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an den Windberg hinauf; der erste Morgenschein findet sie auf dem Plane, svwie es nach
einem Jahrhundert wieder zu tagen beginnt.
Die Einwanderer trafen ein verödetes, fast menschenleeres Land. Die Reste zurück-
gebliebener Romanen waren aus der Ebene in die Berge geflohen, weite Strecken hatte
der aufschießende Wald wieder in Besitz genommen und zahlreiche Ortsnamen sprechen
deutlicher, als es annalistische Angaben könnten, von germanischer Urbarmachung des
Bodens. Die Tannen und Fichten des unermeßlichen Nordwaldes spiegelten sich in den
Fluten der Donau; auch unter Landshag blieb er von diesem Strome kaum einige Meilen
entfernt. Am rechten Stromufer reichte der Passauer Wald bis gegen Aschach. „Im
Walde" heißt noch nach einem Jahrtausend bei dem Volke das ganze Gebiet. Der
Weilhart, Höhnhart und der Kobernanser Wald sind nur Überbleibsel weitaus größerer
Forste, und Karl der Große kennt die lachende Umgebung von Kreinsmünster als bloßes
Waldgebiet. Der Landstrich am rechten Ufer der Steyr war lange in Waldesnacht begraben
ilnd in das Thal von Windifchgarsten stieg noch später die Flutwelle baierischer Besiedlung.
Unsere Vorfahren waren dem Heidenthnme ergeben. Nur wenige Romanen mögen
den heiligen Rupert auf seiner ersten Missionsreise an der alten Stätte Lanriacums
begrüßt haben, denn wie Ovilava ist auch dieser alte Römerort völlig uutergegaugcu.
Rupert begann und Emmeram vollendete die Bekehrung des Stammes, die kirchliche
Einrichtung Baierus hat jedoch erst der Apostel der Deutschen, Bonifatius, vollzogen (739).
Der Gaubischof Wulfilo nahm seinen ständigen Sitz in Passau, bei dessen Sprengel das
Land ob der Euus durch ein volles Jahrtausend verblieben ist. Nun begannen auch
Beuedictinerklöster sich zu erheben, „diese festen Burgen christlicher Gesittung und
materieller Cultur". Zwar wurde das Grab des heiligen Florian, seit frühester Zeit ein
Gegenstand gläubiger Verehrung, nur von einer Zelle bewacht, aber Mondsee und
Kremsmünster verdanken den Agilolsiugern ihre Entstehung. In jenes berief Herzog
Odilo Benedictinermönche aus dem fernen Monte Cafsiuo 748, die Gründung an der
Krems 777 galt, gleich jener von Jnnichen, „der Bekehrung des ungläubigen Geschlechtes
der Slaven" und ihrer Germauisiruug; denn bis an die untere Steyr reichte Karantanien,
das Tassilo fünf Jahre vorher seiner Herrschaft unterworfen, und selbst über diese Grenze
hinaus pflügten die Slaven im Flachlande und rodeten am Fuße des Priel. Benedietiner-
hand hat die Waldwilduiß gelichtet und christliche Gesittung und deutsche Art bis auf die
Höhe des Pyhru getragen.
Das Herrscherhaus der Agilolfinger erlag seinem Geschicke; der Herzogswürde
entsetzt, verschwindet Tassilo, zum Mönch geschoren, in einem Kloster 788. Keine Auf-
zeichnung meldet das Jahr seines Todes, aber sein Sterbetag, von treuer Erinnerung
bewahrt, wird nach elf Jahrhunderten noch pietätvoll von seiner Stiftung begangen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch