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Schon glaubten die Stände die Rebellen vor Linz zu sehen; das Schloß wurde
armirt und die Besatzung verstärkt. Aber den Ausständischen fehlte die einheitliche Leitung,
obwohl durch Trannviertler verstärkt, beuteten sie ihren Sieg nicht aus. Sie baten viel-
mehr um Stillstand und gaben die Gefangenen frei. Die kaiserliche Commission begann
die Unterthanen vorznsordern nnd zu verhören. Der Aufruhr schien im Erlöschen, aber
nochmals wurde die Glut unter der Asche entfacht.
Auf die Knnde von der Hinrichtnng zweier Unterthanen, die den Burggrafen von
Steyr mit ihreu Hacke» bedroht, erhob sich das Trauuviertel; der Wirth Georg Tasch
von Pettenbach uud der Gatterbauer zu Kiesenberg Hans Gundeudorser („Salig") stellten
sich an die Spitze der Bauern. Am 1. December 1596 umlagerten sie Steyr, von Nieder-
österreich zogen fünftausend Rebellen heran. Aber der Stadtrath weigerte den Bauern den
Einlaß und die zunehmende Kälte erzwang ihren Abzug. In wenigen Wochen verliefen
sich die Scharen diesseits und jenseits der Tränn.
Am 8. Mai 1597 beantwortete der Kaiser die Beschwerdeschrist der Bauernaus-
schüsse. Die Ablieferung der Wehren, die Zurückstellung der Kirche», die Abschaffung der
Prädieanten wurde geböte», die Robot auf vierzehn Tage bestimmt »ud de» Beschwerden
des Unterthans durch Beschränkung der Herreufordernngen Rechnung getragen. Das
Begehren um freie Übuug der Augsburgischen Eonfession mußte uach der Sachlage
unbeantwortet bleiben.
Ein ständisches Fähnlein unter dem Befehle Gotthards von Starhemberg brachte
in raschem Exeentionsznge alle Biertel des Landes zur Ruhe; die ergriffenen Rädelsführer,
fiebennndzwanzig au der Zahl, ließ Starhemberg standrechtlich aufknüpfen nnd ihre Höfe
niederbrennen. Tasch und Salig wurden nach der Hand ergriffen, iu Steyr uud Wels
fielen ihre Köpfe unter dem Schwerte des Henkers.
Die Bezwingung des langwierigen Aufruhrs bot die Gelegenheit, die ihr Bett über-
flutende eonfefsionelle Bewegung einzndämmeu uud die nen eingedrungenen evangelischen
Prediger zu eutserneu. Iu Steyr wurde das Gymnasium geschlossen, in Linz die
evangelische Religiousübung im Landhanse unterdrückt und die Landschastsschnle aufgelöst;
der Jesuitenprediger Scherer machte mit Erfolg Propaganda für den Katholicismus. Der
Widerstand der Salzarbeiter im Salzkammergute wurde mit salzburgischem Kriegsvolke
niedergeschlagen. Mit dem Tode Hans Jakob Löbls erlahmte die Gege»reformatio», die
Geldstrafen blieben auf dem Papier, die Pfarren des Hochstiftes Passau in den Händen
des Adels.
Der Bruderzwist zwischen Kaiser Rudolf nnd Erzherzog Matthias führte zum voll-
ständigen Ubergewicht der Stände. Vor der Huldigung verlangten sie die Freiheit der
Religion auch für Städte und Märkte nnd die Wiederherstellung in Schule und Kirche. Ans
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch