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Jetzt verschwinden auf mehrere Meilen lang fast alle menschlichen Ansiedlnngen am
Ufer. Die Schlucht wird noch enger, die Felswände, deren Dunkelgrau nur im Herbst
von dem Golde verkrüppelten Buchengestriippes belebt wird, werdeu noch steiler und
höher, der Fluß windet und krümmt sich uach allen Richtungen und die Brandung rauscht
an dem Geklippe. Nur au zwei Stelleu, dort, wo die kleine und die große Michel von dem
Granitplateau des Mühlviertels herabstürzen, sind kleine Orte, Obermühl und Untermühl,
seit alten Zeiten Stapelplätze der ungeheueren Holzmassen, die ans dem Mühlviertel und
dem Böhmerwalde herausgeschwemmt werden. Über letzterem erhebt sich auf waldigem
AbHange eine der größten Burgen des Landes, Schloß Neuhaus; an einem scharfen Bnge
thronend, beherrscht es das seeartig eingeschlossene Donaubecken nach aus- uud abwärts.
Noch eine kurze Fahrt in waldiger Enge, und der Typus der Landschaft ändert sich
bei Aschach mit einem Male; die Schlucht öffnet sich, die Berge treten ans beiden Seiten
weit vom Ufer zurück, eine sonnige Ebene breitet sich ans, über deren Südrand die fernen
Gletscher des Dachsteines glänzen und der Trauusteiu wie eiu riesiger Bergfried Wache
hält. Grauitfels und Nadelwald verschwinden und üppiges Gartenland tritt an die Stelle.
Der „Uffgau so hieß die Ebeue im frühen Mittelalter, ist der wärmste Winkel des ganzen
Landes; an seinen sonnigen Hügeln wnrde noch bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts
Wein gebaut; hat doch Kaiser Max dem Markte Aschach uebst mancherlei Privilegien die
Traube ins Wappen verliehen. Seither freilich hat der Aschacher Wein seine Berühmtheit
verloren und es ist nur eiuer selbstlosen Tradition des würdigen Pfarrhofes zu Hartkircheu
zu verdanken, daß von demselben nach altem guten Brauch noch etwa ein Joch Grund
als Weinberg gepflegt wird; es ist der einzige im Lande, denn an Stelle der Reben-
cultur ist der Anbau von Krant und Zwiebeln getreten, der den Nameu des Aschacher
und Eferdiuger „Krautlandes" im fernen Wien und viel weiter uoch au der Douau hinab
bekannt gemacht hat.
Auch der Strom, der so lange im schmalen Felsenbette eingezwängt war, läßt sich
hier behaglich ins Breite ans, theilt sich in mehrere Arme uud riuut uuu so gemächlich
dahin wie sein Nebenflüßchen, die „faule Aschach", deren braunes warmes Wasser gar
nicht aus ihreu seeroseubedeckteu Tümpeln heraus will. Zwischen den hohen Weiden uud
Silberpappeln der Ufer wird ab uud zu ein Kirchthnrin, eine Ruine, ein Schlößchen
sichtbar; zahlreiche, meist uralte Orte liegen inmitten der wogenden Weizenfelder, worunter
Eferding, das römische Mariuiauum, schon im Nibelungenliede erwähnt ist. Wir sind im
Herzen der ehemaligen Grafschaft Schaunberg, zn Füßen der gewaltigen Rnine Schanii-
burg, einst des Stammsitzes des mächtigsten Dynastengeschlechtes von Oberösterreich;
uralte Linden und Rüstern ragen nun mit ihren Laubkronen über die Zugbrücke auf, der
große Thurm ist geborsten, die Kapelle eingestürzt, wilde Rosen und Brombeeren umranken
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch