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Die Cultur der edleren Sorten von Tafeltraubett, sowie eine richtigere Weiu-
prodnetion und rationelle Kellerwirthschaft zu verbreiten, sind die durch deu Staat
erhaltenen Weinbauschulen in hohem Maße berufen, deren älteste auf dem Blocksberg
schon seit achtundzwanzig Jahren thätig ist; die übrigen fünf Schulen dieser Art lehren
in Tarezal (bei Tokaj), Menes (bei Arad), Dioszeg (im Ermellek), Nagy-Enyed (mitten
in Siebenbürgen) nnd in Preßburg die Grundsätze der rationellen Rebeneultnr und
Weinprodnction.
Gartenbau.
Die „Poesie der Landwirthschaft", wie Baron Gabriel Prönay in seiner akademischen
Abhandlung den Gartenbau nennt, hat auch in Ungarn gleich mit der Begründung fester
Wohnsitze ihren Anfang genommen, da in der Nähe derselben auch hierzulande alsbald
Gärten entstanden sind. Der culturverbreitende Einfluß der Römer machte sich in dieser
Richtung gleichfalls geltend, und von Septimins Severns findet sich erwähnt, daß er als
Proeonsnl von Pannonien dem Gartenbau einen stärkeren Jmpnls gegeben habe. In den
Bereich des Gartenbaues gehörte damals auch die Cultur solcher Pflanzen, deren Werth
in ihrer Heilkraft bestand. Als eine solche Pflanze Pannoniens erwähnt Plinins mit
besonderem Lob die saliunea (Narde). Natürlich hielt auch die Zucht der Obstbäume
gleichen Schritt mit der Gärtnerei nnd es wurden seit den Antoninen im oberen Pannonien
sechsundzwanzig, im unteren fünfundzwanzig namhaftere Städte erbaut, welche auf dem
Terrain der ausgerodeten Wälder und abgeleiteten Sümpfe unter Anderem der Obstcultur
oblagen. Und wenn Kaiser Gallienns im IV. Jahrhundert keinen schöneren und cultivir-
teren Landestheil fand, um ihn mit dem Namen seiner Gattin zu schmücken, so läßt sich
wohl auuehmeu, daß die Valeria- auch hinsichtlich des Gartenbaues auf eiuer
hohen Stufe gestanden sei.
Die Völkerwanderung allerdings mußte auch die Gärten zur Wüstenei verstampfen,
sie konnte indeß nicht jede Spur dieses entwickelten Zweiges der Landwirthschaft austilgen.
In jenem Theile Ungarns, der nach Niederwerfung der Avaren dem fränkischen Reiche
einverleibt wurde und auch unter dem Schutze des berühmten Capitnlare (,cle villis«)
Karls des Großen stand, rechneten wenigstens die Wohnsitze der königlichen Vögte, wo der
Administrator und die übrigen Beamten der Wirthschaft wohnten (nach Wenzel Nyerges-
Ujfaln uud Zircz), und welche zusammen mit den zugehörigen Meierhöfen ,eurtes", Höfe
genannt wurden, gerade auf Grund der Verfügung dieses Capitulare auch die Cultur der
Weinberge und Gärten znr Sphäre ihres Betriebes. Es läßt sich unschwer nachweisen,
daß die Magyaren der Einwanderung diesen Theil des Landes im Znstande einer weit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Volume 5
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Volume
- 5
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 22.5 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch