers,
durch Kochsalz gebildet wird, so lange nicht diese dem Rutschen unterworfenen Mezöseger
Hügel sich in Bewegung setzen.
Die Dörfer sind ziemlich groß, ihre Straßen jedoch so beschaffen, daß sie bei
trockenem Wetter die Räder gefährden, bei nassem aber wegen des klebrigen Bodens kaum
gangbar sind. Die Häuser sind recht ansehnlich; auf den meisten Höfen sind Maisspeicher
und Scheuer vorhanden; die Umgebung des Hauses wird aber nur in vereinzelten Fällen
durch Gärtnerei anziehend gemacht. Wie verschieden sind also in dieser Hinsicht die Dörfer
der Mezöseg von den Szekler Gemeinden! Selbst in den Fenstern erblickt man hier nur
selten eine Blume.
Weizeu, Korn und Mais bilden die Grundlage der Landwirthschaft in der Mezöseg;
auch Hafer trifft man ziemlich häufig, Gerste jedoch nur in geringerer Ausdehnung,
sporadisch wohl auch Raps. Die Cultur des Bodens ist beim kleinen Grundbesitzer keine
besondere, auch wird sie mit keinerlei Nettigkeit betrieben; doch wird die gute Bodencultur
auch durch die Zerstückelung der Güter behindert und ein bedeutenderer Aufschwung in
dieser Hinsicht ist erst nach ersolgter Commassirnng zu erwarten.
Die Mitte der Mezöseg ist nicht anmuthig; sie stellt sich als eiue Kette von Hügeln
dar, deren Lehnen hier und da umgebrochen sind, an vieleu Stellen aber Erdrntschuiigeu
zeigen. Die nicht umgebrochenen Theile siud Hutweiden oder in den Thalgründen Wiesen.
Bäume, Wald, oder überhaupt Anpflanzungen kommen kaum vor, dergleichen ist nur auf
deu Gütern einiger fortgeschritteneren Besitzer zusehen; der größere Grundbesitzer läßt sich
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch