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von jenen flimmernden Weiten gerne zu den Geländen zurück, die sich wie ein bnnter
Teppich um den Fnß der Vorberge ausbreiten, auf das vielgestaltige, gesegnete, schöne
Oberösterreich!
Das Donauthal von Lassan bis Linz.
Durch den Südrand jenes Granitstockes, welcher dem Massiv des Böhmerwaldes
angehört, ist eine Furche gerissen, deren Hauptrichtung von Nordwest gegen Südost läuft,
die aber auch vielfache, ja geradezu rückläufige Abweichungen von dieser Richtung ein-
schlägt und dadurch Krümmungen mannigfachster Art bildet. Auf dem Grunde dieses eigen-
sinnig fortschreitenden Risses strömt heute die Donau in die österreichischen Lande ein;
hohe Felswände umrahmen den Strom längs des größten Theiles der Strecke von Passau
bis Linz aus beiden Ufern, so daß sich an den Fuß derselbe» uur hier und da schmale
Streifen Landes anzusetzen vermochten, welche Raum für größere Ortschaften nur an
wenigen Punkten bieten. Waldesgrüne Einsamkeit bildet den vorherrschenden Charakter
der Ufer, au deren steilen Gehängen, Leithen im Volksmunde genannt, sich nnr selten
ein wenig belebtes Sträßchen hinzieht. Ebenso stille wie an den Uferwänden gehts ans
dem Strome selbst her.
Aber in der Stille dieser Stromlandschaften schlummert keiu träumerisches Idyll.
Wie mit Riesensänsten auseinandergerissen, starren die Felswände einander gegenüber;
zahlreiche Geröllströme erzählen von dem zeitweiligen Zusammenbruche abenteuerlich
geformter Gneißfelfen, welche drohend aus den Buchen ragen; das Wasser schießt rasch
thalabwärts, gar oft um Klippen schäumend, uud Burgen und Rnineu alter Raub-
nester mit ihren Streitthürmen blicken trotzig von den hohen Uferwänden herab. Wir
empfinden etwas von dem Hauche einer großen Vergangenheit uud es ist, als ob der
eiufame Strom sich dessen bewußt wäre, daß er seit Jahrtausenden eine Straße welt-
umgestalteud eiu Herschreiteuder Ereignisse, der Träger und Vermittler abendländischer
Cultur, der natürliche Begründer eines großen Reiches war.
Wir verlassen Passan zu Schiffe; der unvergleichliche Blick auf die zwischen drei
zusammenströmenden Gewässern, dem Inn, der Donau und der Jlz, ragende alter-
thümliche Bischofstadt bleibt uns ziemlich lange offen. Dann treten die Höhen des Sau-
waldes dichter und schroffer an den Strom heran, ein derber Granitblock schiebt sich
vor und zwingt ihn zum Ausbnge; auf dem Felsen thront eine malerische Ruine
„Krämpelstein", vom Volke nach einer alten Sage das „Schneiderschlöss'l" genannt,
das erste in die Augen fallende Gebände anf österreichischem Boden. Nun verengt sich das
Strombett; immer ernster wird die Landschaft; die wenigen alten Orte, deren auf „Zell"
endigende Namen, wie Hafnerzell, Engelhartszell, Freizell, Inzell?c. an ihre Entstehuug
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch