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Am 28. Juni umritt Fadinger die iuuere Stadt uud ward in der Nähe des
Landhanses der Zielpunkt der Soldaten; das Pferd wurde ihm uutcr dem Leibe erschossen
und ihm selbst durch eine Kugel der Schenkel zerschmettert. Er wurde von seinem Gefolge
nach der Vorstadt in Sicherheit gebracht, Pistolen und Schwert aber erbeuteten die aus-
fallenden Soldaten; die planlose Bereuuuug des Schlosses uud der Stadt endigte mit
großem Verluste der Angreifer. Am 30. Juni gingen die Vorstädte in Flammen auf uud
am nächsten Tage fiel Freistadt durch Verrath in die Hände der Rebellen. Enns wurde
von den Banern beschossen. Von seinem Schmerzenslager aus bestimmte Fadinger Steyr
zum Verhandlnngsorte mit den Ständen und empfing noch einen Gesandten des dänischen
Königs; am 5. Juli erlag er seiner schweren Verwundung.
Fadinger war kein idealer Held, zu welchem ihn spätere Dichtung verklärte.
Unerbittlich gegen seine Feinde, hat er mit gleicher Strenge sein Ansehen bei seinen
Gefährten gewahrt. Äußerem Prunk war er nicht abgeneigt, Grausamkeiten hat er
persönlich nie anbefohlen, begangene aber auch nicht geahndet. Kein authentisches Bildniß
hat uns seine Züge erhalten, aber unauslöschlich lebt sein Name im Muude des Volkes.
Mit seinem Tode wich das Glück von den Fahnen der Bauern. Sein Nachfolger
Christof Zeller war eine rohe Natur ohne Geschick; er fiel schon am 18. Jnli im Kampfe
mit baierifchen Musketieren, welchen es gelungen war, Geschütze und Proviant in die
hungernde Stadt Linz zu briugeu. Zum Oberhauptmauu wurde der Befehlshaber des
Lagers in der Weiberau erwählt, Ritter Achaz Wiellinger von der Au, ein Mann ohne
persönlichen Muth und bar aller Fähigkeiten. Er bot den Kern seiner Bewaffneten anf in
das „christliche Feldlager vor Linz" nnd wagte am 21. Juli Nachts den Sturm. Durch
eine Maueröffnung drangen sechshundert Bauern ein, sie wurden aber bis auf vierzig
getödtet, welche Herberstorf frei in das Banernlager entließ.
Oberst Hans Christof Löbl ging am 23. Juli Nachts mit dem kaiserlichen Kriegsvolk
über die Enns, verjagte die Belagerer und rückte nach Ebelsberg vor; Wiellinger entwich
nach Weiberau uud ließ vor Linz den Banernhanptmann Andreas Hämel zurück. Mit
Patent vom 24. Juli forderte der Kaiser die Bauernschaft anf, ihre Beschwerden vor der
von ihm ernannten Commission anzubringen, indessen aber Stillstand zu halten; für alle
Fälle ernannte er die Obersten Löbl und Weikhart von Anersperg zu Anführer» seiner
Truppen nnd bewarb sich um baierische Hilfe. Seinem Verlangen um Abberufung des
Statthalters zeigte sich der Kurfürst abgeneigt.
Die Bauern beschlossen, mit der Eroberung von Linz eine vollendete Thatsache zn
schaffen. Am 29. Juli lause» sie neuerlich Sturm, mit Holzbündeln füllen sie den Stadt-
graben, das Geschützfeuer deeimirt sie, scheucht sie aber nicht zurück; immer wieder nahen
Tausende den Gräben, Pechkugeln und Pechkränze setzen das Holz in Flammen u«d die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch