Page - 96 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
Image of the Page - 96 -
Text of the Page - 96 -
96
geschmälert durch die Betrachtung, das; seine rücksichtslose Härte, welche ihn das Land als
erobertes behandeln hieß, und die Zügellosigkeit seines Kriegsvolkes, der er in keiner
Weise entgegentrat, den bewaffneten Widerstand des Landvolkes zur Abschüttlnng des
unerträglichen Joches hervorgerufen hat.
Die Schlacht am Weißen Berge vernichtete die letzten Hoffnungen der Stände auf
Wiederherstellung ihrer Macht; die Schuldigsten wurde» zur Haft gebracht, Tscherueinbl,
Helmhart Jörger, Geymann und Unynad waren ins böhmische Lager entflohen. Ober-
österreich wurde dem Herzoge von Baiern für die Kriegskosten verpfändet, fünftausend
Mann zu Fuß und zu Roß blieben im Lande, dem ihre Verpflegung oblag.
Gestützt auf die Bestimmungen des Augsburger Reichsabschiedes schritt der Kaiser
zur Wiederherstellung der Glaubenseinheit im Lande ob der Enns. Unter Trompetenschall
wurde am 4. October 1624 das kaiserliche Mandat verkündet, das allen protestautischen
Predigern und Schullehrern gebot, binnen acht Tagen das Land zu verlassen. Die Pfarren
wurden mit katholischen Priestern besetzt, in Steyr, Linz uud Euus Katholiken zn Bürger-
meistern und Stadtrichtern bestellt.
In Zwischwalden (Frankenburg) kam es am 11. Mai des Jahres 1625 zu offenem
Aufruhr; Pfarrer und Kaplan wurden bedroht, in den Orten Neukirchen, Böcklaniarkt,
Gmupern und Pondorf riefen die Glocken zuni Sturme, der Pfleger wurde von den
Bauern im Schlosse belagert.
Mit zwölfhundert Musketieren und drei Stücken traf der Statthalter am 15. Mai
in Frankenburg ein. Die rebellischen fünf Pfarren wurden unter Androhung der Todes-
strafe auf de« folgenden Tag auf das Haushamerfeld bei der großen Linde beschieden.
Die Erschienenen wurden umstellt, die ansehnlichsten sollten für das Beginnen büßen.
Auf schwarzem Mantel unter der Linde fielen die Würfel um Leben und Tod. Von
neunzehn, die dem Tode verfallen, wurden zwei noch begnadigt, die übrigen an der Linde
und auf den Kirchthürmen zu Zwischwalden, Vöcklamarkt und Neukirchen gehenkt.
Das rechtlose, brutale Verfahren steigerte die Erbitterung der Bauern zum tiefsteu
Rachegefühl; ihr stets wiederkehrendes Verlangen im Bauernkriege ist auf die Auslieferung
des „Bluthundes" gerichtet.
Die Stände hatten sich dem Kaiser unbedingt unterworfen und ihre Kniee gebeugt;
am 10. October wurde das Reformationspatent verkündet. Nur den alten wirklichen
Herren und Rittern wurde für ihre Person die evangelische Religivnsübnng auch ferner
gestattet, der gemeine Mann hatte bis Ostern zur katholischen Confession überzutreten oder
das Land zu räume». Nach unkatholischen Büchern wurde gefahndet, die Landschaftsschule
neuerlich unterdrückt und das Schulwesen in die Hände der Jesuiten gelegt — das Linzer
Gymnasium ist ihre Schöpfung —, die lateinische Schule iu Mondsee (seit 1514) und das
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Volume 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch