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und selbst den Zugthieren, die dabei benützt werden, wird Brod gegeben, und bei der
Todtenzehrnng, wenn sie noch so einfach ist, darf wenigstens das Brod nicht fehlen.
Wird der Todte aus dem Haus getragen, so werden zuvor noch siins Vaternnser für
de» Todten und ein Baternnser „für dasjenige von deu Anwesenden, das zuerst uachö
muß", gebetet. Hat jemand von den leidtragenden „Freunden" Fassung genug, so spricht
er au der Bahre im Namen des Todten noch: „B'hüet die Gott, mei lieber Gegentheil;
b'hüet enk Gott meine lieben Kinder; b'hüet enk Gott meine lieben Freund' und Bekannten".
Statt dessen wird oft auch ein „Urlaublied" gesuugeu, aus dem der gleiche Grund-
gedanke herausklingt. Über der Thürschwelle des Hauses wird die Bahre dreimal gehoben
und wieder niedergesetzt, wobei der Vorbeter absatzweise spricht: „Fahre hin, christliche
Seele, in dem Namen, in dem du getauft bist; im Namen des Vaters, der dich erschaffen,
im Namen des Sohnes, der dich erlöset hat; fahre hin, christliche Seele, im Nameu des
heiligen Geistes, der dich geheiliget hat," oder es wird wenigstens gesagt: „Im Namen
Gottes des Vaters uud des Sohnes uud des heiligen Geistes. Amen." Während die Träger
die Bahre heben, spricht der Vorbeter im Namen des Todten: „Gelobt sei Jesus Christus"
und alle Leidtrageudeu antworten: „In Ewigkeit!"
Wird die Leiche ans dem Hause gebracht, soll Alles iu demselben gerüttelt werden,
damit es nicht „abstehe". Man rüttelt das Faß im Keller, den Bottich mit dem Sauer-
kraut, den Bienenstock, damit Most, Essig nnd Sauerkraut uicht „abstehe" und die Bienen
nicht davonfliegen. Selbst das Vieh im Stalle muß sich bewegen, „damit die Seele
des Verstorbenen sich nirgend aufhalten könne". Die Leiche wird zu Grabe getragen, die
Kindesleiche vom Göd'u oder von der „God'n", Jünglinge nnd Jungfrauen von Ihres-
gleichen, „Göd" nnd „God'n" von denen, die sie zur Taufe oder Firmuug gehalten haben.
Oder die Leiche wird zum Friedhof gefahren, je nach Umständen mit einem oder zwei
Paar Pferden oder Ochsen. Der Fuhrmann darf dabei nicht zurückschauen und bergab
keinen Radschuh eiulegeu. Die Strohbauschen, auf denen der Sarg auf dem Wagen
gelegen, mnß er auf dem Heimweg ins Wasser werfen, und wenn er heimkommt, die
Peitsche, dereu er sich auf der Fahrt bediente, rücklings über den Kops wegwerfen.
Außerdem mnß er von dem benützten Wagen' die Räder auf der liukeu Seite (anderwärts
die auf der rechten) von der Achse ziehen, damit „der Tod absitzen kann", und selbe drei
Tage oder auch länger unter den Baum legen, an welchen man den „Ofenwisch" zu häugeu
pflegt. Dorthin oder zu dem Lebensbaum des Verstorbenen (vergleiche die Taufgebräuche)
wird auch das Brett gebracht nebst dem Schrägen, worauf die Leiche gelegen hat. Das
Stroh aus dem Bette, in welchem ein Mensch verschied, wird .verbrannt oder in fließendes
Wasser geworfen, damit es uicht dem Vieh im Stalle, noch der Saat auf dem Felde
schade. Inzwischen geleiten die Leidtragenden den Todten zum Grabe, wohnen dem Trauer-
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch