Page - 432 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
Image of the Page - 432 -
Text of the Page - 432 -
432
werfen, wo Arbeitsliebe und Strebsamkeit heimisch sind und von wo aus der Markt von
Klausenburg so reichlich mit Garteuproducteu und Milch versorgt wird. Aber der Zug geht
ab und entführt uns über Nädas nach Bänffy-Huuyad, das gleichfalls ein strebsames Volk
bewohnt, unter ernstlichem Kampf um seine Landwirthschaft, wegen der hohen Lage des
Ortes. Von hier an senkt sich die Bahn, immer der Körös entlang, und hätten Axt und
Ziege nicht gar so arge Spuren an den Wäldern zurückgelassen, könnten wir sagen, sie
durchschneide eine liebliche Gegend.
Plötzlich gelangen wir durch eine enge Pforte hinaus und vor uns liegt ein breites
Thal entfaltet; gegenüber zeigt sich das Iie2-(Kupfer-)Gebirge und unter unseren Augen
liegt Äesd, berühmt durch seinen Kalk, der weithin ins Flachland ausgeführt wird. Der
Boden ist hier ein ziemlich kalter Thon, nicht reich an Humus und nicht durchlässig,
infolge dessen der Pflanzenbau hier keine leichte Sache genannt werden kann, während die
Schafzucht daselbst wegen der Egelkrankheit sozusagen unmöglich ist. Die Weide ist ziemlich
reich, der weiße Klee überall vorhanden, und da die Hornvieh- und Schweinezucht mehr
Erfolg bieten, wendet sich der Landwirth lieber diesen Zweigen zu. Die Gegend ist indessen
schön; rechts und links erheben sich anmuthige Hügelreihen, im Hintergrunde zeigt sich ein
hohes Gebirge und im Thale selbst sind überall Wälder vorhanden, welche schöne Auen bilden,
die Eintönigkeit der Linien angenehm unterbrechen und durch die gute Entwicklung ihrer
Bäume beweisen, daß der Untergrund auf jeden Fall der Eichencultur günstig sein muß.
Zwischen den Auen treffen wir Dörfer, welche von Rumänen bewohnt sind, und
wir glauben, daß der Bergbewohner gewiß mit neidischen Augen auf diese herabsieht. Es
ist wahr, daß die hier lebenden Rumänen schon besser wirthschaften, als die der Gegend
von Rezbäuya oder Beleuyes, doch ist ihr Ackerbau noch lange nicht befriedigend, die
Pflanzencultur primitiv, die Futterbereitung nicht sorgfältig genug. Das Hauptgewächs
ist der Mais; dieser bildet die Grundlage-für die Existenz des Volkes, er ist dessen Brod-
frucht, aus dessen Mehl die Hauswirthin eine Gattung von Brod bereitet, die man schon
mehrere Generationen hindurch gegessen und auf diese Art sich angewöhnt haben muß,
wenn man von ihrem Genuß nicht die schädlichsten Folgen verspüren soll. Ein wichtiges
Culturgewächs ist hier noch die Bohne, welche sich zu einem guten Ausfuhrartikel entwickeln
könnte, wenn jeder Landwirth, oder vielmehr die Landwirthe jedes Dorfes immer nur
die nämliche Sorte bauen würden. Was der Landwirth dieser Gegend sehr gut besorgt,
das ist die Wartung und Nutzung des Viehes, die er ganz rationell betreibt; er betrachtet
eben sein Zugvieh als ein Capital, welche durch Pflege vermehrt wird.
Der Zug überschreitet nun die Körösbrücke; rechts erhebt sich, mit Weingärten
bedeckt, die schon erwähnte Hügelreihe und links dehnt sich die „große Ebene" aus, deren
Schlußpunkt Großwardeiu bildet; vor uns liegt also „die endlose Fläche des Alföld".
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch