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geschnitten, sie weicht also von der den Tokajer Tranben nicht besonders ab. Die Lese
fällt in die zweite Hälfte des October, namentlich auf den besseren Bergen, und die
Lesenden sammeln die Trauben in gewöhnliche Zuber, in denen sie sie mittels hölzerner
Stampfen halbwegs zerquetschen. Ist der Zuber voll, so wird er vou zwei Mäuuern ins
Kelterhaus getragen, wo der Inhalt im Sack durchgetreten wird, worauf der Most ins
Faß, die Trebern in die Presse gelangen.
Im Osten des Landes, diesseits und zum Theil auch jenseits des Kirälyhägö liegt
der dritte, vorzügliche Weißweinbezirk Ungarns, das Ermellek, welches sich den westlichen
Ausläufern der siebenbürgischen Alpen entlang zieht. Sein Boden ist sandiger Lehm nnd
stellenweise steinig. Seine Traubensorten sind der berühmte rothe „Bakatvr" und die
„Erdei"-Traube. Diese beiden geben den vielbeliebten Ermelleker, der sich durch angenehme
Säuerlichkeit, einen leichten pikanten Nachgeschmack und sein eigenthümliches Gattnngs-
Bouquet sowohl im Lande als auch auswärts viele Freuude und Consnmenten erworben
hat. Die Cultiviruug des Rebstockes geschieht zum Theil auch hier, wie jenseits des
Kirälyhägö und in der Arader Gegend, nach dem sogenannten Bogenschnitte (Karikäs),
wobei der Stock viel trägt und, zumal in regnerischer Herbstzeit, keiner Fänlniß, noch
Verschlammung ausgesetzt ist. Bei der Lese wird auch hier der Zuber beuützt, uud der
Wem zum Theil dnrch Treten, znm Theil aber auch, namentlich bei großen Weingarten-
besitzern, mit Hilfe von Tranbenmühlen gewonnen.
Jenseits des Kirälyhägö wird, in Anbetracht der höheren Lage nnd des kühleren,
an atmosphärischen Niederschlügen reicheren Klimas, der Rebstock fast ausnahmsweise
nach dem Bogenschnitte enltivirt. Die besten Weine finden sich dort längs des Kokelflusses
und der Maros. Den Hauptstolz und die Specialitäten des Landes bilden aber der bei
Karlsburg wachsende Rözsamäler, der aromatische und dem Johannisberger ähnliche
Csomborder, der Töfalver Riesling, der chablisartige Sauviguon- und Semillou-Weiu
von Czelna und Jgen, endlich der Cabernet - Merlot'sche Rothwein von Gyeres und
Gombäs, der deu Medoc-Weiuen vollkommen gleichsteht.
Außer deu erwähnten vier wichtigsten Weißweinbezirken sind noch die Gegenden
des Neusiedlersees, Neszmelys und Grans hervorzuheben. In der ersteren wird
auch meist der Fnrmint (dort „Zapfner" genannt) und daneben die „Silberweiß" und
der Muskateller gebaut; sie geben einen angenehm säuerlichen Tischwein, dessen Haupt-
stapelplatz Ödenburg ist. Außerdem pflegt Rußt in besseren Jahrgängen auch einen
dünneren Ausbruchweiu zu liefern, obgleich in den letzten Jahren wenig zu geschehe»
scheint, um diesen aufrechtzuerhalten. In den Gegenden von Neszmely und Gran sind bei
niedrigem Rebenkopfschnitte meist die „Särfeher" und rothe Rosentranbe (tink^),
ferner die weiße Honig- und die langstielige Traube verbreitet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch