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weltliche Große haben verödetes oder nngerodetes Land, das ihnen königliche oder fürstliche
Schenkung verliehen, dauernd der Cultur zugeführt.
In Passau mehrte durch Kaiser Ottos Guust Bischof Pilgrim des Hochstiftes Besitz.
Sein Streben nach Metropolitanrechten aber scheiterte an dem Widerstande des Erzbischoss
Friedrich von Salzburg; das Phantom eines Lorcher Erzbisthums, welches er zuerst auf
die Bildfläche gerufen, ist vor der historischen Kritik unserer Tage zerstoben.
Den Schlußstein zur Colonisation unseres Landes hat die freigebige Hand Kaiser
Heinrichs II. gelegt. Das Bisthum Bamberg stattete er aus im Thale von Kirchdorf und
Windischgarsten, im Attergau und an der Mattig: dem Frauenstifte Niedernbnrg in Passau
verlieh er den Waldstrich von der Jlz bis an die Rotel zu eigen (1010). Dort haben
fränkische Kolonisten die Forste in engere Grenzen verwiesen, hier Passaus Dienstlente im
Urwalde die Axt emsig geschwungen.
Die Herzogsgewalt war iu Baiern nach dem Ausgange der Karolinger von Arnulf
wieder erneuert worden, aber die Gaue waren zerfallen, der geschlossene Besitz der Gerichts-
herren zur Grafschaft geworden, der Heerbann in ein Lehenheer unigestaltet, die große
Masse der Gemeinfreien verschwunden und zu Schutzbefohlenen oder eigenen Leuten herab-
gesunken. Hofdienst und Kriegsdienst begannen den unfreien Dienstmann zu adeln.
Im XI. Jahrhunderte tritt im alten Tranngau bedeutsam eiu mächtiges Grasen-
geschlecht hervor: Lambach war sein Sitz, aber bis an die March faudeu sich seine Allode.
Nach dem Sturze Herzog Adalberos von Kärnten hat Graf Arnold vou Lambach die
karantanische Mark vom Reiche (1036), sein streitbarer Sohu Gottfried die Grafschaft im
Euusthale vou Salzburg erlangt. Znr Behauptung des neuen, zum Schirme des alten
Besitzes, als Brückenkopf für beide' erhoben sich auf Kärutuer Bodeu die Ziuueu der
Steyrbnrg; von der deutschen Heldensage anmnthig umraukt, hat sie dem schöueu Nachbar-
lande den Namen gegeben. Zum ersten Male trat das Gebiet diesseits des Pyhrn znr
heutigen Steiermark in Beziehungen; erst nach zwei Jahrhunderten wurden sie wieder gelöst.
Zwar erlosch schon mit den neuen Markgrafen ihr Geschlecht, aber der alt-traun-
gausche Besitz fiel an den blutsverwandten Grafen Ottokar aus dem Chiemgau und ihm
wurde anch die Kärntner Mark zntheil. Kurzlebig war die Herrschaft des neuen Dynasten,
nach vier Jahren (1059) verschwindet er vom historischen Schauplatze; erst nach fast zwei
Deeennien (1078) wird wieder ein Chiemgauer von den hochgehenden Wogen des
Jnvestiturstreites ans die Oberfläche getragen. Markgraf nennt sich der zweite Ottokar, doch
reicht seine Gewalt nicht über die Tauern. Bis an sein Ende (1122) ist er auf päpstlicher
Seite gestanden, und sicher hat er die Markgrafengewalt vom Gegenkönig Rudolf erhalten.
Mit den Eppensteinern von Kärnten traf er am Abend seines Lebens ein Abkommen und
beschränkte den Markgrafentitel auf seiueu Allodialbesitz Sttyr.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch