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finden wir anch in Oberösterreich die Vertreter eines kosmopolitischen Hnmanisinns mit
Allem, was darum und daran ist.
Altdeutsche Biederkeit, Ehrlichkeit in Handel und Wandel, treues Festhalten an dem
von den Vätern ererbten Glauben, tiefreligiöser Sinn, unerschütterliches Gottvertrauen,
das nicht wankt und weicht — auch im Unglück nicht, der Glanz keuscher Sitte, weun auch
nicht ohne einige Schlagschatten, Treue im Worthalten gehören zu den Lichtseiten des
Oberösterreichers. „Ein Mann ein Wort", das ist sein Stolz, und die Bekräftigung mit
dem Handschlag verpflichtet mehr als anderwärts ein Eidschwur oder ein Vertrag mit
einem halben Dutzend Zeugen.
Der Oberösterreicher hält etwas auf seiueu Grund und Boden, anf seinen Wald nnd
seine Alpentrift, auf sein Handwerk nnd seine Kunst. Er fühlt sich und freut sich iu seinem
Besitze nnd läßt es Andere wohl anch merken, wer er ist. Er liebt es nicht, daß man seinem
Selbstgefühl zu nahe tritt. Langsam im Entschluß, läßt er sich in der Ausführung des
einmal Beschlossenen so leicht nicht mehr aufhalten. Mit Zähigkeit, ja mit einem ziemlichen
Grade von Hartnäckigkeit verharrt er bei dem einmal begonnenen Werke. Dabei zeichnet
den Oberösterreicher große Herzensgüte aus. Wo die Noth um Hilfe ruft, da greifen
hundert Hände zu, uud der Arme klopft nicht leicht umsoust an eine Thür. Um dem
Massenelend der modernen Zeit zu begegnen, sind zahlreiche Wohlthätigkeitsvereine und
Wohlthätigkeitsanstalten im Lande, und dieselben prosperiren nicht blos bezüglich der
Zahl derer, die solche Vereine und Anstalten in Anspruch uehmeu, sondern auch durch die
Anzahl ihrer opferwilligen Mitglieder und durch die Summen, welche von Privatpersonen,
von den Gemeinden und vom Lande für solche Anstalten aufgewendet werden.
Aber diese Herzensgüte wird nicht zur Schwäche. Fester Ernst nnd ruhige
Besonnenheit sind dem Oberösterreicher eigen. Wo Gefahr droht, da stellt er seinen Mann.
Wenn die Baumstämme von der Felswand herabpoltern, steht der Holzknecht ruhig
mit seinem Beil daneben; wenn auf der Alm eiue Kuh iu de» Abgrund stürzt, steigt die
Sennerin kühn in die Tiefe nieder; wo der Gemsbock durch die Klippen springt, folgt ihm
der Jäger und der Wilddieb unverzagt; wenn die entfesselten Elemente toben, stellt man
sich ihnen kühn zur Wehr uud vor dem Feind hat die „schwarzgelbe Brigade" — mit Recht
wird sie die „eiserne" genannt — zn der Oberösterreich seine Söhne stellt, noch nie gewankt.
Neben der Opferwilligkeit für wohlthätige Zwecke steht aber auch Sparsamkeit. Im
eigenen Hause bringt man hänfig den Grundsatz zur Geltung: „Haaderu hilft Hausen",
das heißt mit Abgetragenem und Abgenütztem sich behelfen, bringt etwas in das Haus; und
wenn Ausgaben zu Dinge» verlangt werden, die den Leuteu nicht nach dem Sinne sind,
halten sie ihre Taschen hübsch zugeknöpft oder gebeu nur mit Jammern und Klagen.
Dagegen, wenn es gilt, sich sehen zu lassen, bei Hochzeiten, Jahrmärkten und dergleichen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch